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Fabian Lichters Economy Class

Zeit und Verschwendung

Wahrheit hat ihren Zeitkern, und dass Haltungen, Anschauungen, Geschmäcker und Formen der Ästhetik plötzlich "aus der Zeit gefallen wirken", ist nicht zuletzt diesem Umstand geschuldet und eben nicht das Werk finsterer Meinungsmächte oder gesteuerter Diskursverschiebungen. Das kann man einsehen oder man wird Welt-Leser.

Es war leicht, beispielsweise noch mit ein paar Jahrzehnten Puffer zu den ersten Katastrophen in Sachen Weltklima das Anliegen von Umwelt- und Ökologiebewegungen als lächerlich abzutun. Statt vor dem Weltuntergang fürchtete man sich lieber vor den Achselhaaren der Ökos, und der Applaus war einem sicher. Man muss gar nicht geschmäcklerisch daherkommen, um das als verstaubt abzutun, nicht einmal sonderlich moralisch; Achselhaare sind nun mal einfach nicht mehr unser größtes Problem.

Ein Drittel aller Hitzetoten, meldet u.a. die Taz, geht längst auf das Konto der Erderwärmung, und wo früher Eisberge waren, löst sich fröhlich das Quecksilber. Wie es hier nur in fünfzehn Jahren aussehen wird, mag sich schon keiner mehr ausmalen. Die lässige Haltung zu Themen wie diesen ist folglich futsch, desavouiert durch nichts Geringeres als die Realität selbst. Sie wird niemandem verboten, allein sie langweilt schrecklich. Kunst, Politik und ein Leben, das nicht vollkommen den Draht zur Außenwelt verloren hat, versucht Tatsachen wie diese zu integrieren, sonst wäre die ganze Welt Bayreuth.

Was zum Schlachtfeld "politische Korrektheit" führt: Wenn Präsidenten, ins Parlament gewählte Parteien und die Nachbarn längst wieder menschenverachtender sprechen als jede "Kunstfigur" aus Comedy und Kabarett es je getan hat – muss ich das dann auch noch tun? Und für wessen Freiheit noch mal genau? Der Freiraum, in dem man sich einst so heldenhaft bemühte, Grenzen auszuloten, ist eben gewachsen, heißt, es wird nicht mehr einzig unter sich ausgehandelt, mit wie viel Schweinskram man noch durchkommt. Und wer Witze über Müslis oder Aische von nebenan nicht mehr originell findet, hat vielleicht auch einfach mehr Humor als Jan Fleischhauer.

Deswegen muss man noch lange nicht glauben, Hegels Weltgeist sei in Form der sogenannten Woke-Culture ans Werk gegangen: Dass autoritäre Charaktere und die Schrebergärtner des Geistes auch im Namen des Guten ihre Selbstgerechtigkeiten in die Welt hämmern, weil sie aus irgendeinem Zufall eben nicht in einer puritanischen Kirchengemeinde oder der Jungen Union gelandet sind – geschenkt. Wer leugnet, dass es ein Zuviel des Guten gibt, hat höchstwahrscheinlich einen rege genutzten Twitter-Account oder eben nicht. Wo werdenden Eltern schon mal geraten wird, sie sollten nicht auf ein gesundes Kind hoffen, das impliziere Geringschätzung an einem kranken Kind. Sprachkritik direkt aus der Hölle.

Die Polarisierung mitzumachen, heißt, die Stumpfheit weiterzutragen. Wer darauf auch noch die nächsten zehn Jahre Lust hat, wird weiterhin seine Zeit dort verplempern, wohin sich Gehirne zum Sterben zurückziehen und dafür herzen. Möge die Rache der nächsten Generation fürchterlich sein.




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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Katsching, Todd Boehly!

Sie haben sich von Ihrem sauer Errafften den englischen Fußballverein FC Chelsea angelacht, der Titel holen soll, allerdings unter Ihrer Leitung lediglich einen einstelligen Tabellenplatz im nationalen Wettbewerb vorzuweisen hat. Zur Generalüberholung der in der Mittelmäßigkeit versackten Blauhemden sind auf Ihr Geheiß für über eine Milliarde Euro insgesamt 39 Fußballer verpflichtet worden, womit der aktuelle Kader mindestens 44 Spieler umfasst (darunter zehn Torhüter, von denen laut derzeit gültigem Regelwerk leider trotzdem nur einer das Tor hüten darf).

Zu dem über Ihrer Truppe ausgekübelten Spott tragen wir allerdings nicht bei, aus unserem Mund also keine Mutmaßungen über beengte Verhältnisse unter der Dusche oder die vollen Körbe am Trikotwaschtag. Denn selbstverständlich wird ein ausgebufftes Finanzgenie wie Sie, Boehly, seine Gründe haben, viermal elf Freunde mit Verträgen, die zum Teil bis ins nächste Jahrzehnt laufen, auszustatten. Denn wissen wir nicht alle, dass in diesen unsicheren Zeiten das Geld auf der Bank am besten aufgehoben ist?

Guckt eh lieber von der Tribüne aus zu: Titanic

 Gott sei dank, »Focus«!

Du schreibst: »Fleischkonsum sinkt, Mitarbeiter fehlen. Fachkräftemangel trifft die Wursttheke«. Aber sieh es doch mal positiv, lieber Focus: Es wäre doch viel schlimmer, wenn aufgrund des hohen Fleischkonsums die Mitarbeiter/innen verschwinden würden …

Grüße aus der Fleet Street schickt Titanic

 Puh, Lars Klingbeil!

Gerade wollten wir den Arbeitstag für beendet erklären und auch die SPD mal in Ruhe vor sich hin sterben lassen, da quengeln Sie uns auf web.de entgegen, dass es »kein Recht auf Faulheit gibt«. Das sehen wir auch so, Klingbeil! Und halten deshalb jeden Tag, an dem wir uns nicht über Ihren Populismus lustig machen, für einen verschwendeten.

Die Mühe macht sich liebend gern: Titanic

 Grüß Gott, Söder!

Grüß Gott, Söder!

Wie schlossen Sie Ihr Statement vor dem israelischen Generalkonsulat in München, wenige Stunden, nachdem ein 18jähriger mit einem Gewehr mit aufgepflanztem Bajonett auf dieses geschossen hatte und daraufhin von der Polizei erschossen worden war? Sie sagten: »Nochmals vielen Dank an alle Beteiligten!« Der Hauptbeteiligte, das war freilich der Attentäter – Ihre Danksagung lässt also tief blicken! Denn was täten Sie ohne durchgeknallte Islamisten mit anachronistischer Bewaffnung, die vom Rückstoß eines historischen Repetiergewehrs beinahe umgeworfen werden und von Ihrer Polizei spielend leicht umgenietet werden können?

Aber Obacht! Nicht dass Sie sich beim nächsten Mal zu noch offenherzigeren Reaktionen hinreißen lassen und zum Abschluss »So ein Tag, so wunderschön wie heute« anstimmen. Könnte möglicherweise missverstanden werden!

Meint Titanic

 Tatütata, LKA Niedersachsen!

»Ganz viel Erfolg morgen bei der Prüfung, liebe Karin«, sagt angeblich das gesuchte ehemalige RAF-Mitglied Burkhard Garweg gut gelaunt in einem Video, das bei der Fahndung im Presseportal unter der Rubrik »Blaulicht« veröffentlicht wurde. Die Fahnder/innen erhofften sich dadurch, so heißt es, neue Hinweise, und richten sich deshalb mit den Fragen an die Bevölkerung: »Wer ist ›Karin‹ bzw. ›Carin‹?« und: »In welchem Zusammenhang steht sie zu Burkhard Garweg?«. Schön und gut, da möchten wir nach einem derartigen Cliffhanger nun aber auch die Frage hinzufügen: Wie ist Karins Prüfung denn nun eigentlich gelaufen?

Hinweise an Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Jeder kennt ihn

Die Romantrilogie auf der Geburtstagsfeier, das Raclettegerät auf der Taufe, die Gartenfräse zur Beerdigung: Ich bin der Typ in deinem Bekanntenkreis, der dir geliehene Sachen in den unmöglichsten Situationen zurückgibt.

Leo Riegel

 Schrödingers Ruhebereich

Wenn es im Abteil so still ist, dass ein Fahrgast einschläft und dann übertrieben laut schnarcht.

Loreen Bauer

 Mitläuferin? Ganz im Gegenteil!

Meine Oma fuhr im Widerstand Motorrad.

Andreas Maria Lugauer

 Unangenehm

Auch im Darkroom gilt: Der Letzte macht das Licht aus.

Sebastian Maschuw

 Quo vadis, Fortschritt?

Unfassbar: Nach so vielen Jahren des Horrorfilms gruseln sich die Leute noch vor der Nosferatu-Spinne. Wann taucht in unseren Breiten endlich die Slasher- oder Zombie-Spinne auf?!

Mark-Stefan Tietze

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 03.10.: Der MDR kramt bei der Debatte, ob Ostdeutschland in den Medien schlechtgeredet wird, die Zonen-Gaby wieder hervor.
  • 26.09.:

    Noch-Grünenchefin Ricarda Lang retweetet "ihren" Onlinecartoon vom 25.09.

  • 18.09.: TITANIC-Zeichnerin Hilke Raddatz ("Briefe an die Leser") ist mit dem Wilhelm-Busch-Preis geehrt worden. Die SZLZ und der NDR berichten.
  • 12.09.:

    "Heute detoxe ich im Manager-Retreat im Taunus": TITANIC-Chefredakteurin Julia Mateus im Interview mit dem Medieninsider.

  • 29.08.:

    Die FR erwähnt den "Björnout"-Startcartoon vom 28.08.

Titanic unterwegs
23.10.2024 Karlsruhe, Tollhaus Max Goldt
23.10.2024 Berlin, Walthers Buchladen Katharina Greve
24.10.2024 Stuttgart, Im Wizemann Max Goldt
25.10.2024 Potsdam, Waschhaus-Arena Thomas Gsella