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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Attacke

Falschparken ist eine Ordnungswidrigkeit, Steuerhinterziehung ist eine Straftat, Mord ist ein Verbrechen. Bundesheimatschutzminster Horst Seehofer ist es zu verdanken, daß Vergehen, die alle diese Delikte in den Schatten stellen, ab sofort mit einem eigenen Terminus belegt werden: „Schlag ins Gesicht der rechtstreuen Bevölkerung“. „ … des rechtstreuen Volkes“ ist eine Steigerung, die sich der Minister für die nähere Zukunft vorbehält.

Was war geschehen? In einem Flüchtlingsheim im baden-württembergischen Ellwangen sollte ein Mann aus Togo abgeschoben werden. Dort ist es schön, es scheint immer die Sonne, also ab. Andere Flüchtlinge aus anderen sonnigen Ländern solidarisierten sich spontan mit dem Abzuschiebenden und gingen die Beamten derart und handgreiflich an, daß die Abschiebung abgebrochen werden mußte und später ein hundertköpfiges Rollkommando anrückte, um für Ordnung zu sorgen. Dabei gab es Tumult, Menschen sprangen aus dem Fenster. „Zwölf Menschen wurden verletzt. Der Asylbewerber aus Togo wurde festgenommen“ (SZ).

Mein Jurastudium ist erstens lange her und beschränkte sich zweitens auf Staatsrechtliches, doch ich würde sagen, was hier vorging, war so etwas wie Widerstand gegen oder tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte, Dinge also, die in diesem unseren Land Tag für Tag tausendmal passieren. Passieren sie aber unter Mitwirkung von Asylbewerbern, ist plötzlich die Rede von einem „Schlag ins Gesicht der rechtstreuen Bevölkerung“. Dabei war es allenfalls ein Schlag ins Gesicht eines Polizeibeamten, über dessen Rechtstreue keine weiteren Erkenntnisse vorliegen. Das Gastrecht, so Seehofer weiter, dürfe nicht mit Füßen getreten werden; ein „Gastrecht“ aber gibt es gar nicht, und wahrscheinlich gerade deswegen muß gegen derlei lt. Seehofer „mit aller Härte“ vorgegangen werden, wahrscheinlich so hart wie gegen Steuerhinterzieherinnen oder die Produzenten von Schummeldieseln. Oder gegen Nazis, hahaha!

„Zur Demokratie gehört als notwendig erstens Homogenität und zweitens – nötigenfalls – die Ausscheidung und Vernichtung des Heterogenen.“ Carl Schmitt, 1926

„Wir dulden keine rechtsfreien Räume“, beeilte sich der lokale, grüne Ministerpräsident Kretschmann zu erklären, denn wo Ausländer sind, drohen die Räume grundsätzlich rechtsfrei zu werden (wg. Scharia u.ä.). Drum war auch die SZ erleichtert: „Polizei greift in Flüchtlingsheim durch“, und es war wahrlich höchste Zeit! Bei Steuerhinterziehung oder Schummeldieselbau, da wird in Ruhe und neutral ermittelt, da gibt es einen Anfangsverdacht oder stellt wer Beweismaterial sicher; aber verliert einer aus dem Busch nach ein paar faulen Jahren in einer Sammelunterkunft die Beherrschung, da greifen wir durch, handelt es sich doch um einen Schlag ins Gesicht unserer Rechtstreue, weil wir nämlich kein Volk ohne rechtsfreien Raum sind und es auch nicht werden wollen. (Es sei denn, beim Kinderballett wird gebeten, die Handykamera in der Tasche zu lassen; jede/r Dritte hat das Ding in der Hand. Selbst erlebt, bei der Nichte.)

Wie von ungefähr lobte da Dr. G. Seibt vom süddeutschen Feuilleton den harten Minister, weil der in der FAZ lieber von „Heimat“ als von Nation hatte sprechen wollen: „Daß Seehofer Heimat an die ,Vielfalt unterschiedlichster Menschen’ bindet, ist begriffspolitisch ein kluger Zug. Er verbindet das Urkonservative mit den aktuellen Realitäten und entlastet den weiterhin unverzichtbaren Begriff der Nation von identitären Anforderungen“, die es nämlich fraglos gibt und die jetzt eben der Heimatbegriff übernimmt. Weswegen ein tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte uns (mich!) in unserer (meiner!) Heimat attackiert. Dabei war ich nie in Ellwangen und will auch gar nicht hin.

Daß es ein begriffspolitisch kluger Zug wäre, Seehofer einen Hetzer zu nennen und die sich den identitären Anforderungen mit aller Härte widmende Heimat eine, die sich munter faschisiert: fast mögen wir’s erwägen.

PS. Was macht eigentlich Boris Palmer?




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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Sie, Romancier Robert Habeck,

Sie, Romancier Robert Habeck,

nehmen Ihren Nebenjob als Wirtschaftsminister wohl sehr ernst! So ernst, dass Sie durch eine Neuauflage Ihres zusammen mit Ihrer Ehefrau verfassten Romans »Der Tag, an dem ich meinen toten Mann traf« versuchen, fast im Alleingang dem darniederliegenden Literaturmarkt auf die Sprünge zu helfen. Könnten Sie sich als Nächstes das Zeitschriftensterben vorknöpfen?

Fragt Titanic

 Ganz, ganz sicher, unbekannter Ingenieur aus Mittelsachsen,

dass Du Deine Verteidigungsstrategie nicht überdenken willst? Unter uns, es klingt schon heftig, was Dir so alles vorgeworfen wird: Nach einem Crash sollst Du einem anderen Verkehrsteilnehmer gegenüber handgreiflich geworden sein, nur um dann Reißaus zu nehmen, als der Dir mit der Polizei kommen wollte.

Die beim wackeren Rückzug geäußerten Schmähungen, für die Du nun blechen sollst, wolltest Du vor dem Amtsgericht Freiberg dann aber doch nicht auf Dir sitzen lassen. Weder »Judensau« noch »Heil Hitler« willst Du gerufen haben, sondern lediglich »Du Sau« und »Fei bitter«. Magst Du das nicht noch mal mit Deinem Rechtsbeistand durchsprechen? Hast Du im fraglichen Moment nicht vielleicht doch eher Deinen Unmut über das wenig höfische Verhalten des anderen Verkehrsteilnehmers (»Kein Ritter!«) geäußert, hattest Deinen im selben Moment beschlossenen Abschied von den sozialen Medien (»Bye, Twitter!«) im Sinn, oder hast gar Deiner verspäteten Freude über die olympische Bronzemedaille des deutschen Ruder-Achters von 1936 (»Geil, Dritter!«) Ausdruck verliehen?

Nein? Du bleibst dabei? Und würdest dafür sogar ins Gefängnis gehen (»Fein, Gitter!«)?

Davor hat fast schon wieder Respekt: Titanic

 Huhu, »HNA« (»Hessische/Niedersächsische Allgemeine«)!

Mit großer Verblüffung lesen wir bei Dir in einem Testbericht: »Frischkäse ist kaum aus einem Haushalt in Deutschland wegzudenken.«

Och, Menno! Warum denn nicht? Und wenn wir uns nun ganz doll anstrengen? Wollen wir es denn, HNA, einmal gemeinsam versuchen? Also: Augen schließen, konzentrieren und – Achtung: hui! – weg damit! Uuuund: Futschikato! Einfach aus dem eigenen Haushalt weggedacht. Und war doch überhaupt nicht schlimm, oder?

Es dankt für die erfolgreiche Zusammenarbeit und hofft, einen kleinen Denkanstoß gegeben zu haben, wenn nicht gar einen Wegdenkanstoß: Titanic

 Damit hast Du nicht gerechnet, »Zeit online«!

Als Du fragtest: »Wie gut sind Sie in Mathe?«, wolltest Du uns da wieder einmal für dumm verkaufen? Logisch wissen wir, dass bei dieser einzigen Aufgabe, die Du uns gestellt hast (Z+), erstens der zweite Summand und zweitens der Mehrwert fehlt.

Bitte nachbessern: Titanic

 Keine Übertreibung, Mathias Richling,

sei die Behauptung, dass die Ampel »einen desaströsen Eindruck bei jedermann« hinterlasse, denn in den vielen Jahren Ihrer Karriere, so schilderten Sie’s den Stuttgarter Nachrichten, hätten Sie es noch nie erlebt, »dass ohne jegliche pointierte Bemerkung allein die bloße Nennung des Namens Ricarda Lang ein brüllendes Gelächter auslöst«.

Aber was bedeutet das? »Das bedeutet ja aber, zu Mitgliedern der aktuellen Bundesregierung muss man sich nichts Satirisches und keinen Kommentar mehr einfallen lassen.« Nun beruhigt uns einerseits, dass Ihr Publikum, das sich an Ihren Parodien von Helmut Kohl und Edmund Stoiber erfreut, wohl immerhin weiß, wer Ricarda Lang ist. Als beunruhigend empfinden wir hingegen, dass offenbar Sie nicht wissen, dass Lang gar kein Mitglied der aktuellen Bundesregierung ist.

Muss sich dazu nichts Satirisches und keinen Kommentar mehr einfallen lassen: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Nachwuchs

Den werdenden Eltern, die es genau mögen, empfehle ich meinen Babynamensvorschlag: Dean Norman.

Alice Brücher-Herpel

 Süße Erkenntnis

Für jemanden, der Pfirsich liebt, aber Maracuja hasst, hält die Welt viele Enttäuschungen bereit.

Karl Franz

 Hellseherisch

Morgen ist einfach nicht mein Tag.

Theo Matthies

 Dilemma

Zum Einschlafen Lämmer zählen und sich täglich über einen neuen Rekord freuen.

Michael Höfler

 3:6, 6:7, 0:6

Der Volontär in der Konferenz der Sportredaktion auf die Bitte, seine Story in drei Sätzen zu erzählen.

Ronnie Zumbühl

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
05.12.2023 Frankfurt am Main, Club Voltaire »TITANIC-Peak-Preview« mit Stargast Til Mette
06.12.2023 Oldenburg, Wilhelm 13 Bernd Eilert mit Sandra Kegel und Klaus Modick
06.12.2023 Berlin, Das ERNST Hauck & Bauer mit Kristof Magnusson
07.12.2023 Bad Homburg, Kulturzentrum Englische Kirche Pit Knorr & Die Eiligen Drei Könige