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Dax Werners Debattenrückspiegel KW5

Liebe Leser_innen,

die Gefährte heißen Oskar, Leni oder Elmar, in ihnen wohnen Lene, Tobi, Zoe oder Merlin, manchmal wird im Laufe der Erzählung noch ein Hund (Lotta oder Friedo) adoptiert und so aufregend, wie das bis hierhin klingt, präsentiert sich die internationale Community der Vanlifer auch im Internet. Und doch haben sie in den letzten Jahren nicht nur die Straßen Europas von den kaum noch besungenen, eigentlichen Asphaltengeln, den Truckern, erobert, sondern die Preise für Campervans und Kastenwagen um mindestens 30 Prozent ansteigen lassen. Dabei ist das Konzept #vanlife denkbar einfach: Den festen Wohnsitz aufgeben und fortan freiwillig samt Partner in einem umgebauten Kastenwagen leben und arbeiten. Flexibel, rund um die Uhr für Kunden und Auftraggeber erreichbar und im Idealfall regelmäßig für Social Media aufbereitet. Saisonarbeiter mit Master-Abschluss.

Wer sich wie ich in die YouTube-Bubble der VW-Bus-Umbauer stürzt, trifft nicht nur auf lauter Millennials mit Lehrereltern-Vornamen, die offenbar das ganze Jahr nichts anderes tun als IKEA-Kinderküchen defender-grün zu lackieren und in Fiat Ducatos oder VW T6s einzubauen, um damit anschließend durch europäische Niedriglohnländer zu dieseln, sondern gleichzeitig auf eine verheißungsvolle Welt voller Makramee und nichtssagendem Fingerpicking-Folk, die einen sehr direkt mit der Frage konfrontiert: Einfach das Zündschloss drehen, die Debatten Debatten und die Ampel Ampel sein lassen und sich in eine generische Fantasiewelt flüchten, in der für immer 2012 ist und Mumford & Sons gerade erst ihr zweites Album veröffentlicht haben, das wär’s doch, oder?

Wer würde da nicht schwach. Und wer könnte es uns zwischen den frühen 1980er bis zu den späten 1990er Jahren Geborenen übelnehmen? Die Wahrscheinlichkeit, dass von uns noch ein Impuls in der Größenordnung von Fridays for Future ausgeht, wird ohnehin jeden Tag geringer, gleichzeitig wird die Wirklichkeit jeden Tag komplizierter, also können wir uns doch genauso gut ins absolut Private zurückziehen, niemandem mehr mit unserem mutmaßlichen Harry Potter-Haus auf die Nerven gehen und uns von nun an nur noch jeden Morgen mit einer Drohne beim Kaffeetrinken auf dem Busdach filmen, während wir das Konzept der Kleinfamilie stabilisieren.

Überhaupt Kaffee. Ständig machen Vanlifer irgendwo Halt, grabbeln kurz 20 Minuten alle Zutaten aus dem Storage unter dem Bett mit Makramee-Traumfänger und filmen sich anschließend schnell zwei Stunden bei der Kaffeezubereitung. Dann wird der Kaffee in eine Emaille-Tasse aus dem eigenen Vanlife-Shop gegossen, um schließlich – ganz wichtig! – genießerisch mit beiden Händen umklammert zu werden. Augen zu und Selfcare. Der ästhetische Mix aus Patagonia-Fleecejacken, Norweger-Pullover, Man Buns, Manufactum und einem Schuss Schnellroda wirft die Frage auf: Sind Elitesoldaten der Bundeswehr und Bushcraft-Enthusiasten (Thema für eine andere Kolumne) vielleicht gar nicht die einzigen, die sich heimlich auf den Tag X vorbereiten?

Man weiß es nicht. Und während Tobi noch schnell ein paar Drohnenbilder vom Hund am Strand filmt, schaut Zoe mit leeren Augen in den Sonnenaufgang und fragt sich vielleicht gerade, mit welcher Tofuhersteller-Kooperation sie die Welt heute Mittag wieder ein kleines Stückchen besser machen kann.

Wünscht jedenfalls allzeit gute Fahrt: Dax Werner




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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Eine Frage, Miriam Meckel …

Im Spiegel-Interview sprechen Sie über mögliche Auswirkungen künstlicher Intelligenz auf die Arbeitswelt. Auf die Frage, ob die Leute in Zukunft noch ihr Leben lang im gleichen Beruf arbeiten werden, antworten Sie: »Das ist ja heute schon eher die Ausnahme. Ich zum Beispiel habe als Journalistin angefangen. Jetzt bin ich Professorin und Unternehmerin. Ich finde das toll, ich liebe die Abwechslung.« Ja, manchmal braucht es einfach einen beruflichen Tapetenwechsel, zum Beispiel vom Journalismus in den Fachbereich Professorin! Aber gibt es auch Berufe, die trotz KI Bestand haben werden? »Klempner zum Beispiel. Es gibt bislang keinen Roboter mit noch so ausgefeilter KI auf der Welt, der Klos reparieren kann.«

Das mag sein, Meckel. Aber was, wenn die Klempner/innen irgendwann keine Lust mehr auf den Handwerkeralltag haben und flugs eine Umschulung zum Professor machen? Wer repariert dann die Klos? Sie?

Bittet jetzt schon mal um einen Termin: Titanic

 Sie, Victoria Beckham,

Sie, Victoria Beckham,

behaupteten in der Netflix-Doku »Beckham«, Sie seien »working class« aufgewachsen. Auf die Frage Ihres Ehemanns, mit welchem Auto Sie zur Schule gefahren worden seien, gaben Sie nach einigem Herumdrucksen zu, es habe sich um einen Rolls-Royce gehandelt. Nun verkaufen Sie T-Shirts mit dem Aufdruck »My Dad had a Rolls-Royce« für um die 130 Euro und werden für Ihre Selbstironie gelobt. Wir persönlich fänden es sogar noch mutiger und erfrischender, wenn Sie augenzwinkernd Shirts mit der Aufschrift »My Husband was the Ambassador for the World Cup in Qatar« anbieten würden, um den Kritiker/innen so richtig den Wind aus den Segeln zu nehmen.

In der Selbstkritik ausschließlich ironisch: Titanic

 Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

als Ihr eine Folge Eures Pärchenpodcasts »Feel the News« mit »Das Geld reicht nicht!« betiteltet. Da fragten wir uns, was Ihr wohl noch haben wollt: mehr Talkshowauftritte? Eine Homestory in der InTouch? Doch dann hörten wir die ersten zwei Minuten und erfuhren, dass es ausnahmsweise nicht um Euch ging. Ganz im Sinne Eures Formats wolltet Ihr erfühlen, wie es ist, Geldsorgen zu haben, und über diese Gefühle dann diskutieren. Im Disclaimer hieß es dann noch, dass Ihr ganz bewusst über ein Thema sprechen wolltet, das Euch nicht selbst betrifft, um dem eine Bühne zu bieten.

Ihr als Besserverdienerpärchen mit Loft in Prenzlauer Berg könnt ja auch viel neutraler und besser beurteilen, ob diese Armutsängste der jammernden Low Performer wirklich angebracht sind. Leider haben wir dann nicht mehr mitbekommen, ob unser Gefühl, Geldnöte zu haben, berechtigt ist, da wir gleichzeitig Regungen der Wohlstandsverwahrlosung und Realitätsflucht wahrnahmen, die wir nur durch das Abschalten Eures Podcasts loswerden konnten.

Beweint deshalb munter weiter den eigenen Kontostand: Titanic

 Gude, Fregatte »Hessen«!

Du verteidigst Deutschlands Demokratie zur Zeit im Roten Meer, indem Du Handelsrouten vor der Huthi-Miliz schützt. Und hast schon ganz heldenhaft zwei Huthi-Drohnen besiegt.

Allerdings hast Du auch aus Versehen auf eine US-Drohne geschossen, und nur einem technischen Fehler ist es zu verdanken, dass Du nicht getroffen hast. Vielleicht ein guter Grund für die USA, doch nicht auf der Erfüllung des Zwei-Prozent-Ziels zu beharren!

Doppelwumms von Titanic

 Lustiger Zufall, »Tagesspiegel«!

»Bett, Bücher, Bargeld – wie es in der Kreuzberger Wohnung von Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette aussah«. Mit dieser Schlagzeile überschreibst Du Deine Homestory aus Berlin. Ha, exakt so sieht es in unseren Wohnungen auch aus! Komm doch gern mal vorbei und schreib drüber. Aber bitte nicht vorher die Polizei vorbeischicken!

Dankend: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg