Newsticker

Nur diese Kategorie anzeigen:Gärtners Sonntagsfrühstück Eintrag teilenEintrag per Email versenden Mit Facebook-Freunden teilen Twittern mit Google+ teilen

Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Ausländer raus

„Solidarisch“ bedeutet, meinem Wörterbuch zufolge, „füreinander einstehen“. Bitte ein Beispiel, wer wann zuletzt in dieser „Scheißdemokratie“ (Joseph Roth) für einen Nächsten eingestanden ist (Sozialarbeiter und karitativ Wirkende ausgenommen)? Gegenprobe:  Wer wann nicht? Bzw. sogar gegen seinen Nächsten? Das ist einfach: „Wachsender Haß auf Flüchtlinge alarmiert evangelische Bischöfe. – In Berlin-Hellersdorf mußten Flüchtlinge im Sommer tagelang Spießruten laufen, in Sachsen lauerten Rechtsradikale einem Flüchtling auf dem Heimweg zu seiner Unterkunft auf. Und in Rackwitz bei Leipzig schrien Dutzende aufgebrachte Bürger Ende August den Vertreter des Landratsamtes nieder, der ihnen mitteilte, daß im leerstehenden Lehrlingswohnheim demnächst 120 Flüchtlinge unterkommen sollen“ (SZ, 13.9.).

Es geht nicht darum, daß der Russe Österreich annektiert hat und acht Millionen Österreicher beim Piefke Asyl suchen; es geht um 120 arme Schweine, die in einem leeren Wohnheim, das unnütz in der Gegend herumsteht, untergebracht werden sollen, bundesweit um vielleicht 80 000 Asylsuchende (= 1 Promill der Gesamtbevölkerung), deren Anträge ohnehin meist abgelehnt werden und die bis dahin in ihren Unterkünften nicht mehr dürfen als vergammeln, weil arbeiten verboten ist und Residenzpflicht herrscht. Für den deutschen Spießbürger geht es auch nicht darum, daß er Kleider spenden müßte, Suppe ausschenken oder Flüchtlingskindern das schlechte Deutsch beibringen, in dem er seinem Haß holpernd Ausdruck verleiht, nein: Er muß sie bloß dulden, hinnehmen, akzeptieren. Nicht einmal das, diese Schwundstufe von Solidarität, ist drin: „... Bürger in Rackwitz … haben ein Flugblatt verteilt: Durch Ausländer werde das Bildungsniveau an ihrer Schule gesenkt. Die Kriminalität werde steigen. Und auf dem Weg zur Bürgerversammlung sagte eine Frau, es werde schon darüber geredet, das Problem zu lösen. Entweder das Haus werde jetzt abgefackelt oder später – dann, wenn es bewohnt ist.“

„Die Leute wollen unter sich sein / und gehen dafür über Leichen" Distelmeyer, 2001

Es ist keine ganz schlechte Pointe, daß ich für dieses Kroppzeug, dessen Bildungsniveau mühelos durch die Nachbarschaft zu einem Heim für unkastrierte Straßenhunde zu heben wäre, einen Solidaritätsbeitrag zu zahlen verdonnert bin, für jene mithin, für die Solidarität im Höchstfall eine nationale ist. Solidarität will eben gelernt sein, und es fehlt durchaus an Indizien dafür, daß die freiheitliche Demokratie, in der Bischöfe darum betteln müssen, daß im Wahlkampf, wenn irgend möglich, „nicht Stimmung gegen Flüchtlinge gemacht“ werde, dafür das richtige Lernumfeld ist. Selbst im stinkreichen Norwegen, das vor Ölgeld nicht aus den Augen schauen kann, werden Asylsuchende, unter dem Beifall der Mehrheit, nach 48 Stunden ins „sichere Drittland“ weitergereicht, weil es eben keinen Unterschied macht, ob einer hat oder ob einer nicht hat: Abgeben will er in keinem Fall, und das Fremde ist das Böse, nein: das Arme.

Solidarität ist, mit einem Wort, unkapitalistisch, denn Solidarität kann es nur in einer Ordnung geben, die es nicht nötig hat, Armut zu stigmatisieren, weil entweder jeder arm ist oder die Armut abgeschafft. Das tribalistische Ressentiment gegens Anders-Unvertraute, wie es gerade der zum Gesamtdeutschtum befreite DDR-Kleinbürger pflegt, muß man den Leuten freilich aberziehen, und daß solche Avancen von herrschender Ideologie als „Bevormundung“ abgetan werden, spricht bloß für eine Freiheit, die immer nur eine zum Totschlagen ist. (Wofür die liberale Presse, bei allem Stirngerunzel, natürlich volles Verständnis hat: „Denn entwurzelte Menschen mit Kriegstraumata werden … Bürgern vor die Nase gesetzt, die vor allem eins haben: Angst. Diese Angst könnte in Gewalt umschlagen.“ So schreibt ein Arschloch übers andere.)




Eintrag versenden Newstickereintrag versenden…
Felder mit einem * müssen ausgefüllt werden.

optionale Mitteilung an den Empfänger:

E-Mail-Adresse des Absenders*:

E-Mail-Adresse des Empfängers*
(mehrere Adressen durch Semikolon trennen, max. 10):

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Damit hast Du nicht gerechnet, »Zeit online«!

Als Du fragtest: »Wie gut sind Sie in Mathe?«, wolltest Du uns da wieder einmal für dumm verkaufen? Logisch wissen wir, dass bei dieser einzigen Aufgabe, die Du uns gestellt hast (Z+), erstens der zweite Summand und zweitens der Mehrwert fehlt.

Bitte nachbessern: Titanic

 Huhu, »HNA« (»Hessische/Niedersächsische Allgemeine«)!

Mit großer Verblüffung lesen wir bei Dir in einem Testbericht: »Frischkäse ist kaum aus einem Haushalt in Deutschland wegzudenken.«

Och, Menno! Warum denn nicht? Und wenn wir uns nun ganz doll anstrengen? Wollen wir es denn, HNA, einmal gemeinsam versuchen? Also: Augen schließen, konzentrieren und – Achtung: hui! – weg damit! Uuuund: Futschikato! Einfach aus dem eigenen Haushalt weggedacht. Und war doch überhaupt nicht schlimm, oder?

Es dankt für die erfolgreiche Zusammenarbeit und hofft, einen kleinen Denkanstoß gegeben zu haben, wenn nicht gar einen Wegdenkanstoß: Titanic

 Sie, Romancier Robert Habeck,

Sie, Romancier Robert Habeck,

nehmen Ihren Nebenjob als Wirtschaftsminister wohl sehr ernst! So ernst, dass Sie durch eine Neuauflage Ihres zusammen mit Ihrer Ehefrau verfassten Romans »Der Tag, an dem ich meinen toten Mann traf« versuchen, fast im Alleingang dem darniederliegenden Literaturmarkt auf die Sprünge zu helfen. Könnten Sie sich als Nächstes das Zeitschriftensterben vorknöpfen?

Fragt Titanic

 Keine Übertreibung, Mathias Richling,

sei die Behauptung, dass die Ampel »einen desaströsen Eindruck bei jedermann« hinterlasse, denn in den vielen Jahren Ihrer Karriere, so schilderten Sie’s den Stuttgarter Nachrichten, hätten Sie es noch nie erlebt, »dass ohne jegliche pointierte Bemerkung allein die bloße Nennung des Namens Ricarda Lang ein brüllendes Gelächter auslöst«.

Aber was bedeutet das? »Das bedeutet ja aber, zu Mitgliedern der aktuellen Bundesregierung muss man sich nichts Satirisches und keinen Kommentar mehr einfallen lassen.« Nun beruhigt uns einerseits, dass Ihr Publikum, das sich an Ihren Parodien von Helmut Kohl und Edmund Stoiber erfreut, wohl immerhin weiß, wer Ricarda Lang ist. Als beunruhigend empfinden wir hingegen, dass offenbar Sie nicht wissen, dass Lang gar kein Mitglied der aktuellen Bundesregierung ist.

Muss sich dazu nichts Satirisches und keinen Kommentar mehr einfallen lassen: Titanic

 Ganz, ganz sicher, unbekannter Ingenieur aus Mittelsachsen,

dass Du Deine Verteidigungsstrategie nicht überdenken willst? Unter uns, es klingt schon heftig, was Dir so alles vorgeworfen wird: Nach einem Crash sollst Du einem anderen Verkehrsteilnehmer gegenüber handgreiflich geworden sein, nur um dann Reißaus zu nehmen, als der Dir mit der Polizei kommen wollte.

Die beim wackeren Rückzug geäußerten Schmähungen, für die Du nun blechen sollst, wolltest Du vor dem Amtsgericht Freiberg dann aber doch nicht auf Dir sitzen lassen. Weder »Judensau« noch »Heil Hitler« willst Du gerufen haben, sondern lediglich »Du Sau« und »Fei bitter«. Magst Du das nicht noch mal mit Deinem Rechtsbeistand durchsprechen? Hast Du im fraglichen Moment nicht vielleicht doch eher Deinen Unmut über das wenig höfische Verhalten des anderen Verkehrsteilnehmers (»Kein Ritter!«) geäußert, hattest Deinen im selben Moment beschlossenen Abschied von den sozialen Medien (»Bye, Twitter!«) im Sinn, oder hast gar Deiner verspäteten Freude über die olympische Bronzemedaille des deutschen Ruder-Achters von 1936 (»Geil, Dritter!«) Ausdruck verliehen?

Nein? Du bleibst dabei? Und würdest dafür sogar ins Gefängnis gehen (»Fein, Gitter!«)?

Davor hat fast schon wieder Respekt: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Nachwuchs

Den werdenden Eltern, die es genau mögen, empfehle ich meinen Babynamensvorschlag: Dean Norman.

Alice Brücher-Herpel

 Süße Erkenntnis

Für jemanden, der Pfirsich liebt, aber Maracuja hasst, hält die Welt viele Enttäuschungen bereit.

Karl Franz

 Hellseherisch

Morgen ist einfach nicht mein Tag.

Theo Matthies

 3:6, 6:7, 0:6

Der Volontär in der Konferenz der Sportredaktion auf die Bitte, seine Story in drei Sätzen zu erzählen.

Ronnie Zumbühl

 Dilemma

Zum Einschlafen Lämmer zählen und sich täglich über einen neuen Rekord freuen.

Michael Höfler

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
05.12.2023 Frankfurt am Main, Club Voltaire »TITANIC-Peak-Preview« mit Stargast Til Mette
06.12.2023 Oldenburg, Wilhelm 13 Bernd Eilert mit Sandra Kegel und Klaus Modick
06.12.2023 Berlin, Das ERNST Hauck & Bauer mit Kristof Magnusson
07.12.2023 Bad Homburg, Kulturzentrum Englische Kirche Pit Knorr & Die Eiligen Drei Könige