Discounter rüstet auf – der neue Edel-Aldi im Shopping-Check
In den kommenden drei Jahren sollen sämtliche Aldi-Süd-Filialen modernisiert werden, die erste dieser Art hat jetzt im bayerischen Unterhaching eröffnet. Angesichts der zahlreichen Krisen in Europa möchte man dem gesteigerten Bedürfnis der Kunden Rechnung tragen, sich gegen die da noch weiter unten abzugrenzen, und setzt künftig auf ein luxeriöseres und lifestyligeres Ambiente. Geht das Konzept auf? TITANIC war for you vor Ort.
Schon der Eingang ist ein Erlebnis für sich: Die Türen sind aus einem Hightechmaterial, das schon von außen einen Blick in den Markt gewährt, beim Nähertreten öffnen sie sich wie von Zauberhand. Drinnen dann die zweite Überraschung: Statt – wie von den Läden bislang gewohnt – nach Bier und Abstellkammer riecht es im Edel-Aldi nach Crémant und Kinderzimmer. Man ist eingestellt auf Familien, lautet die Botschaft. Für jedes Alter findet sich hier die passende Erfrischung im neu gestalteten und mit modernen Lichteffekten ausgestatteten Alkoholikaregal. Auch sonst hat man sich alle Mühe gegeben, die billigen Produkte in einer möglichst teuer aussehenden Papplandschaft zu plazieren. Obst von glücklichen Bäumen oder fair gehandeltes Gemüse aus regionalem Anbau würden sich hier auch nicht besser verkaufen. Schon jetzt sieht alles aus, als sei es direkt vom Bauernhof ins Regal gestellt worden und hätte zuvor noch im Güllesilo vorbeigeschaut – einfach herrlich, wenn man’s naturverbunden mag. Sonst hat alles in allem sich wenig geändert, das Sortiment ist überwiegend das gleiche wie bei Penny oder Lidl. Lediglich mit Eigenmarken wie "Desira", "Knusperone" und "Rio d’oro" hebt Aldi sich von den Konkurrenten ab. Lidl z.B. hat mit dem Knabberlabel "Crusti Croc" nur einen einzigen ähnlich packenden Namen im Angebot. Geblieben ist bei der Aldirenovierung auch das Konzept der wöchentlich wechselnden Aktionswaren. Zur Neueröffnung passend gibt’s gerade edle Sportanzüge aus strapazierfähigen Synthetikmaterialien (Mint-mauve für ihn, orange-rosa für sie), Konservenspezialitäten aus dem fernen Asien und einen Heimcomputer zum absoluten Schnäppchenpreis mit echtem Pentium-II-Prozessor! Für Sparfüchse und Technikfreaks heißt es also, ob alter oder neuer Aldi, am Dienstag früh aufstehen, denn nach wie vor gilt: Die Aktionsartikel können schon am ersten Tag ausverkauft sein. Abschließend läßt sich sagen, daß wir uns alle schon darauf freuen können, wenn bald unser nächstgelegener Aldi-Markt wegen Umbauarbeiten drei Monate geschlossen hat.
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