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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Widerspruchslösung

Es ist schön und nützlich, weniger fernzusehen, und sei es deshalb, weil man, sieht man doch mal wieder die Tagesthemen, einem das alles so wundersam frisch (lies: „frisch“) vorkommt und neue Begeisterung sich rauschend einstellt: wie etwa die Börsendame so aufgeräumt von den „Chancen der Künstlichen Intelligenz“ schwärmt und dass das (zirka) ein Megathema ist und die Industrie sich darauf einstellen muss und freilich wird usw., also alles inskünftig dank 5G noch schneller, noch effizienter, noch automatisierter vonstatten geht und noch vielviel mehr Wachstum dabei herausspringt, das Land im internationalen Wettbewerb gut aufzustellen – und dass Kollege Dath neulich von einer „erschöpften, ungerechten und wahnsinnigen Welt“ schrieb, macht da schon gar nix mehr, und um so weniger, als die Zeitung, wo er’s schrieb, von sehr viel, ja „dramatisch“ (SZ) viel weniger Menschen gelesen wird, als Tagesthemen gucken. Und also ist, nach Lage der Dinge wie der Börse, „alles, alles gut“ (Jupp Eichendorff) und auch jedenfalls viel, ja „massiv“ (SZ) besser als bei der Aktuellen Kamera des DDR-Fernsehens, wo (wg. Diktatur des SED-Regimes) immer alle einverstanden waren, und das sind sie bei ARD und ZDF ja nun überhaupt nicht. Wir haben ja auch keine Diktatur, ein Dax-Regime etwa.

Der Heute-Journalist Claus Kleber z.B. Der ist nicht einverstanden, der ist kritisch, außer vielleicht bei der Wahl seiner Sakkos (am Kragen immer viel zu weit, achten Sie mal drauf, vorbildlich dagegen: I. Zamperoni) oder wenn es um 70 Jahre Nato geht. Dann fasst er die Geschichte des Nordatlantikpakts ungefähr so zusammen, dass die Nato erst sehr schön den aggressiven Russen hinter der Elbe gehalten habe, und nun sei der aggressive Russe wieder da, und darum müsse die Nato jetzt zusammenstehen. Bei Sachen also, die der gesunde Menschenverstand nicht anzweifelt, da lässt Kleber die kritischen Zügel auch mal locker in der Hand; bei anderen Sachen, die der gesunde Menschenverstand  (seiner!) zwar genausowenig anzweifelt, die von der verstandesfernen Politik aber ignoriert werden, da zieht Klaus Cleber (oder unseretwegen andersherum) andere Saiten auf. Und z.B. der Annalena Baerbock („Die Bündnisgrünen“) die Hammelbeine lang.

„ … ich bin kein ausgeklügelt Buch / Ich bin ein Mensch mit seinem Widerspruch …“ C.F. Meyer, 1872

Die will nämlich nicht, dass man Leute, die sich nicht als Organspender deklariert haben, einfach so ausräumt. Der Kleber will aber schon, weil er zwar, einerseits, Journalist und neutral und objektiv ist, schon klar, andererseits das aber voll nicht kapiert und echt nicht „nachvollziehen“ (SZ) kann, dass jetzt bspw. er mit sagenwirmal einer Schrumpfleber (Spaß!) auf Station liegt und er keine neue kriegt, weil die Leute zwar immer alles gut finden, Klimaschutz und Organspende und so, dann aber doch in die Karibik fliegen und keinen Organspendeausweis haben. Deswegen soll, findet etwa Jens („Jensi“) Spahn und findet auch Claus („Alles“) Kleber, eine Widerspruchslösung her: Wer nicht ausdrücklich nein sagt, dessen Körper wird der Verwertung zugeführt, was, muss man zugeben, viel besser ist als Kapitalismus zu Lebzeiten, denn da wird grundsätzlich alles verwertet, ob es nun nein sagt oder nicht.

„So viele unnötige Tote“, greint da Kleber sinngemäß, meint aber nicht die durch die ungerechte, wahnsinnige Weltwirtschaft oder die tödlich zahllosen ZDF-Krimis, sondern durch fehlende Organe, und die Annalena Baerbock, wiewohl von Klebern als „Juristin“ vorgestellt, braucht tatsächlich ein ganzes worthülsensattes, mit Hängern und Gewürge absolviertes Interview, um am Ende mitzuteilen, Grundgesetz, Menschenwürde, Recht auf körperliche Unversehrtheit, da könne man eine Widerspruchslösung vergessen, „auch wegen unserer Geschichte“ o.ä. Wer sich einen Perso machen lasse, solle sich auf dem Amt als Spender oder Nichtspenderin registrieren lassen müssen, dann muss auch niemand in meinem vergammelten Portemonnaie nach meinem vergammelten Spenderausweis kramen; und trotzdem ist der Kleber nicht recht froh, weil: Widerspruchslösung, das ist nun mal sein Ding.

Wäre er sonst Journalist geworden?




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Briefe an die Leser

 Prophetisch, »Antenne Thüringen«?

Oder wie sollen wir den Song verstehen, den Du direkt nach der von Dir live übertragenen Diskussion zwischen Mario Voigt und Björn Höcke eingespielt hast? Zwar hat der Thüringer CDU-Fraktionschef Höckes Angebot einer Zusammenarbeit nach der Wahl ausgeschlagen. Aber es wettet ja so manche/r darauf, dass die Union je nach Wahlergebnis doch noch machthungrig einknickt. Du jedenfalls lässt im Anschluss den Musiker Cyril mit seinem Remake des Siebziger-Lieds »Stumblin’ in« zu Wort kommen: »Our love is alive / I’ve fallen for you / Whatever you do / Cause, baby, you’ve shown me so many things that I never knew / Whatever it takes / Baby, I’ll do it for you / Whatever you need / Baby, you got it from me.« Wenn das nicht mal eine Hymne auf eine blau-schwarze Koalition ist!

Hätte sich dann doch eher »Highway to Hell« gewünscht: Titanic

 Helen Fares, c/o »SWR« (bitte nachsenden)!

Sie waren Moderatorin des Digital-Formats MixTalk und sind es nun nicht mehr, nachdem Sie ein launiges kleines Video veröffentlicht haben, in dem Sie zum Boykott israelischer Produkte aufriefen, mit Hilfe einer eigens dafür programmierten App, die zielsicher anzeigt, wo es in deutschen Supermärkten noch immer verjudet zugeht (Eigenwerbung: »Hier kannst Du sehen, ob das Produkt in Deiner Hand das Töten von Kindern in Palästina unterstützt oder nicht«).

Nach Ihrem Rauswurf verteidigten Sie sich in einem weiteren Video auf Instagram: »Wir sind nicht antisemitisch, weil wir es boykottieren, Produkte von Unternehmen zu kaufen, die Israel unterstützen. Ein Land, das sich vor dem Internationalen Gerichtshof wegen Genozid verantworten muss, weil es Zehntausende von Menschen abgeschlachtet hat.« Da sich aber auch Deutschland vor dem Internationalen Gerichtshof wegen Beihilfe zum Genozid verantworten muss, war Ihre Kündigung beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk ja ohnehin einvernehmlich, oder?

Kann es sich nicht anders vorstellen: Titanic

 Verehrte Joyce Carol Oates,

da Sie seit den Sechzigern beinah im Jahrestakt neue Bücher veröffentlichen, die auch noch in zahlreiche Sprachen übersetzt werden, kommen Sie vermutlich nicht dazu, jeden Verlagstext persönlich abzusegnen. Vielleicht können Sie uns dennoch mit ein paar Deutungsangeboten aushelfen, denn uns will ums Verrecken nicht einfallen, was der deutsche Ecco-Verlag im Sinn hatte, als er Ihren neuen Roman wie folgt bewarb: »›Babysitter‹ ist ein niederschmetternd beeindruckendes Buch, ein schonungsloses Porträt des Amerikas der oberen Mittelschicht sowie ein entlarvender Blick auf die etablierten Rollen der Frau. Oates gelingt es, all dies zu einem unglaublichen Pageturner zu formen. In den späten 1970ern treffen in Detroit und seinen Vorstädten verschiedene Leben aufeinander«, darunter »eine rätselhafte Figur an der Peripherie der Elite Detroits, der bisher jeglicher Vergeltung entkam«.

Bitte helfen Sie uns, Joyce Carol Oates – wer genau ist ›der Figur‹, dem es die elitären Peripherien angetan haben? Tragen die Leben beim Aufeinandertreffen Helme? Wie müssen wir uns ein Porträt vorstellen, das zugleich ein Blick ist? Wird das wehtun, wenn uns Ihr Buch erst niederschmettert, um dann noch Eindrücke auf uns zu hinterlassen? Und wie ist es Ihnen gelungen, aus dem unappetitlich plattgedrückten Matsch zu guter Letzt noch einen »Pageturner« zu formen?

Wartet lieber aufs nächste Buch: Titanic

 Ein Vorschlag, Clemens Tönnies …

Ein Vorschlag, Clemens Tönnies …

Während Ihrer Zeit im Aufsichtsrat bei Schalke 04 sollen Sie in der Halbzeitpause einmal wutentbrannt in die Kabine gestürmt sein und als Kommentar zur miserablen Mannschaftsleistung ein Trikot zerrissen haben. Dabei hätten Sie das Trikot viel eindrücklicher schänden können, als es bloß zu zerfetzen, Tönnies!

Sie hätten es, wie Sie es aus Ihrem Job kennen, pökeln, durch den verschmutzten Fleischwolf drehen und schließlich von unterbezahlten Hilfskräften in minderwertige Kunstdärme pressen lassen können.

Aber hinterher ist man immer schlauer, gell?

Dreht Sie gern durch den Satirewolf: Titanic

 Weiter so, uruguayischer Künstler Pablo Atchugarry!

Eine angeblich von Ihnen geschaffene Bronzeskulptur im englischen Cambridge soll an Prinz Philip erinnern, der dort von 1977 bis 2011 Kanzler der Universität war. Allerdings wird das Kunstwerk, das im Auftrag eines reichen Bauträgers angefertigt wurde, von vielen als verunglückt empfunden und zieht seit nunmehr zehn Jahren Spott auf sich.

Dass Sie mittlerweile die Urheberschaft leugnen, um Ihr Renommee als Künstler zu schützen, ist zwar verständlich, aber aus unserer Sicht völlig unnötig. Wenn sich das Konzept durchsetzt, lästige Promis, die uns über Jahrzehnte viel Zeit, Geld und Nerven gekostet haben, mit langlebigen Schrott-Monumenten zu schmähen, werden Sie sich vor Aufträgen bald kaum noch retten können. Und das Beste: Weil andere Großkopferte sich mit ihren Eskapaden zurückhalten würden, um nicht von Ihnen verewigt zu werden, sorgten Sie auch noch für Ruhe und gesellschaftlichen Frieden.

Hofft, dass dieser Vorschlag einen Stein ins Rollen bringt: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Tödliche Pilzgerichte (1/1)

Gefühlte Champignons.

Lukas Haberland

 Im Institut für Virologie

Jeder Gang macht krank.

Daniel Sibbe

 Konsequent

Die Welt steckt in der Spermakrise. Anzahl und Qualität der wuseligen Eileiter-Flitzer nehmen rapide ab. Schon in wenigen Jahren könnten Männer ihre Zeugungsfähigkeit vollständig verlieren. Grund hierfür sind die Verkaufsschlager aus den Laboren westlicher Großkonzerne. Diese Produkte machen den Schädling platt, das Plastik weich und das Braterlebnis fettfrei und wundersam. Erfunden wurden diese chemischen Erfolgsverbindungen von – Überraschung – Y-Chromosom-Trägern. Toll, dass sich Männer am Ende doch an der Empfängnisverhütung beteiligen.

Teresa Habild

 Die wahre Strafe

Verhaftet zu werden und in der Folge einen Telefonanruf tätigen zu müssen.

Fabio Kühnemuth

 Gebt ihnen einen Lebenszyklus!

Künstliche Pflanzen täuschen mir immer gekonnter Natürlichkeit vor. Was ihnen da aber noch fehlt, ist die Fähigkeit zu verwelken. Mein Vorschlag: Plastikpflanzen in verschiedenen Welkstadien, damit man sich das Naserümpfen der Gäste erspart und weiterhin nur dafür belächelt wird, dass man alle seine Zöglinge sterben lässt.

Michael Höfler

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg