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Dax Werners Debattenrückspiegel KW7

Liebe Leser_innen,

in der Spielfilm-Trilogie "Herr der Ringe" kam das Verfahren bereits erfolgreich zum Einsatz: Die sogenannte "forced perspective". Das Auge wird hier im Bezug auf die Größenverhältnisse bestimmter Schauspieler_innen oder Objekte zueinander mittels optischer Tricks getäuscht: So konnte beispielsweise der Zauberer Gandalf im Vergleich zum jungen Auenländer Frodo um einiges größer wirken, obwohl beide Darsteller im wahren Leben vermutlich nur einige wenige Zentimeter Körpergröße voneinander trennten.

Wie komme ich da überhaupt drauf? Nun, die nordrheinwestfälische SPD setzt in der visuellen Kommunikation rund um ihren Spitzenkandidaten für die Landtagswahl am 15. Mai, Thomas Kutschaty, auf eine ganz ähnliche optische Zauberei. Denn der Justizminister des Kabinetts Hannelore Kraft I wirkt auf sämtlichen aktuellen Fotografien etwas, nun ja, zu klein (no front). Das Ziel solcher Gaukelei sollte klar sein: Kutschaty als Underdog zu inszenieren, als denjenigen, der es trotz aller Widerstände gegen den unnatürlich schönen und großen CDU-Erbprinz Hendrik Wüst, der sein Amt von Armin Laschet übernommen hatte, in die Düsseldorfer Staatskanzlei schaffen will. Eine Art Rocky Balboa aus Essen-Borbeck.

Einer von uns eben. Dieses Narrativ wurde auch gestern auf dem digitalen Parteitag der NRW-SPD bespielt, wo Kutschaty mit fast traumschönen 96,86 Prozent offiziell zum Spitzenkandidaten gekürt wurde. Doch viel interessanter als die neun Nein-Stimmen und fünf Enthaltungen scheint mir der zur Schau gestellte Fuß-Schmuck des MP-Kandidaten: Statt italienischer Halbschuhe trug Kutschaty nämlich gemütlich-weißsohlige Sneaker aus der Deichmann-Grabbelkiste. So geht Bürgernähe!

Auch das Wahlkampfmotto der NRW-SPD, in seiner serifenbetonter Schriftart fast an Bernie Sanders berühmte 2016er Kampagne erinnernd, verspricht ähnlich blumig: "Für euch gewinnen wir das Morgen." Was ist das denn auf einmal? Ein auf fast sinnliche Weise nichtssagendes Versprechen, eine Meditation, vielleicht sogar etwas ganz Neues, nämlich: Die neue poetische Sozialdemokratie? Eine fast notwendig gewordene neue Poetik, da der Abschnitt "Kontroversen" in Kutschatys Wikipedia-Artikel derart langweilig ist, dass ich ihn auf dem Weg von einem Browser-Tab zum nächsten schon wieder vergessen habe? Da bin ich gedanklich nämlich längst bei Hans-Willi Körfges, dem NRW-SPD-Urgestein, das auf dem gestrigen Parteitag gekonnt vom Podium aus die Fäden zog. Hans-Willi Körfges, ein Name zum Niederknien: Mehr NRW geht eigentlich nicht. Warum hat er eigentlich nie um die SPD-Spitzenkandidatur gekämpft? Zum Beispiel mit dem Motto "Hans-Willi Körfges. Auch mir ist es manchmal zu viel"?

Fragen, denen wir ein andermal genauer nachgehen wollen. Wichtig allein: Für die Richtungswahl am 15. Mai an Rhein und Ruhr geht die SPD neue Wege. Warum nicht mal ein kleiner Mann mit einer großen Vision? Gegen Armin Laschet hätte Kutschaty vermutlich aus eigener Kraft gewinnen können, gegen Wüst braucht es neben einer erfolgreichen Bundes-SPD eben auch eine Story, die verfängt. Wie die vom Außenseiter aus Borbeck. Oder eben Frodo aus dem Auenland.

Poetische Grüße und eine starke neue KW wünscht euch: Dax Werner




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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Persönlich, Ex-Bundespräsident Joachim Gauck,

nehmen Sie inzwischen offenbar alles. Über den russischen Präsidenten sagten Sie im Spiegel: »Putin war in den Achtzigerjahren die Stütze meiner Unterdrücker.« Meinen Sie, dass der Ex-KGBler Putin und die DDR es wirklich allein auf Sie abgesehen hatten, exklusiv? In dem Gespräch betonten Sie weiter, dass Sie »diesen Typus« Putin »lesen« könnten: »Ich kann deren Herrschaftstechnik nachts auswendig aufsagen«.

Allerdings hielten Sie sich bei dessen Antrittsbesuch im Schloss Bellevue dann »natürlich« doch an die »diplomatischen Gepflogenheiten«, hätten ihm aber »schon zu verstehen gegeben, was ich von ihm halte«. Das hat Putin wahrscheinlich sehr erschreckt. So richtig Wirkung entfaltet hat es aber nicht, wenn wir das richtig lesen können. Wie wär’s also, Gauck, wenn Sie es jetzt noch mal versuchen würden? Lassen Sie andere Rentner/innen mit dem Spiegel reden, schauen Sie persönlich in Moskau vorbei und quatschen Sie Putin total undiplomatisch unter seinen langen Tisch.

Würden als Dank auf die Gepflogenheit verzichten, Ihr Gerede zu kommentieren:

die Diplomat/innen von der Titanic

 Also wirklich, »Spiegel«!

Bei kleinen Rechtschreibfehlern drücken wir ja ein Auge zu, aber wenn Du schreibst: »Der selbst ernannte Anarchokapitalist Javier Milei übt eine seltsame Faszination auf deutsche Liberale aus. Dabei macht der Rechtspopulist keinen Hehl daraus, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, obwohl es korrekt heißen müsste: »Weil der Rechtspopulist keinen Hehl daraus macht, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, müssen wir es doch anmerken.

Fasziniert von so viel Naivität gegenüber deutschen Liberalen zeigt sich

Deine Titanic

 Waidmannsheil, »Spiegel«!

»Europas verzweifelte Jagd nach Munition«, titeltest Du, und doch könnte es deutlich schlimmer sein. Jagd auf Munition – das wäre, so ganz ohne diese Munition, deutlich schwieriger!

Nimmt Dich gerne aufs Korn: Titanic

 Ach, Taube,

Ach, Taube,

die Du in Indien wegen chinesischer Schriftzeichen auf Deinen Flügeln acht Monate in Polizeigewahrsam verbracht hast: Deine Geschichte ging um die Welt und führte uns vor Augen, wozu die indische Fashion-Polizei fähig ist. Aufgrund Deiner doch sehr klischeehaften Modetattoos (chinesische Schriftzeichen, Flügel) fragen wir uns aber, ob Du das nicht alles inszeniert hast, damit Du nun ganz authentisch eine Träne unter dem Auge oder ein Spinnennetz auf Deinem Ellenbogen (?) tragen kannst!

Hat Dein Motiv durchschaut: Titanic

 Wieso so eilig, Achim Frenz?

Wieso so eilig, Achim Frenz?

Kaum hast Du das Zepter im Kampf um die Weltherrschaft der Komischen Kunst auf Erden in jüngere Hände gelegt, da schwingst Du Dich nach so kurzer Zeit schon wieder auf, um in den höchsten Sphären für Deine Caricatura zu streiten.

Mögest Du Dir auch im Jenseits Dein beharrliches Herausgeber-Grummeln bewahren, wünscht Dir zum Abschied Deine Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

 Frühlingsgefühle

Wenn am Himmel Vögel flattern,
wenn in Parks Familien schnattern,
wenn Paare sich mit Zunge küssen,
weil sie das im Frühling müssen,
wenn überall Narzissen blühen,
selbst Zyniker vor Frohsinn glühen,
Schwalben »Coco Jamboo« singen
und Senioren Seilchen springen,
sehne ich mich derbst
nach Herbst.

Ella Carina Werner

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg