Die Fans sind supertraurig: Unheilig war einmal
Es war ein Fest der Sinne bei diesem allerletzten Konzert der Metaler von Unheilig, als endlich der letzte Ton verklungen, das letzte Abschiedswort gesprochen, die letzte Rückkopplung abgeklemmt worden war – als Der Graf der Bühne bis in die Ewigkeit den Rücken gekehrt hatte und die Lichter angingen: Überall kullerten die Tränchen der Unheilig-Fans. Doch blicken wir zuerst zurück auf die Anfänge der Band. Ihr Totenkopf und Sänger, Der Graf (bürgerlich: Dracula Müller), wurde 1937 als Kind eines Zeppelins und einer elektrostatischen Entladung im Rahmen einer Explosion geboren. Als Folge des Unglücks ist das Gesicht des Grafen noch heute durch zwei Backenbärte schwer gezeichnet. Schon während der Gruftschulzeit führte der junge Graf erste Klangexperimente durch: Mit den Fingernägeln an der Schiefertafel entlangkratzen, Ratten bei lebendigem Leib den Schwanz abschneiden, leere Ölfässer zum Dröhnen bringen. Bemerkenswert daran ist, daß praktisch alle wesentlichen Stilelemente der späteren Unheilig-Songs in diesen ersten Soundfragmenten bereits enthalten waren. Bald gründete er mit einem Mitgrüftling seine erste Band "Huhneilig", in den achtziger Jahren gelang mit dem Lied "Der Kommissar Huhn geht um" ein erster Achtungserfolg. Später warf Der Graf seinen Kollegen aus der Gruppe, änderte den Namen erst in Heil Honig, dann in Unheilig und machte künftig zusammen mit "ein paar schlecht bezahlten Idioten" (Der Graf) alles alleine. In der Schwarzen Szene wurde Unheilig schnell bekannt, spielte sich mit Schlagern wie "Unheilig, Unheilig sägen" oder "Wer unheilt, hat recht" in die verkohlten Herzen der Gothics. Der Rest ist schnell erzählt: Ausverkauf, Multiplatin, ein Leben auf Pathosschuhen. 2014 dann die Megaschocknachricht: Unheilig löst sich auf. Millionen Deutsche waren fassungslos, dachten an Selbstmord, fragten sich, wie sie die Zeit bis zum endgültigen Ende der Krachtruppe noch durchstehen sollten. Nun also war es endlich so weit. Im Reierenergiestadion in Köln gaben die Musiker um den Grafen noch einmal alles, was aus ihrem Equipment herauszuholen war; der röhrte mit seinem durchdringenden Organ dagegen an, daß es einem durch Mark und Bein ging und der Musikknochen weinte. Die großen Hits – "Geboren, um zu gehen", "Vanillekipferlstürmer", "So wie du, Arsch!" usw. – wurden noch einmal aus der Konserve gelockt und den 30 000 zugedröhnten Geräuschanalphabeten ins Trommelfell tätowiert. Die hochschäumenden, überkochenden, ja anbrennenden Emotionen zu beschreiben, verbietet der Anstand. Nur so viel: Am Ende war alles vorbei. Hinter der Bühne wurden die Bandmitglieder dann zügig von einer Gruppe Polizisten erschossen, um den Gedanken an ein Comeback gar nicht erst aufkommen zu lassen. Die Gruftlegung ist für den nächsten Donnerstag geplant, statt Blutopfern und Schweineköpfen bitten die Angehörigen um eine Spende an die gemeinnützige Aktion des Grafen "Die Grafschaft" für in Not geratene Schreckgestalten auf dieses Bankkonto.
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