Fabian Lichters Economy Class
Aussteiger
Die Versuche von Presse und Politik, die AfD und ihren Erfolg zum Protest einiger besorgter Bürger zu erklären, dürften nicht nur mit den vielzitierten Umfragewerten der letzten Monate wohl endgültig obsolet geworden sein. Vielmehr versammelt die Partei längst sichtbar all diejenigen unter sich, die aus der Gegenwart mit ihren Krisen und Zumutungen aussteigen wollen und dafür bereit sind so einige und einiges auf der Strecke zu lassen. Darin kommen sich AfD und Wagenknecht dann auch so nah und insofern stimmt die Parole der Querfront für sie in diesem Punkt durchaus, nach der links und rechts überholte Kategorien seien. Der Feind wird in postmoderner Manier immer gerade so etikettiert, wie es gerade eben passt, ist mal zu woke, zu grün, Nazi oder Kriegstreiber, während man selbst vor allem auf der Seite des gesunden Menschenverstandes, wenn nicht gleich wieder auf der des Volkes sich wähnt, was doch Drohung genug sein sollte. Wenn jenes Wutbürgertum, das laut Selbstauskunft und Umfragen wenig überhaupt noch von demokratischen Vermittlungsformen hält, der Nährboden etwa der AfD ist, sind die Versuche bürgerlicher Parteien, sich an jenes Milieu heranzuwanzen, aber auch längst nicht mehr nur moralisch verwerflicher Stimmenfang. Sei es das schon lächerlich populistische Gerede über Flüchtlinge, die sich die Zähne machen lassen, während andere keine Termine mehr beim Zahnarzt bekommen. Oder die Verbissenheit, mit der man öffentlich gegen jeden Euro Bürgergelderhöhung keift, um noch ein wenig Hass auf die Armen zu lenken. Untergangsszenarien und Ressentiments, die auf parlamentarischer Ebene gespiegelt werden, dürften besagten Aussteigern vor allem als offizielle Bestätigung gelten. Und die Alternative zu all dem steht für sie bekanntlich längst fest.
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