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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Erbarmungslos

Daß die Zeitung nur die halbe Wahrheit sagt, ist natürlich nur ein Vorurteil; man muß bloß verstehen, die Zeitung zu lesen.

Was die freie Welt dem dunklen Herrscher im Kreml vorwirft, ist, daß er separatistische Rebellen mit Waffen ausgestattet habe, die diese Rebellen dann „mutmaßlich“ (Der Spiegel) dazu benutzt haben, einen „Massenmord“ (FAZ) an Zivilisten zu verüben. Deshalb: „Stoppt Putin jetzt!“ (Der Spiegel), und zwar durch „Wirtschaftssanktionen gegen Rußland“ (SZ): „Zur verschärften Politik der Europäer beigetragen hat die Empörung über den Abschuß eines malaysischen Passagierflugzeugs über dem Osten der Ukraine. Die Separatisten stehen im Verdacht, das Flugzeug mit 298 Menschen an Bord mit einer von Rußland gelieferten Boden-Luft-Rakete versehentlich abgeschossen zu haben.“

In derselben Zeitung, auf derselben Seite, drei Fingerbreit Luftlinie entfernt, findet sich dann diese Meldung: „Eine Ermittlergruppe der EU hat schwere Vorwürfe gegen führende Mitglieder der ehemaligen ,Befreiungsarmee des Kosovo’ (UÇK) zur Zeit des Bürgerkriegs Ende der Neunzigerjahre erhoben. Die UÇK profitierte damals von einer Intervention der Nato. Es gebe Beweise für zahlreiche Kriegsverbrechen, sagte der amerikanische Chefermittler Clint Williamson am Dienstag in Brüssel. Er forderte die Einrichtung eines Sondertribunals.“ Das dann, lesen wir auf Seite 6, über folgendes zu richten hätte: „Widerrechtliche Tötungen, Entführungen, das Verschwindenlassen (politischer Gegner), illegale Verhaftungen in Lagern in Kosovo und Albanien, sexuelle Gewalt, andere Formen unmenschlicher Behandlung, die zwangsweise Vertreibung von Individuen aus ihren Häusern und Gemeinden, die Schändung und Zerstörung von Kirchen und anderen religiösen Orten“, dies alles gipfelnd in „ethnischen Säuberungen“, deren Opfer „vorrangig Serben und Roma“ gewesen seien.

„Verrat, Sire, ist nur eine Frage des Datums.“ Talleyrand, 1814/15

Diese freundliche Befreiungsarmee stand nun zur Zeit des Bürgerkriegs Ende der neunziger Jahre auf Seite der Guten, weil sie nämlich gegen Serbien kämpfte und der Feind meines Feindes mein Freund ist. Ethnische Säuberungen hatte, soweit es den Westen betraf, allein Milosevic zu verantworten, und 2011 prangerte ein Bericht eines Schweizer Abgeordneten des Europaparlaments, auch das können wir lesen, an, daß „die westlichen Alliierten der UÇK … es zugunsten der ,kurzfristigen Stabilisierung der Lage … vorzogen, die Augen (vor Kriegsverbrechen der UÇK) zu verschließen.’“ Also hatte der Westen vielleicht keine Waffen an separatistische Rebellen geliefert, aber an ihrer Seite gekämpft und ihnen den Rücken freigehalten zum Töten, Vergewaltigen, Vertreiben, was leicht war, weil dieselbe freie Presse, die sich heute schäumend über „russische Propaganda“ beklagt, an der Freundlichkeit der albanischen Befreiungsarmee keinen Zweifel ließ.

Man kann sich empören über 298 Menschen, die nur darum starben, weil Verbrechern der Verlauf einer Landesgrenze mißfällt. Man kann sich aber auch empören über die Erbarmungslosigkeit der nationalen Heuchelei, gerade dann, wenn die Heimatfront so geschlossen steht, daß die Wahrheit sogar in der Zeitung stehen kann, ohne daß es etwas ändert.




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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Clever, »Brigitte«!

Du lockst mit der Überschrift »Fünf typische Probleme intelligenter Menschen«, und wir sind blöd genug, um draufzuklicken. Wir lernen, dass klug ist: wer mehr denkt, als er spricht, wer sich ungeschickt im Smalltalk anstellt, wer sich im Job schnell langweilt, wer sich mit Entscheidungen schwertut, wer bei Streit den Kürzeren zieht und wer ständig von Selbstzweifeln geplagt wird.

Frustriert stellen wir fest, dass eigentlich nichts von alledem auf uns zutrifft. Und als die Schwachköpfe, die wir nun einmal sind, trauen wir uns fast gar nicht, Dich, liebe Brigitte, zu fragen: Waren das jetzt nicht insgesamt sechs Probleme?

Ungezählte Grüße von Deiner Titanic

 Chillax, Friedrich Merz!

Sie sind Gegner der Cannabislegalisierung, insbesondere sorgen Sie sich um den Kinder- und Jugendschutz. Dennoch gaben Sie zu Protokoll, Sie hätten »einmal während der Schulzeit mal einen Zug dran getan«.

Das sollte Ihnen zu denken geben. Nicht wegen etwaiger Spätfolgen, sondern: Wenn ein Erzkonservativer aus dem Sauerland, der fürs Kiffen die Formulierung »einen Zug dran tun« wählt, schon in der Schulzeit – und trotz sehr wahrscheinlichem Mangel an coolen Freund/innen – an Gras kam, muss dann nicht so ziemlich jedes andere System besseren Jugendschutz garantieren?

Sinniert

Ihre Titanic

 Ach, Scheuer-Andi,

wie der Spiegel meldet, wird niemand für Sie in den Bundestag nachrücken. Da scheinen die Fußstapfen wohl einfach zu groß zu sein.

Die Besten gehen immer zu früh …

Weiß Titanic

 Rrrrr, Jesus von Nazareth!

Rrrrr, Jesus von Nazareth!

Im andalusischen Sevilla hast Du eine Kontroverse ausgelöst, der Grund: Auf dem Plakat für das Spektakel »Semana Santa« (Karwoche) habest Du zu freizügig ausgesehen, zu erotisch, ja zu hot!

Tja, und wie wir das besagte Motiv anschauen, verschlägt es uns glatt die Sprache. Dieser sehnsüchtige Blick, der kaum bedeckte anmutige Körper! Da können wir nur flehentlich bitten: Jesus, führe uns nicht in Versuchung!

Deine Dir nur schwer widerstehenden Ungläubigen von der Titanic

 Hello, Grant Shapps (britischer Verteidigungsminister)!

Eine düstere Zukunft haben Sie in einem Gastbeitrag für den Telegraph zum 75jährigen Bestehen der Nato skizziert. Sie sehen eine neue Vorkriegszeit gekommen, da sich derzeit Mächte wie China, Russland, Iran und Nordkorea verbündeten, um die westlichen Demokratien zu schwächen. Dagegen hülfen lediglich eine Stärkung des Militärbündnisses, die weitere Unterstützung der Ukraine und Investitionen in Rüstungsgüter und Munition. Eindringlich mahnten Sie: »Wir können uns nicht erlauben, Russisch Roulette mit unserer Zukunft zu spielen.«

Wir möchten aber zu bedenken geben, dass es beim Russisch Roulette umso besser fürs eigene Wohlergehen ist, je weniger Munition im Spiel ist und Patronen sich in der Trommel befinden.

Den Revolver überhaupt vom eigenen Kopf fernhalten, empfehlen Ihre Croupiers von der Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Spielregeln

Am Ende einer Mensch-ärgere-dich-nicht-Partie fragt der demente Herr, ob er erst eine Sechs würfeln muss, wenn er zum Klo will.

Miriam Wurster

 Tödliche Pilzgerichte (1/1)

Gefühlte Champignons.

Lukas Haberland

 Dual Use

Seit ich meine In-Ear-Kopfhörer zugleich zum Musikhören und als Wattestäbchen verwende, stört es mich gar nicht mehr, wenn beim Herausnehmen der Ohrstöpsel in der Bahn getrocknete Schmalzbröckelchen rauspurzeln.

Ingo Krämer

 Back to Metal

Wer billig kauft, kauft dreimal: Gerade ist mir beim zweiten Sparschäler innerhalb von 14 Tagen die bewegliche Klinge aus ihrer Plastikaufhängung gebrochen. Wer Sparschäler aus Kunststoff kauft, spart also am falschen Ende, nämlich am oberen!

Mark-Stefan Tietze

 Frage an die Brutschmarotzer-Ornithologie

Gibt es Kuckucke, die derart hinterhältig sind, dass sie ihre Eier anderen Kuckucken unterjubeln, damit die dann fremde Eier in fremde Nester legen?

Jürgen Miedl

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hannover, TAK Ella Carina Werner