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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Klappe zu, Affe rot

Es empfiehlt sich ja immer, Tucholsky zu lesen: „In Berlin sucht die NSDAP seit Wochen Räume für ihren Parteitag. Die angefragten Gastgeber hätten Angst vor Anschlägen, 77 Absagen habe es schon gegeben, die Schadenfreude ist groß. Dabei kann man nur hoffen, dass die NSDAP bald fündig wird: Jeder weitere Tag der Suche bestätigt die Rechtspopulisten nur in ihrer destruktiven Verdrossenheit.“

Hat Tucholsky, der produktiv Verdrossene, natürlich nicht geschrieben, sondern, mit AfD statt NSDAP und ganz eigentlich, ein Jan Heidtmann im Morgenblatt, das, nachdem die Antifa eine Lesung von Thomas de Maizière blockiert und eine Vorlesung von Bernd Lucke gesprengt hatte, gern teaserte: „Was man noch sagen darf“, weil das so knisternd nach dem klingt, was Carolin Emcke, die mir noch richtig sympathisch wird, weiter hinten als „Morsezeichen der Denkfaulen“ apostrophierte: „,Politisch korrekt’ ist eine bloße Chiffre geworden“, mit der sich „reflexhaft alles abwehren lässt, was eingeübte Überzeugungen oder Habitus infrage stellen könnte“.

So wie die Antifa, könnte das liberale Gegenargument lauten, reflexhaft alles abwehrt, was wiederum ihre Überzeugung infrage stellt, weshalb der Heidtmann, ähnlich Kluten neulich, die gute Frage stellte, was „eigentlich aus der Tugend geworden“ sei, „Meinungen auszuhalten, die einem nicht gefallen“, eine Frage, die sich freilich bloß „linke Gruppen“ stellen sollen, die nämlich „immer öfter“ Politiker am Reden hindern. Mitte der neunziger Jahre gab es das aber an meiner Provinzuni schon, dass eine unliebsame Veranstaltung (war’s Peter Singer?, vergessen) von links attackiert wurde, wie doch auch das Sit-in eine ältere Erfindung ist; und man nicht finden wird, die Politikerrede werde z.Z. auf eine Weise eingeschränkt, dass der Diskurs, zumal der rechte, im Ernst drunter leidet. Die FAZ halluzinierte eben wieder lustvoll vom „ohnmächtigen Staat“, weil Verdächtige nicht mehr ohne anwaltlichen Beistand von der Polizei vernommen werden dürfen sollen, und auch dazu hätte der Jurist Tucholsky was zu sagen gehabt: Dass Verdächtige sich nicht selbst zu belasten brauchen, ist ein Recht, und ein Recht kann nicht aus praktischen, vielleicht sogar mild faschistoiden Erwägungen (FAZ: „Die Ermittler haben die Aufgabe, Straftaten aufzuklären. Dafür brauchen sie die Rückendeckung der Politik und keine weiteren Einengungen“) relativiert werden.

„Nicht immer. Aber immer öfter.“ Fa. Clausthaler, o.J.

Unabhängig nun davon, ob Lucke, der Migranten mal als „eine Art sozialen Bodensatz“ bezeichnet hat, ein Nazi und seine Vorlesung also „Nazi-Propaganda“ ist oder auch Luckes Meinung nur eine, die man sich gefallen lassen muss, wird der Staat des mehr oder minder freien Worts, allwo nach einer Beobachtung Leo Fischers „Tichys Einblick“ längst in Zahnarztpraxen ausliegt, so ohnmächtig schon nicht werden, dass er unter ein bisschen universitärem Radau auch nur ins lindeste Wackeln geriete. Vielmehr kann er übers dräuende Denkverbot um so lauter klagen, als „Politik ohne Denkverbote“ stets eine nach rechts schielende war, und ist über geistige Enge leicht lamentieren, wo die Luft überall immer knapper wird. 

Und darum „breitet“ sich laut Tagesthemen v. Donnerstag der Antisemitismus in Deutschland auch „aus“ (gab ihn ja vorher praktisch nicht; soviel zum freien Wort), ebenjener, der mit Adorno das Gerücht über die Juden ist. Eines davon lautet, sie verböten uns den Mund. Gäb’s auf der aktivistischen Linken nicht eine gelegentliche Vorliebe fürs Palituch, ’s wär’ glatt ein Fall von marxistisch-jüdischer Weltverschwörung.




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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Gemischte Gefühle, Tiefkühlkosthersteller »Biopolar«,

kamen in uns auf, als wir nach dem Einkauf Deinen Firmennamen auf der Kühltüte lasen. Nun kann es ja sein, dass wir als notorisch depressive Satiriker/innen immer gleich an die kühlen Seiten des Lebens denken, aber die Marktforschungsergebnisse würden uns interessieren, die suggerieren, dass Dein Name positive und appetitanregende Assoziationen in der Kundschaft hervorruft!

Deine Flutschfinger von Titanic

 Oha, »Siegessäule«!

Als queeres und »Berlins meistgelesenes Stadtmagazin« interviewtest Du anlässlich der Ausstellung »Sex. Jüdische Positionen« im Jüdischen Museum Berlin die Museumsleiterin und die Kuratorin und behelligtest die beiden unter anderem mit dieser Frage: »Linke, queere Aktivist*innen werfen dem Staat Israel vor, eine liberale Haltung gegenüber Homosexualität zu benutzen, um arabische und muslimische Menschen zu dämonisieren. Diese Aktivist*innen würden Ihnen wahrscheinlich Pinkwashing mit der Ausstellung unterstellen.«

Nun ist das Jüdische Museum Berlin weder eine Außenstelle des Staates Israel, noch muss man als Journalist/in irgendwelchen »Aktivist*innen« ihre antisemitischen Klischees, dass letztlich doch alle Jüdinnen und Juden dieser Welt unter einer Decke stecken, im Interview nachbeten. So können wir uns aber schon mal Deine nächsten Interviewfragen ausmalen: »Frau Pastorin Müller, Sie bieten einen Gottesdienst zum Christopher Street Day an. Betreiben Sie damit Pinkwashing für den Vatikanstaat?« oder »Hallo Jungs, ihr engagiert euch in einem schwulen Verein für American Football. Betreibt ihr damit nicht Pinkwashing für Donald Trump?«

Wird diese Artikel allerdings nicht mehr lesen: Titanic

 Augen auf, »dpa«!

»Mehrere der Hausangestellten konnten weder Lesen noch Schreiben« – jaja, mag schon sein. Aber wenn’s die Nachrichtenagenturen auch nicht können?

Kann beides: Titanic

 Wenn, Sepp Müller (CDU),

Bundeskanzler Olaf Scholz, wie Sie ihm vorwerfen, in einem »Paralleluniversum« lebt – wer hat dann seinen Platz in den Bundestagsdebatten, den Haushaltsstreitgesprächen der Ampelkoalition, beim ZDF-Sommerinterview usw. eingenommen?

Fragt die Fringe-Division der Titanic

 Lieber Fritz Merz,

im Podcast »Hotel Matze« sagst Du, dass Du in Deutschland große Chancen bekommen hättest und etwas zurückgeben wolltest. Jawollo! Wir haben da direkt mal ein bisschen für Dich gebrainstormt: Wie wär’s mit Deinem Privatjet, dem ausgeliehenen vierten Star-Wars-Film oder dem Parteivorsitz? Das wäre doch ein guter Anfang!

Wartet schon ganz ungeduldig: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Beim Aufräumen in der Küche

Zu mir selbst: Nicht nur Roger Willemsen fehlt. Auch der Korkenzieher.

Uwe Becker

 Reifeprozess

Musste feststellen, dass ich zum einen langsam vergesslich werde und mir zum anderen Gedanken über die Endlichkeit allen Lebens mache. Vor meiner Abreise in den Urlaub vergaß ich zum Beispiel, dass noch Bananen in meiner Obstschale liegen, und dann dachte ich zwei Wochen darüber nach, wie lange es wohl dauert, bis die Nachbarn wegen des Geruchs und der Fliegen aus meiner Wohnung die Kripo alarmieren.

Loreen Bauer

 Der kästnerlesende Kniebeuger

Es gibt nichts Gutes
Außer man Glutes.

Sebastian Maschuw

 Liebesgedicht

Du bist das Ästchen,
ich bin der Stamm.
Du bist der Golo,
ich Thomas Mann.
Du bist Borkum,
ich bin Hawaii.
Du bist die Wolke,
ich bin gleich drei.
Du bist das Würmchen,
ich bin das Watt.
Du bist die Klinke,
ich bin die Stadt.
Du bist das Blättchen,
ich jetzt der Ast.
Sei still und freu dich,
dass du mich hast.

Ella Carina Werner

 Guesslighting

Um meine Seelenruhe ist es schlecht bestellt, seit mich ein erschütternder Bericht darüber informierte, dass in Hessen bei Kontrollen 70 Prozent der Gastronomiebetriebe widerlichste Hygienemängel aufweisen (s. Leo Riegel in TITANIC 07/2022). Neben allerhand Schimmel, Schleim und Schmodder herrscht allüberall ein ernsthaftes Schadnagerproblem, die Küchen sind mit Mäusekot nicht nur kontaminiert, sondern praktisch flächendeckend ausgekleidet. Vor lauter Ekel hab ich sofort Herpes bekommen. Nun gehe ich vorhin in meine Küche, und auf der Arbeitsplatte liegen grob geschätzt 30 kleine schwarze Kügelchen. Ich bin sofort komplett ausgerastet! Zehn hysterische Minuten hat es gedauert, bis mir klar wurde, dass der vermeintliche Kot die Samen eines dekorativen Zierlauchs waren, der einen Blumenstrauß krönte, den eine liebe Freundin mir geschenkt hat. Ich hätte ihn einfach nicht noch einmal anschneiden sollen … Hysterie off, Scham on.

Martina Werner

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
03.08.2024 Kassel, Caricatura-Galerie Miriam Wurster: »Schrei mich bitte nicht so an!«
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst Die Dünen der Dänen – Das Neueste von Hans Traxler
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst »F. W. Bernstein – Postkarten vom ICH«
09.08.2024 Bremen, Logbuch Miriam Wurster