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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Tiny House

Immer wenn ich finde, es wäre angezeigt, sich den Tag mit einem Lachen (oder wenigstens Grinsen) aufzuhübschen, denke ich: Tiny House. Ich denke Tiny House, und schon muss ich lachen; oder wenigstens grinsen.

Wie kommt’s? Es kommt so:

Ich sehe ja (im Ernst) fast nicht mehr fern; doch neulich saß ich lesend auf dem Sofa, und über dem Wunsch, die Fernsehnachrichten anzusehen, gerieten wir in die ZDF-Reihe „37 Grad“, nach der treffenden Einschätzung meiner trefflichen Frau „Chrismon-TV“, also quasievangelisches Fernsehen rund um Menschen wie du und ich, die entweder einen Schicksalsschlag zu verarbeiten haben oder sich noch einmal neu erfinden, was Autorinnen (es sind immer Frauen) dann sehr einfühlsam und kritiklos begleiten. Diesmal ging es zirka um „Zuhause“ (den Anfang haben wir nicht mitgekriegt) und um diesbezügliche „Lebensmodelle“ o.ä. Eine Familie aus Leipzig hatte ihre Wohnung aufgegeben (oder zwischenvermietet) und fuhr so lange mit einem schrottreifen Camper durch Europa, bis alle wieder nach Hause wollten. Das waren die Vernünftigsten. Die zweiten wollten so dringend in einem Hausboot leben, dass sie dafür einen Hafen (samt nämlich rarem Hausboot-Liegeplatz) gekauft hatten, und die Frau hatte dafür ihren Redakteurinnenjob aufgegeben und saß jetzt den ganzen Tag mit diesem spezifischen „Landlust“-Grinsen im Hausboot bei den Kindern (Hausgeburt, logisch), während ihr Mann 16 Stunden am Tag wullackte, um das alles zu finanzieren. Die waren schon ein bisschen dööfer. Die Allerbesten waren aber zwei Studenten, irgendwie Sarah und Brian, die ihren Traum nicht nur hatten, sondern auch lebten, und zwar nicht den von der Weltreise oder bekifftem Sex, sondern den vom, hahaha!: Tiny House.

Ein Tiny House ist eine Art Wohncontainer, Wohnfläche nicht mal 30 Quadratmeter, und hat unerhört viele Vorteile: Mit 50 000 Euro kostet es viel weniger als ein richtiges Haus, man kann es mit einem handelsüblichen Sattelschlepper herumfahren, und es zwingt einen, nur das Allernötigste zu besitzen, weil im Tiny House halt kein Platz ist. Zwei volle Jahre haben Sarah (20) und Brian (25) an ihrem persönlichen Tiny House herumgeplant und dafür sogar ihr Studium unterbrochen (!), und als es endlich soweit ist, erklärt Brian, ein exemplarisch freudloser Funktionsjackenträger, warum das Tiny House die Zukunft ist bzw. das Modell für seine „Generation“: Man ist superflexibel, aber man besitzt ein Eigenheim, ohne dafür 30 Jahre lang Kredite abzuzahlen. So doof seien die Eltern noch gewesen, so doof seien sie jetzt aber nicht mehr. Und also sehen wir Sarah und Brian, wie sie fast alles, was sie haben, wegschmeißen, um fürderhin zu zweit auf 28 Quadratmetern Tiny House zu wohnen. In derart leere, verheerte, vor der Zeit kaputte Gesichter hat man freilich noch nie geblickt.

„ … dass mich so unglaublich flache Menschen, die das auch noch voll ausspielen und sich keine Schranken auferlegen, dass mich die sehr faszinieren, ja oft begeistern.“ Henscheid, 1973

Der Traum nach dem Traum: die Tiny House-Siedlung, und wir sehen Sarah und Brian, wie sie mit anderen jungen Windjackenmenschen (rollen Sie, liebe Leserin, liebe Leser, ruhig mit den Augen, aber das sagt nun einmal alles, w.z.b.w.!) um ein Tonnenfeuer herumstehen, und im Hintergrund steht schon eine kleine Tiny House-Siedlung, und alle unterhalten sich angeregt über ihre Tiny-Häuser, weil man die nämlich „individuell“ konfigurieren kann usw.; und wer das hergebrachte Vorstadthaus schon deprimierend findet, mag schnurstracks hintenüberfallen: Was hier waltet, ist die restlose Konformität im Gewande des Kreativ-Individuellen, die frühvergreiste Begeisterung angesichts der eigenen bedürfnislosen Verfügbarkeit, und natürlich war die Autorin da sehr einverstanden, zumal Sarah und Brian freilich schon ein Tiny House-Start-Up …

Warum ich das alles lustig finde (und schon wieder lachen muss, wie ich es hinschreibe)? Ich weiß es nicht. Vielleicht weil sich im besten, freiesten und wunderschönsten Deutschland aller Zeiten alles unablässig selbst karikiert, ohne es zu merken?




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Briefe an die Leser

 Eine Frage, Miriam Meckel …

Im Spiegel-Interview sprechen Sie über mögliche Auswirkungen künstlicher Intelligenz auf die Arbeitswelt. Auf die Frage, ob die Leute in Zukunft noch ihr Leben lang im gleichen Beruf arbeiten werden, antworten Sie: »Das ist ja heute schon eher die Ausnahme. Ich zum Beispiel habe als Journalistin angefangen. Jetzt bin ich Professorin und Unternehmerin. Ich finde das toll, ich liebe die Abwechslung.« Ja, manchmal braucht es einfach einen beruflichen Tapetenwechsel, zum Beispiel vom Journalismus in den Fachbereich Professorin! Aber gibt es auch Berufe, die trotz KI Bestand haben werden? »Klempner zum Beispiel. Es gibt bislang keinen Roboter mit noch so ausgefeilter KI auf der Welt, der Klos reparieren kann.«

Das mag sein, Meckel. Aber was, wenn die Klempner/innen irgendwann keine Lust mehr auf den Handwerkeralltag haben und flugs eine Umschulung zum Professor machen? Wer repariert dann die Klos? Sie?

Bittet jetzt schon mal um einen Termin: Titanic

 Ciao, Luisa Neubauer!

»Massendemonstrationen sind kein Pizza-Lieferant«, lasen wir in Ihrem Gastartikel auf Zeit online. »Man wird nicht einmal laut und bekommt alles, was man will.«

Was bei uns massenhaft Fragen aufwirft. Etwa die, wie Sie eigentlich Pizza bestellen. Oder was Sie von einem Pizzalieferanten noch »alles« wollen außer – nun ja – Pizza. Ganz zu schweigen von der Frage, wer in Ihrem Bild denn nun eigentlich etwas bestellt und wer etwas liefert bzw. eben gerade nicht. Sicher, in der Masse kann man schon mal den Überblick verlieren. Aber kann es sein, dass Ihre Aussage einfach mindestens vierfacher Käse ist?

Fragt hungrig: Titanic

 Vielleicht, Ministerpräsident Markus Söder,

sollten Sie noch einmal gründlich über Ihren Plan nachdenken, eine Magnetschwebebahn in Nürnberg zu bauen.

Sie und wir wissen, dass niemand dieses vermeintliche High-Tech-Wunder zwischen Messe und Krankenhaus braucht. Außer eben Ihre Spezln bei der Baufirma, die das Ding entwickelt und Ihnen schmackhaft gemacht haben, auf dass wieder einmal Millionen an Steuergeld in den privaten Taschen der CSU-Kamarilla verschwinden.

Ihr Argument für das Projekt lautet: »Was in China läuft, kann bei uns nicht verkehrt sein, was die Infrastruktur betrifft.« Aber, Söder, sind Sie sicher, dass Sie wollen, dass es in Deutschland wie in China läuft? Sie wissen schon, dass es dort mal passieren kann, dass Politiker/innen, denen Korruption vorgeworfen wird, plötzlich aus der Öffentlichkeit verschwinden?

Gibt zu bedenken: Titanic

 Anpfiff, Max Eberl!

Sie sind seit Anfang März neuer Sportvorstand des FC Bayern München und treten als solcher in die Fußstapfen heikler Personen wie Matthias Sammer. Bei der Pressekonferenz zu Ihrer Vorstellung bekundeten Sie, dass Sie sich vor allem auf die Vertragsgespräche mit den Spielern freuten, aber auch einfach darauf, »die Jungs kennenzulernen«, »Denn genau das ist Fußball. Fußball ist Kommunikation miteinander, ist ein Stück weit, das hört sich jetzt vielleicht pathetisch an, aber es ist Liebe miteinander! Wir müssen alle was gemeinsam aufbauen, wo wir alle in diesem gleichen Boot sitzen.«

Und dieser schräge Liebesschwur, Herr Eberl, hat uns sogleich ungemein beruhigt und für Sie eingenommen, denn wer derart selbstverständlich heucheln, lügen und die Metaphern verdrehen kann, dass sich die Torpfosten biegen, ist im Vorstand der Bayern genau richtig.

Von Anfang an verliebt für immer: Titanic

 Apropos: ¡Hola bzw. holla, spanischer Priester!

Du hast Dir die Worte aus dem Matthäusevangelium »Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach« zu sehr zu Herzen genommen und in Deiner Gemeinde in der Kleinstadt Don Benito einen regen Handel mit Potenzmitteln betrieben. Für diesen nach weltlichem Ermessen offensichtlichen Sündenfall musst Du Dich nun vor einem irdischen Gericht verantworten.

Uns ist zwar nicht bekannt, ob Du Dich gegenüber Polizei und Justiz bereits bußfertig gegeben hast oder weiterhin auf das Beichtgeheimnis berufst. Angesichts der laut Zeugenaussagen freudigen Erregung Deiner überalterten Gemeindemitglieder beim Geläut der Glocken sowie ihres Durchhaltevermögens bei den nicht enden wollenden Eucharistiefeiern inklusive Rumgeorgel, Stoßgebeten und orgiastischer Gottesanrufungen sprechen alle Indizien aber ohnehin gegen Dich!

Bleibt auch ganz ohne künstliche Stimulanzien weiter standfest im Nichtglauben: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

Vermischtes

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Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
18.04.2024 Berlin, Heimathafen Neukölln Max Goldt
18.04.2024 Hamburg, Centralkomitee Ella Carina Werner
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt