Newsticker

Nur diese Kategorie anzeigen:Gärtners Sonntagsfrühstück Eintrag teilenEintrag per Email versenden Mit Facebook-Freunden teilen Twittern mit Google+ teilen

Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Augen auf und durch

Eine Erkältung ist eine Erkältung ist eine Erkältung, aber ein Schnupfen, den man sich auf der Beerdigung der Oma zugezogen hat, und der die halbe Kita-Bronchitis, die einem seit Wochen auf die Nerven fällt, aufs lästigste ergänzt, ist erst recht nicht dazu angetan, zum „Fest“ (Gauck) und folgenden Jahresende mehr zu hoffen als ohnehin angezeigt; zumal wenn einen die Morgenzeitung ja ebenfalls noch behelligt: „Die Aktienwerte von Firmen mit Kuba-Bezug sind drastisch in die Höhe geschnellt“, und es ist natürlich schon ein wenig niederziehend, daß die eigenen erzieherischen Bemühungen so überhaupt nicht fruchten; sondern alles und jeder ständig blöder wird. Und so elend formatiert und dummforsch daherquatscht, daß wir uns einen Sack kaufen wollen und hineinhauen. „Martin Wiselksi, Direktor am Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell, findet die Beobachtung der amerikanischen Kollegen ,ziemlich spannend‘“, okay; bzw. immerhin nicht drastisch spannend, auch wenn das, traun, noch kommen wird.

Daß man „immer weiter“ machen müsse, war/ist die Überzeugung so unterschiedlicher Denker wie Oliver Kahn und Theodor Adorno, und wir tun es schon deshalb, weil wir nichts anderes gelernt haben und (angeblich) glückliche Menschen sind, weil wir dieses täglich dicker werdende Brett bohren dürfen, und weil wir glauben, es schuldig zu sein, der Vernunft, der Redlichkeit, aber auch den Abgehängten und Ausgebeuteten und Angeschmierten, von denen uns allenfalls ein Buchvertrag und Omas klein Häuschen trennen. „Solidarität ist keine Moralfrage“, schreibt der kommunistische Schriftsteller Dietmar Dath. „Solidarität ist statistischer Egoismus. Aus diesem Grund muß man sie herstellen, auch wo ihr Ziel unerreichbar scheint.“

„Aber nur weil etwas sehr schwer oder unwahrscheinlich ist, heißt das noch nicht, daß es zum gewollten Ziel – dem Sozialismus – einen anderen Weg gibt als eben den schweren und sehr unwahrscheinlichen.“ Dath, 2014

Es ist leicht, an derlei nicht mehr zu glauben, weil ja alles weg ist, revolutionäres Bewußtsein, die Arbeiterklasse, auch nur eine Idee von Sozialismus, und die Kritische Theorie, die ja so etwas wie ein großes melancholisches Kopfschütteln ist, hilft allemal, sich im Verhängnis mit Kfz und Bausparvertrag einzurichten. Muß man nicht, sagt Dath, dessen Bewunderung für den Genossen Lenin Pessimismus zuverlässig verhindert: Natürlich gibt es die Arbeiter noch, Bewußtsein läßt sich ändern, und es gibt auch noch eine Idee von Sozialismus/Kommunismus, gerade jetzt, wo für die Bedarfsmessung, Produktion und Verteilung doch Rechenmaschinen zur Verfügung stehen. Lest die Klassiker, es steht alles drin, aber macht nicht den Fehler, die Massen mit den Klassikern zu nerven, „lieber Forderungen stellen, statt Weltanalysen zusammenkochen, lieber auf Evidenzen herumreiten, bis es wehtut, statt Wahrsagerei betreiben.“

Wiederum leicht, das für aussichtslos zu halten, bei allem, was man über Kulturindustrie weiß (und was das Monsterhirn Dath, versteht sich, viel besser weiß); „Gegenmacht aufbauen“, du liebe Güte, mit wem denn? Und gegen Bild und Glotze? Was bleibt uns übrig: „Redet mit der Technikerin in der Riesenkläranlage, redet mit der Gynäkologin am verarmten Stadtrand, redet mit dem Call-Center-Studenten, redet mit dem Lebensmittelpacker und seiner Kollegin aus dem Gefrierbataillon, redet mit der Saatgut-Chemikerin, redet mit dem Leichtmaterialbaumalocher, mit der Truckerin, mit dem Reinigungsdienst in der Kühlabteilung des Großrechenzentrums. Zieht sie auf die richtige Seite.“

Also reden und schreiben wir weiter, der Schnupfen geht vorbei, und solange noch solche Bücher wie „Klassenkampf im Dunkeln. Zehn zeitgemäße sozialistische Übungen“ (konkret texte) erscheinen, wollen wir den Mut nicht verlieren.




Eintrag versenden Newstickereintrag versenden…
Felder mit einem * müssen ausgefüllt werden.

optionale Mitteilung an den Empfänger:

E-Mail-Adresse des Absenders*:

E-Mail-Adresse des Empfängers*
(mehrere Adressen durch Semikolon trennen, max. 10):

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Ganz schön unentspannt, Giorgia Meloni!

Ganz schön unentspannt, Giorgia Meloni!

Nachdem Sie eine Klage wegen Rufschädigung eingereicht haben, wird nun voraussichtlich ein Prozess gegen den britischen Rockstar Brian Molko eingeleitet. Dieser hatte Sie bei einem Konzert seiner Band Placebo in Turin als Nazi und Faschistin bezeichnet.

Wir finden, da könnten Sie sich mal etwas lockermachen. Wer soll denn bitte noch durchblicken, ob Sie gerade »Post-«, »Proto-« oder »Feelgood-« als Präfix vor »Faschistin« bevorzugen? Und: Wegen solcher Empflichkeiten gleich vor Gericht zu gehen, kostet die Justiz so viel wertvolle Zeit. Die könnte sie doch auch nutzen, um Seenotretter/innen dingfest zu machen oder kritische Presse auszuschalten. Haben Sie darüber schon mal nachgedacht, Sie Snowflake?

Schlägt ganz gelassen vor: Titanic

 Hallihallo, Michael Maar!

In unserem Märzheft 2010 mahnte ein »Brief an die Leser«: »Spannend ist ein Krimi oder ein Sportwettkampf.« Alles andere sei eben nicht »spannend«, der schlimmen dummen Sprachpraxis zum Trotz.

Der Literatur- ist ja immer auch Sprachkritiker, und 14 Jahre später haben Sie im SZ-Feuilleton eine »Warnung vor dem S-Wort« veröffentlicht und per Gastbeitrag »zur inflationären Verwendung eines Wörtchens« Stellung bezogen: »Nein, liebe Radiosprecher und Moderatorinnen. Es ist nicht S, wenn eine Regisseurin ein Bachmann-Stück mit drei Schauspielerinnen besetzt. Eine Diskussionsrunde über postmoderne Lyrik ist nicht S. Ein neu eingespieltes Oboenkonzert aus dem Barock ist nicht S.«

Super-S wird dagegen Ihr nächster fresher Beitrag im Jahr 2038: Das M-Wort ist ja man auch ganz schön dumm!

Massiv grüßt Sie Titanic

 Ah, »Galileo«!

Über die Arbeit von Türsteher/innen berichtest Du: »Viele Frauen arbeiten sogar als Türsteherinnen«. Wir setzen noch einen drauf und behaupten: In dieser Branche sogar alle!

Schmeißen diese Erkenntnis einfach mal raus:

Deine Pointen-Bouncer von Titanic

 Chillax, Friedrich Merz!

Sie sind Gegner der Cannabislegalisierung, insbesondere sorgen Sie sich um den Kinder- und Jugendschutz. Dennoch gaben Sie zu Protokoll, Sie hätten »einmal während der Schulzeit mal einen Zug dran getan«.

Das sollte Ihnen zu denken geben. Nicht wegen etwaiger Spätfolgen, sondern: Wenn ein Erzkonservativer aus dem Sauerland, der fürs Kiffen die Formulierung »einen Zug dran tun« wählt, schon in der Schulzeit – und trotz sehr wahrscheinlichem Mangel an coolen Freund/innen – an Gras kam, muss dann nicht so ziemlich jedes andere System besseren Jugendschutz garantieren?

Sinniert

Ihre Titanic

 Weiter so, uruguayischer Künstler Pablo Atchugarry!

Eine angeblich von Ihnen geschaffene Bronzeskulptur im englischen Cambridge soll an Prinz Philip erinnern, der dort von 1977 bis 2011 Kanzler der Universität war. Allerdings wird das Kunstwerk, das im Auftrag eines reichen Bauträgers angefertigt wurde, von vielen als verunglückt empfunden und zieht seit nunmehr zehn Jahren Spott auf sich.

Dass Sie mittlerweile die Urheberschaft leugnen, um Ihr Renommee als Künstler zu schützen, ist zwar verständlich, aber aus unserer Sicht völlig unnötig. Wenn sich das Konzept durchsetzt, lästige Promis, die uns über Jahrzehnte viel Zeit, Geld und Nerven gekostet haben, mit langlebigen Schrott-Monumenten zu schmähen, werden Sie sich vor Aufträgen bald kaum noch retten können. Und das Beste: Weil andere Großkopferte sich mit ihren Eskapaden zurückhalten würden, um nicht von Ihnen verewigt zu werden, sorgten Sie auch noch für Ruhe und gesellschaftlichen Frieden.

Hofft, dass dieser Vorschlag einen Stein ins Rollen bringt: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 In Würde altern

Früher hätte mich der riesige Pickel mitten auf meinem Hals stark gestört. Heute trage ich den wohl niedlichsten ausgeprägten Adamsapfel, den die Welt je gesehen hat, mit großem Stolz ein paar Tage vor mir her.

Ronnie Zumbühl

 Vom Feeling her

Es hat keinen Sinn, vor seinen Gefühlen wegzulaufen. Man muss sich schon auch mal hinter einem Baum verstecken und warten, dass die das nicht merken und an einem vorbeiziehen, sonst bringt das ja alles nichts.

Loreen Bauer

 Citation needed

Neulich musste ich im Traum etwas bei Wikipedia nachschlagen. So ähnlich, wie unter »Trivia« oft Pub-Quiz-Wissen gesammelt wird, gab es da auf jeder Seite einen Abschnitt namens »Calia«, voll mit albernen und offensichtlich ausgedachten Zusatzinformationen. Dank Traum-Latinum wusste ich sofort: Na klar, »Calia« kommt von »Kohl«, das sind alles Verkohl-Facts! Ich wunderte mich noch, wo so ein Quatsch nun wieder herkommt, wusste beim Aufwachen aber gleich, unter welcher Kategorie ich das alles ins Traumtagebuch schreiben konnte.

Alexander Grupe

 Finanz-Blues

Wenn ich bei meiner langjährigen Hausbank anrufe, meldet sich immer und ausnahmslos eine Raiffeisenstimme.

Theobald Fuchs

 Frage an die Brutschmarotzer-Ornithologie

Gibt es Kuckucke, die derart hinterhältig sind, dass sie ihre Eier anderen Kuckucken unterjubeln, damit die dann fremde Eier in fremde Nester legen?

Jürgen Miedl

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hannover, TAK Ella Carina Werner