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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Heil uns im Siegerkranz

Daß alles immer weitermache, ist eine alte Feststellung von Rolf Dieter Brinkmann, und sofern ich so etwas wie einen Neujahrskater habe, liegt er hier mit dem bekannten Hasen im Pfeffer: die beherzte Kleriko-Faschisierung Polens (und gerade zwei Wochen ist es hier, daß ich’s dem Nuhr ins Stammbuch schrieb: daß es in Europa andere Gefährderreligionen gebe als immer bloß den Islam), der ungestörte Siegeszug der popfaschistischen Vokabeln „massiv“ und „spannend“ (hier Krieg, da KdF) und der elende Unser-Land-Patriotismus unserer bildungsbürgerlichen Intellektuellen, die sich so rücksichtslos in den Dienst der Nation stellen, daß die Frage ist, ob die mit Goethe und Thomas Mann verbrachten Lebensjahrzehnte nicht besser zwischen Sexshop und Grasverkäufer verjuxt worden wären.

„Deutschland, Stunde null. Was zu beginnen wohl noch lange nicht aufgehört hat: Ratlose und euphorische Blicke auf unser Land, von draußen“ – unser Land, von draußen: Vom Stuhle möcht’ man sinken angesichts der perennierenden Unfähigkeit, sich einmal nicht mit dem Vaterland zu identifizieren, und es ist, List der Vernunft, in der ach so liberalen SZ noch schlimmer als bei den Frankfurtern, die der Gustav Seibt ja einst verließ, um die Konservative Revolution nach München zu tragen. Dort ist man jetzt, 2016, längst religiös (Prantl), revisionistisch (Augstein), national (Seibt), und das liberale „Maß halten!“ will da so klingen wie von Degenhardts Notar Bolamus: „Nur Auschwitz, das war ein bißchen zu viel.“

„So achtbar im einzelnen und so miserabel im ganzen“ – was Goethen einst zum deutschen Volke einfiel, findet sich nämlich in einer Erzählung des Schriftstellers Martin Amis für den New Yorker, worin das Flüchtlingshelfer-Herbstmärchen-Deutschland die Hauptrolle spielt, und derlei staunende Impressionismen sind natürlich gefundene Fressen für all jene, die, wie der Seibt, den New Yorker und Goethe zugleich lesen und böse Worte über ihre Volksgenossen aber nicht und nicht ertragen. Also wird das, was das Intellektuelle erst ausmacht: Distanz, Distanz und noch einmal Distanz, sogleich an der Garderobe abgegeben in dem Moment, wo das Feuilleton „unser“ Land „von draußen“ besichtigen läßt.

„Auch alle Fragen machen weiter, wie alle Antworten weitermachen. Der Raum macht weiter. Ich mache die Augen auf und sehe auf ein weißes Stück Papier.“ Brinkmann, 1974

Dabei wäre draußen doch der Standort des Intellektuellen, so er kein deutscher „Geistesbürger“ ist, dessen „tiefe Politiklosigkeit“ dem späteren, nicht mehr unpolitischen Thomas Mann an Schopenhauer auffiel, und wer immer wissen wollen würde, was z.B. und um Gottes willen gerade das angelsächsische Ausland so sexy am von Versailles und Auschwitz so schwer geprüften deutschen Land findet, würde rundum enttäuscht, wo dem nationalen Journalisten der nationale Nabel nämlich näher ist als alles andere: „Zum Jahresende hat Roger Cohen, der legendäre, überaus kritische Deutschland-Experte der New York Times, einen geradezu hymnischen Leitartikel über unser Land verfaßt: ,Germany, Refugee Nation’“ usw. Heil uns im Siegerkranz.

Aber daß die überaus kritischen Deutschland-Experten im (jüdischen!) Ausland sitzen, während die Inländer mit dem „Staat im Kopf“ (Chotjewitz) immer nur loyal sind: müßte „uns“ das nicht bekannt vorkommen? Und ist es – dies nur von außen gefragt – vielleicht eben das, was Amis und Tommies, beide auf ihre Weise staatsunfromm, auf gruselige Weise scharf finden?




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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Wir wollten, »SZ«,

nur mal schnell Deine Frage »Gedenkbäume absägen. Hinweistafeln mit Hakenkreuzen beschmieren. Wer macht sowas?« beantworten: Nazis.

Für mehr investigative Recherchen wende Dich immer gerne an Titanic

 Chillax, Friedrich Merz!

Sie sind Gegner der Cannabislegalisierung, insbesondere sorgen Sie sich um den Kinder- und Jugendschutz. Dennoch gaben Sie zu Protokoll, Sie hätten »einmal während der Schulzeit mal einen Zug dran getan«.

Das sollte Ihnen zu denken geben. Nicht wegen etwaiger Spätfolgen, sondern: Wenn ein Erzkonservativer aus dem Sauerland, der fürs Kiffen die Formulierung »einen Zug dran tun« wählt, schon in der Schulzeit – und trotz sehr wahrscheinlichem Mangel an coolen Freund/innen – an Gras kam, muss dann nicht so ziemlich jedes andere System besseren Jugendschutz garantieren?

Sinniert

Ihre Titanic

 Aha bzw. aua, Voltaren!

Das wussten wir gar nicht, was da in Deiner Anzeige steht: »Ein Lächeln ist oft eine Maske, die 1 von 3 Personen aufsetzt, um Schmerzen zu verbergen. Lass uns helfen. Voltaren.«

Mal von der Frage abgesehen, wie Du auf die 1 von 3 Personen kommst, ist es natürlich toll, dass Du offenbar eine Salbe entwickelt hast, die das Lächeln verschwinden lässt und den Schmerz zum Vorschein bringt!

Gratuliert salbungsvoll: Titanic

 Grüß Gott, Businesspäpstin Diana zur Löwen!

Du verkaufst seit Neuestem einen »Anxiety Ring«, dessen »bewegliche Perlen« beim Stressabbau helfen sollen. Mal abgesehen davon, dass das einfach nur das hundertste Fummelspielzeug ist, kommen uns von ihren Nutzer/innen glorifizierte und zur Seelenerleichterung eingesetzte bewegliche Perlen an einer Kette verdächtig bekannt vor.

Ist für Dich natürlich super, denn auch wenn Du Deinen treuen Fans skrupellos das Geld aus der Tasche ziehst, in die Hölle kommst Du zumindest für diese Aktion sicher nicht.

Auch wenn dafür betet:

Deine Titanic

 Prophetisch, »Antenne Thüringen«?

Oder wie sollen wir den Song verstehen, den Du direkt nach der von Dir live übertragenen Diskussion zwischen Mario Voigt und Björn Höcke eingespielt hast? Zwar hat der Thüringer CDU-Fraktionschef Höckes Angebot einer Zusammenarbeit nach der Wahl ausgeschlagen. Aber es wettet ja so manche/r darauf, dass die Union je nach Wahlergebnis doch noch machthungrig einknickt. Du jedenfalls lässt im Anschluss den Musiker Cyril mit seinem Remake des Siebziger-Lieds »Stumblin’ in« zu Wort kommen: »Our love is alive / I’ve fallen for you / Whatever you do / Cause, baby, you’ve shown me so many things that I never knew / Whatever it takes / Baby, I’ll do it for you / Whatever you need / Baby, you got it from me.« Wenn das nicht mal eine Hymne auf eine blau-schwarze Koalition ist!

Hätte sich dann doch eher »Highway to Hell« gewünscht: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Gute Nachricht:

Letzte Woche in der Therapie einen riesigen Durchbruch gehabt. Schlechte Nachricht: Blinddarm.

Laura Brinkmann

 Immerhin

Für mich das einzig Tröstliche an komplexen und schwer zugänglichen Themen wie etwa Quantenmechanik, Theodizee oder den Hilbertschen Problemen: Letztlich ist das alles keine Raketenwissenschaft.

Michael Ziegelwagner

 Spielregeln

Am Ende einer Mensch-ärgere-dich-nicht-Partie fragt der demente Herr, ob er erst eine Sechs würfeln muss, wenn er zum Klo will.

Miriam Wurster

 Gebt ihnen einen Lebenszyklus!

Künstliche Pflanzen täuschen mir immer gekonnter Natürlichkeit vor. Was ihnen da aber noch fehlt, ist die Fähigkeit zu verwelken. Mein Vorschlag: Plastikpflanzen in verschiedenen Welkstadien, damit man sich das Naserümpfen der Gäste erspart und weiterhin nur dafür belächelt wird, dass man alle seine Zöglinge sterben lässt.

Michael Höfler

 100 % Maxx Dad Pow(d)er

Als leidenschaftlicher Kraftsportler wünsche ich mir, dass meine Asche eines Tages in einer dieser riesigen Proteinpulverdosen aufbewahrt wird. Auf dem Kaminsims stehend, soll sie an mich erinnern. Und meinen Nachkommen irgendwann einen köstlichen Shake bieten.

Leo Riegel

Vermischtes

Erweitern

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