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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Aus dem Trainingslager

„Leben heißt Hoffnungen begraben“, lässt Fontane in seinem eher langweiligen Roman „Cécile“ den jungen Herrn von Gordon sagen, und der Journalist Fontane wusste, wovon er schrieb. Doch wollen wir nicht immer auf die Zeitung schimpfen, dient sie doch mindestens dem trainierten Leser (mir!) als sozusagen Realitätsrelais und bietet Aufschluss noch da, wo es vorderhand bloß Zeitung ist.

In Sri Lanka haben kranke Köpfe viele hundert Menschen in die Luft gesprengt, in der allerhöchstwahrscheinlich irrigen Annahme, der liebe Gott begrüße das, und wenn ich „krank“ schreibe, dann meine ich das so, dass hier wer in einem geschlossenen Wahnsystem lebt; anders als etwa der „Vorsitzende der Wirtschaftsvereinigung der Union“ nebst „führenden Unionspolitikern“, die direkt neben dem Aufmacher vom Blutbad eine Kohlendioxidsteuer ablehnen, die das Autofahren um lächerliche 28 Cent pro hundert Kilometer verteuern würde und sowieso viel zu niedrig ist. Aber Steuern auf tödliche Gase, wo kämen wir da hin; wir schaffen doch nicht unsere stetig wachsenden Plastikmüllberge nach Asien, um jetzt beim Weiterbrummen kleinlich zu werden.

„Luft Luft“ Falco, 1986

Es gibt ja immer nur die eine Luft, und das ist nun mal die Luft, die sie atmen, und kommt wer und fordert Luftveränderung, dann verstehen sie das gar nicht. Wissenschaftler der katholischen Universität Eichstätt haben, zwei Meldungen weiter, herausgefunden, dass zweisprachiger Unterricht in der Grundschule „auch die Leistungen in Deutsch und Mathematik“ verbessere, denn „das Gehirn wird besser trainiert“, weshalb die Artikelüberschrift auch nicht die üblich sportifizierende, bei strengerer Auslegung sogar schon fast faschonable Vulgarität ist („Liegestütz fürs Gehirn“), sondern sich einfach zuviel falschem Training verdankt, jenem Training, das den modernen Leistungs- als Verbrauchs- und letztlich Powermenschen hervorbringt, einen Apparat unter Apparaten, und was verlangen wir von Apparaten? Dass sie so wunderbar funktionieren wie Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner, die jetzt heimlich geheiratet hat, und zwar nicht im heimischen Rheinland-Pfalz, weil das, in jeder Beziehung, zu nahe gelegen hätte, sondern in Südafrika. Weil ihr Angetrauter nämlich Südafrikaner ist? Nee: „Geschäftsführer eines Oldtimerzentrums in Mülheim-Klärlich“.

Und also fliegen 20 Leute nach Südafrika, damit man die „vierstöckige Torte“ (SZ) nicht in Kusel verzehren muss; schließlich: „Es ist unser aller Aufgabe, die Lebensgrundlagen künftiger Generationen und die biologische Vielfalt zu erhalten. Wir setzen das Prinzip der Nachhaltigkeit politisch um“ (julia-kloeckner.de), und weil sich „Wetterextreme häufen, setzt sich Landwirtschaftsministerin Klöckner für gentechnisch verändertes Saatgut ein. Es gibt aber auch Alternativen“ (Welt.de, 23.4.), aber dann kommt man nicht mehr nach Südafrika, und nach Marseille muss der SZ-Magazinist Haberl die Bahn nehmen: „Ich plädiere an dieser Stelle für Pastis. Warum? Nehmen Sie den nächsten Billigflieger nach Marseille und gehen Sie morgens runter zum Hafen“, und dann trinken wir Pastis und sind „für ein deutsches Frühstückscafé, in dem die Gäste um neun Uhr morgens die Kopfhörer aufsetzen und drauflosmailen, für immer verloren“. Das also ist die Multioptionsgesellschaft: Entweder mit den modernen Leistungs- als Verbrauchs- und letztlich Powermenschen das Frühstückscafé teilen oder mit denselben Menschen zum formvollendeten Runterkommen in den Billigflieger steigen.

Und dann in Marseille am Hafen sitzen und sich dort ein Morgenblatt besorgen; und es wieder mal nicht fassen können, wie tödlich eng es in manchen Köpfen ist.




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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Vielen Dank, Claudia Schiffer!

Vielen Dank, Claudia Schiffer!

Die Bunte zitiert Sie mit der Aussage: »Um zu überleben, muss man gesund sein, und wenn man am gesündesten ist, sieht man einfach auch am jüngsten aus!« Gut, dass Sie diese Erkenntnis an uns weitergeben!

Geht jetzt zur Sicherheit bei jeder neuen Falte, Cellulitedelle und grauen Strähne zum Arzt:

Ihre greise Redaktion der Titanic

 Recht haben Sie, Uli Wickert (81)!

Recht haben Sie, Uli Wickert (81)!

Die Frage, weshalb Joe Biden in seinem hohen Alter noch mal für das Präsidentenamt kandidiert, anstatt sich zur Ruhe zu setzen, kommentieren Sie so: »Warum muss man eigentlich loslassen? Wenn man etwas gerne macht, wenn man für etwas lebt, dann macht man halt weiter, soweit man kann. Ich schreibe meine Bücher, weil es mir Spaß macht und weil ich nicht Golf spielen kann. Und irgendwie muss ich mich ja beschäftigen.«

Daran haben wir, Wickert, natürlich nicht gedacht, dass der sogenannte mächtigste Mann der Welt womöglich einfach keine Lust hat, aufzuhören, auch wenn er vielleicht nicht mehr ganz auf der Höhe ist. Dass ihn das Regieren schlicht bockt und ihm obendrein ein Hobby fehlt. Ja, warum sollte man einem alten Mann diese kleine Freude nehmen wollen!

Greifen Sie hin und wieder doch lieber zum Golfschläger statt zum Mikrofon, rät Titanic

 Prophetisch, »Antenne Thüringen«?

Oder wie sollen wir den Song verstehen, den Du direkt nach der von Dir live übertragenen Diskussion zwischen Mario Voigt und Björn Höcke eingespielt hast? Zwar hat der Thüringer CDU-Fraktionschef Höckes Angebot einer Zusammenarbeit nach der Wahl ausgeschlagen. Aber es wettet ja so manche/r darauf, dass die Union je nach Wahlergebnis doch noch machthungrig einknickt. Du jedenfalls lässt im Anschluss den Musiker Cyril mit seinem Remake des Siebziger-Lieds »Stumblin’ in« zu Wort kommen: »Our love is alive / I’ve fallen for you / Whatever you do / Cause, baby, you’ve shown me so many things that I never knew / Whatever it takes / Baby, I’ll do it for you / Whatever you need / Baby, you got it from me.« Wenn das nicht mal eine Hymne auf eine blau-schwarze Koalition ist!

Hätte sich dann doch eher »Highway to Hell« gewünscht: Titanic

 Ganz schön unentspannt, Giorgia Meloni!

Ganz schön unentspannt, Giorgia Meloni!

Nachdem Sie eine Klage wegen Rufschädigung eingereicht haben, wird nun voraussichtlich ein Prozess gegen den britischen Rockstar Brian Molko eingeleitet. Dieser hatte Sie bei einem Konzert seiner Band Placebo in Turin als Nazi und Faschistin bezeichnet.

Wir finden, da könnten Sie sich mal etwas lockermachen. Wer soll denn bitte noch durchblicken, ob Sie gerade »Post-«, »Proto-« oder »Feelgood-« als Präfix vor »Faschistin« bevorzugen? Und: Wegen solcher Empflichkeiten gleich vor Gericht zu gehen, kostet die Justiz so viel wertvolle Zeit. Die könnte sie doch auch nutzen, um Seenotretter/innen dingfest zu machen oder kritische Presse auszuschalten. Haben Sie darüber schon mal nachgedacht, Sie Snowflake?

Schlägt ganz gelassen vor: Titanic

 Bild.de!

»Springer hatte im Januar bundesweit für Entsetzen gesorgt«, zwischentiteltest Du mit einem Mal überraschend selbstreferenziell. Und schriebst weiter: »Nach der Enthüllung des Potsdamer ›Remigrations‹-Treffens von AfD-Politikern und Rechtsextremisten postete Springer: ›Wir werden Ausländer zurückführen. Millionenfach. Das ist kein Geheimnis. Das ist ein Versprechen.‹« Und: »In Jüterbog wetterte Springer jetzt gegen ›dahergelaufene Messermänner‹ und ›Geld für Radwege in Peru‹«.

Dass es in dem Artikel gar nicht um Dich bzw. den hinter Dir stehenden Arschverlag geht, sondern lediglich der Brandenburger AfD-Vorsitzende René Springer zitiert wird, fällt da kaum auf!

Zumindest nicht Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Die wahre Strafe

Verhaftet zu werden und in der Folge einen Telefonanruf tätigen zu müssen.

Fabio Kühnemuth

 Vom Feeling her

Es hat keinen Sinn, vor seinen Gefühlen wegzulaufen. Man muss sich schon auch mal hinter einem Baum verstecken und warten, dass die das nicht merken und an einem vorbeiziehen, sonst bringt das ja alles nichts.

Loreen Bauer

 Frage an die Brutschmarotzer-Ornithologie

Gibt es Kuckucke, die derart hinterhältig sind, dass sie ihre Eier anderen Kuckucken unterjubeln, damit die dann fremde Eier in fremde Nester legen?

Jürgen Miedl

 Nicht lustig, bloß komisch

Während ich früher schon ein kleines bisschen stolz darauf war, aus einer Nation zu stammen, die mit Loriot und Heinz Erhardt wahre Zen-Meister der Selbstironie hervorgebracht hat, hinterfrage ich meine humoristische Herkunft aufgrund diverser Alltagserfahrungen jetzt immer öfter mit Gedanken wie diesem: Möchte ich den Rest meines Lebens wirklich in einem Land verbringen, in dem man während seiner Mittagspause in ein Café geht, das vor der Tür vollmundig mit »leckerem Hunde-Eis« wirbt, und auf seine Bestellung »Zwei Kugeln Labrador und eine Kugel Schnauzer« statt des fest eingeplanten Lachers ein »RAUS HIER!« entgegengebrüllt bekommt?

Patric Hemgesberg

 Dual Use

Seit ich meine In-Ear-Kopfhörer zugleich zum Musikhören und als Wattestäbchen verwende, stört es mich gar nicht mehr, wenn beim Herausnehmen der Ohrstöpsel in der Bahn getrocknete Schmalzbröckelchen rauspurzeln.

Ingo Krämer

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg