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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Safe Space

Da ich selbst mitunter stur bin, finde ich es gar nicht schlimm, wenn der Freund und Kollege stur ist und mir trotz der Verabredung, that we agree to differ, den Link schickt, unter dem wieder wer (diesmal Svenja Flaßpöhler in der Taz) „moralischen Totalitarismus“ in der Linken beklagt; und ich mache dann stiekum die Rechnung auf: Gut, da haben wir jetzt Leute von links, die sind schnell beleidigt und wollen über gewisse Dinge nicht mehr reden, Frauenbeauftrage, Veganer, Aktivist*innen und so. Andererseits haben wir 91 AfD-Bundestagsabgeordnete und vielleicht die halbe Polizei und Bundeswehr plus die hunderttausend Herren und Damen in den Kommentarspalten, die wollen über gewisse Dinge ebenfalls nicht mehr reden oder nur so wie ein Beamter des Berliner LKA, der, lese ich im Morgenblatt, seinem Chef (!) textete, er möge „sich von Merkel & Co und ihren scheiß Gut-Menschen“ fernhalten, und die Nachricht mit „88“ unterschrieb: „Aus dem Dienst entfernt hat man ihn bis heute nicht.“ Wie zwei Neuköllner Nazis, die Linke bedrohen und deren Autos in Brand setzen, seit zehn Jahren frei herumlaufen, aber ein Linker, der sich mit dem Zündholz revanchiert hat, „noch in derselben Nacht“ im Kahn landete. „Der Verdächtige soll früher als Rechtsextremismusexperte für die Amadeu-Antonio-Stiftung und die Mobile Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus gearbeitet haben.“ Da ist schnelles Eingreifen unserer demokratischen Polizei natürlich Pflicht.

Weil sich immer alles fügt, berichtet das Feuilleton am selben Tag aus Harvard, wo Studenten und Studentinnen gegen einen Juraprofessor protestieren, weil er zu den Verteidigern Harvey Weinsteins gehören wird: „Manche sagten, dies löse Traumata in ihnen aus. Das Vertrauensverhältnis sei zerstört. Der Dekan des Harvard College, Rakesh Kurana, schrieb in einer E-Mail an die Studenten, dass er deren Sorgen sehr ernst nehme. Auf Gebäuden der Universität tauchten Graffiti auf. ,Down with Sullivan’, nieder mit Sullivan, las sich eins. ,Whose side are you on?’, ein anderes: Auf welcher Seite stehst du? Kurana kündigte an, er werde ,das Klima’ … untersuchen.“ Svenja Flaßpöhler wird es freuen, die natürlich ebenfalls die Studentin im Portfolio hatte, die aus Angst vor traumatisierenden Informationen auf Triggerwarnungen besteht.

„Alle, alle, alle ham sie recht, / und den andern, andern, andern geht es schlecht, /
und so ist das ganze Menschengeschlecht / seit Jahrtausenden im Recht“ Konst. Wecker, 1989

Nun ist das mit dem Auf- und Gegenrechnen so eine Sache, denn tausend Nazis machen ja hundert junge Deppen nicht klüger, die zwar in Harvard, aber beschränkt genug sind, um die simpelsten Prinzipien eines Rechtsstaats nicht zu kennen. Bevor wir aber totalitär nennen, was erst einmal nur dumm ist, sei Dekan Kurana gefragt, warum er, statt lächerliche, halluzinierte Sorgen ernst zu nehmen, dem elitären Nachwuchs nicht erklärt, dass jeder Angeklagte das Recht auf Verteidigung hat. Sagen würde Kurana dann zwar nicht, aber doch denken, dass seine Studenten Kunden sind, äußerst solvente Kunden, und dass die Kundin Königin ist, und wenn die Kundin sagt, ihr ist das Kleid zu blau, und das Kleid ist grün, dann gibt ihr der Verkäufer recht. Der vielbesungene Safe Space, dessen Idiotie Menschen von Geist nicht bestreiten werden, wäre also nichts genuin und exklusiv Linkes, sondern bloß die Konsequenz der Verbraucherdemokratie, die tatsächliche Mitwirkungsrechte zum Recht auf Online-Rezension gedimmt hat, mithin zum unbehelligten Recht auf krähen, stänkern und denunzieren.

Wer Lessenich gelesen hat und die sog. freie Gesellschaft für eine hält, die auf dem Recht ihrer Mitglieder beruht, unbehelligt zu bleiben (und andere zu behelligen), wird den Safe Space sowieso für deutlich größer halten müssen, als Flaßpöhler und Robert Pfaller glauben. Dass die Linke, deren Weg ja die Wahrheit und das Licht ist, eine natürliche Freundin des offenen Diskurses sein müsste, ist spätestens zur Zeit der K-Gruppen nicht mehr wahr gewesen, und wenn mein Trigger-Alarm von Thea Dorn ausgelöst wird, auf die Flaßpöhler sich beruft, dann weil, bitte sehr, mit den Rechten ruhig die reden sollen, die sich etwas davon versprechen.




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Briefe an die Leser

 Hey, »Zeit«,

Deine Überschrift »Mit 50 kann man noch genauso fit sein wie mit 20«, die stimmt vor allem, wenn man mit 20 bemerkenswert unfit ist, oder?

Schaut jetzt gelassener in die Zukunft:

Deine Titanic

 Ciao, Luisa Neubauer!

»Massendemonstrationen sind kein Pizza-Lieferant«, lasen wir in Ihrem Gastartikel auf Zeit online. »Man wird nicht einmal laut und bekommt alles, was man will.«

Was bei uns massenhaft Fragen aufwirft. Etwa die, wie Sie eigentlich Pizza bestellen. Oder was Sie von einem Pizzalieferanten noch »alles« wollen außer – nun ja – Pizza. Ganz zu schweigen von der Frage, wer in Ihrem Bild denn nun eigentlich etwas bestellt und wer etwas liefert bzw. eben gerade nicht. Sicher, in der Masse kann man schon mal den Überblick verlieren. Aber kann es sein, dass Ihre Aussage einfach mindestens vierfacher Käse ist?

Fragt hungrig: Titanic

 Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

als Ihr eine Folge Eures Pärchenpodcasts »Feel the News« mit »Das Geld reicht nicht!« betiteltet. Da fragten wir uns, was Ihr wohl noch haben wollt: mehr Talkshowauftritte? Eine Homestory in der InTouch? Doch dann hörten wir die ersten zwei Minuten und erfuhren, dass es ausnahmsweise nicht um Euch ging. Ganz im Sinne Eures Formats wolltet Ihr erfühlen, wie es ist, Geldsorgen zu haben, und über diese Gefühle dann diskutieren. Im Disclaimer hieß es dann noch, dass Ihr ganz bewusst über ein Thema sprechen wolltet, das Euch nicht selbst betrifft, um dem eine Bühne zu bieten.

Ihr als Besserverdienerpärchen mit Loft in Prenzlauer Berg könnt ja auch viel neutraler und besser beurteilen, ob diese Armutsängste der jammernden Low Performer wirklich angebracht sind. Leider haben wir dann nicht mehr mitbekommen, ob unser Gefühl, Geldnöte zu haben, berechtigt ist, da wir gleichzeitig Regungen der Wohlstandsverwahrlosung und Realitätsflucht wahrnahmen, die wir nur durch das Abschalten Eures Podcasts loswerden konnten.

Beweint deshalb munter weiter den eigenen Kontostand: Titanic

 Dear Weltgeist,

das hast Du hübsch und humorvoll eingerichtet, wie Du an der Uni Jena Deiner dortigen Erfindung gedenkst! Und auch des Verhältnisses von Herr und Knecht, über das Hegel ebenfalls ungefähr zur Zeit Deiner Entstehung sinnierte. Denn was machst Du um die 200 Jahre später, lieber Weltgeist? Richtest an Deiner Alma Mater ein Master-Service-Zentrum ein. Coole Socke!

Meisterhafte Grüße von Deiner Titanic

 Und übrigens, Weltgeist …

Adam Driver in der Rolle des Enzo Ferrari – das ist mal wieder großes Kino!

Grazie mille von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg