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Dax Werners Debattenrückspiegel KW2

Liebe Leser_innen,

kaum eine humanitäre Katastrophe nimmt uns gerade intensiver mit als das Abschiebungsdrama um Novak Djokovic, nichts elektrisiert auch mich persönlich derzeit so sehr wie das Duell zwischen der australischen Einwanderungsbehörde und dem Tennisspieler Novak Djokovic. Trotz zigfacher Grand-Slam-Titel ist es das Match seines Lebens, dramaturgisch befinden wir uns längst im Tie-Break: Erst gestern musste der Djoker erneut in Abschiebehaft und noch während diese Kolumne ins Internet gedruckt wird, trudeln mit Sicherheit zwölf weitere Eilmeldungen in nämlicher Causa ein.

Was ist es genau, das nicht nur uns einfachen Menschen von Nebenan, sondern auch und vor allem weite Teile der Medien derart in den Bann zieht, dass der gestandene Anchorman des ZDF-Morgenmagazins, Mitri Sirin (50), dieser Tage so weit ging und an der eigenen Regie vorbei eine Eilmeldung aus down under direkt aus seinem iPhone vermeldete? Meine Vermutung ist, dass sich in der Djokeriade Diskurse vereinen, in denen wir Deutschen seit jeher zu besonders viel Debatte neigen: Impfzwang und sichere Grenzen. Wem das noch nicht genug Diskurssprengstoff ist: Ein Bonusthema steckt in der Frage, wie schuldfähig ein Mann überhaupt sein kann, der 150 Millionen Euro mit Ballspielen verdient? Und darf man Menschen, die über derartige Vermögen verfügen, tatsächlich mit denselben Gesetzen um die Ecke kommen wie normalen Flüchtenden? Eine sowohl juristisch als auch ethisch komplizierte Problemstellung und damit wie prädestiniert für einen gemütlichen Ferdinand-von-Schirach-Abend im Ersten mit anschließendem Telefonvoting. Und nicht zuletzt geopolitisch gibt der Fall einiges her: Könnte es nicht sein, dass auch in diesem Migrationsdrama der belarussische Machthaber Lukaschenko mit dem Segen Moskaus die Fäden in der Hand hält?

Von welcher Warte auch immer auf die Debatte geblickt wird, eines muss klar sein: Als Gesellschaft dürfen wir nicht länger wegschauen, wenn ein Multimillionär in Schwierigkeiten gerät. In diesen Augenblicken sitzt ein Tennisspieler, von der australischen Regierung zum Staatsfeind erklärt, in einem menschenunwürdigen Abschiebehotel im Melbourner Stadtteil Carlton fest. Schlimmer noch: Eventuell darf er morgen beim Tennisturnier nicht mitspielen. Welcher Gott lässt so etwas geschehen? Warum sehen wir lediglich zu, wie ein Junge an seinem Traum gehindert wird? Und wo ist beispielsweise das zivilgesellschaftliche Engagement des sonst um keinen Facebook-Post verlegenen Tübinger OBs Palmer? Auch die Schauspiel- und Gauklertruppe um den Regisseur Dietrich Brüggemann könnte hier mit einem neuen Satireprojekt für awareness sorgen.

Das können wir besser. Hoffentlich heißt es dann bald wieder: Spiel, Satz und Sieg für die Menschlichkeit.

Euer Dax Werber




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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 An Deiner Nützlichkeit für unsere Knie, Gartenkniebank AZBestpro,

wollen wir gar nicht zweifeln, an Deiner Unbedenklichkeit für unsere Lungen allerdings schon eher.

Bleibt bei dieser Pointe fast die Luft weg: Titanic

 Du wiederum, »Spiegel«,

bleibst in der NBA, der Basketball-Profiliga der Männer in den USA, am Ball und berichtest über die Vertragsverlängerung des Superstars LeBron James. »Neuer Lakers-Vertrag – LeBron James verzichtet offenbar auf Spitzengehalt«, vermeldest Du aufgeregt.

Entsetzt, Spiegel, müssen wir feststellen, dass unsere Vorstellung von einem guten Einkommen offenbar um einiges weiter von der Deiner Redakteur/innen entfernt ist als bislang gedacht. Andere Angebote hin oder her: 93 Millionen Euro für zwei Jahre Bällewerfen hätten wir jetzt schon unter »Spitzengehalt« eingeordnet. Reichtum ist wohl tatsächlich eine Frage der Perspektive.

Arm, aber sexy: Titanic

 Hello, Herzogin Kate!

Hello, Herzogin Kate!

Ihr erster öffentlicher Auftritt seit Bekanntmachung Ihrer Krebserkrankung wurde von der Yellow Press mit geistreichen Überschriften wie »It’s just Kate to see you again« oder »Kate to have you back« bedacht.

Und bei solchen Wortspielen darf unsereins natürlich nicht fehlen! Was halten Sie von »Das Kate uns am Arsch vorbei«, »Danach Kate kein Hahn« oder »Das interessiert uns einen feuchten Katericht«?

Wie immer genervt vom royalen Kateöse: Titanic

 So ist es, Franz Müntefering!

So ist es, Franz Müntefering!

Sie sind nun auch schon 84 Jahre alt und sagten zum Deutschlandfunk, Ältere wie Sie hätten noch erlebt, wozu übertriebener Nationalismus führe. Nämlich zu Bomben, Toten und Hunger. Ganz anders natürlich als nicht übertriebener Nationalismus! Der führt bekanntlich lediglich zur Einhaltung des Zweiprozentziels, zu geschlossenen Grenzen und Hunger. Ein wichtiger Unterschied!

Findet

Ihre Titanic

 Endlich, »ARD«!

Seit Jahren musst Du Dich rechtfertigen, weil Du immer wieder die NS-Enthusiast/innen von der AfD zu Kuschelkursinterviews einlädst und ihnen eine gebührenfinanzierte Plattform bietest, damit sie Dinge verbreiten können, die sich irgendwo zwischen Rassenlehre und Volksverhetzung befinden. Aber jetzt hast Du es den Hatern endlich gezeigt und AfD-Anführer Tino Chrupalla in das härteste Interviewformat ever eingeladen: »Frag selbst«, das freaky Social-Media-Format von der Tagesschau, das schon Olaf Scholz mit knallharten Fragen à la »Wann Döner wieder drei Euro?« niedergerungen hat. Wir sind uns sicher: Besser als mit einem Kartoffelranking auf dem Twitch-Kanal der Tagesschau kann die AfD gar nicht entlarvt werden!

Legt schon mal die Chips bereit: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Guesslighting

Um meine Seelenruhe ist es schlecht bestellt, seit mich ein erschütternder Bericht darüber informierte, dass in Hessen bei Kontrollen 70 Prozent der Gastronomiebetriebe widerlichste Hygienemängel aufweisen (s. Leo Riegel in TITANIC 07/2022). Neben allerhand Schimmel, Schleim und Schmodder herrscht allüberall ein ernsthaftes Schadnagerproblem, die Küchen sind mit Mäusekot nicht nur kontaminiert, sondern praktisch flächendeckend ausgekleidet. Vor lauter Ekel hab ich sofort Herpes bekommen. Nun gehe ich vorhin in meine Küche, und auf der Arbeitsplatte liegen grob geschätzt 30 kleine schwarze Kügelchen. Ich bin sofort komplett ausgerastet! Zehn hysterische Minuten hat es gedauert, bis mir klar wurde, dass der vermeintliche Kot die Samen eines dekorativen Zierlauchs waren, der einen Blumenstrauß krönte, den eine liebe Freundin mir geschenkt hat. Ich hätte ihn einfach nicht noch einmal anschneiden sollen … Hysterie off, Scham on.

Martina Werner

 Reifeprozess

Musste feststellen, dass ich zum einen langsam vergesslich werde und mir zum anderen Gedanken über die Endlichkeit allen Lebens mache. Vor meiner Abreise in den Urlaub vergaß ich zum Beispiel, dass noch Bananen in meiner Obstschale liegen, und dann dachte ich zwei Wochen darüber nach, wie lange es wohl dauert, bis die Nachbarn wegen des Geruchs und der Fliegen aus meiner Wohnung die Kripo alarmieren.

Loreen Bauer

 Zeitsprung

Dem Premierenpublikum von Stanley Kubricks »2001: Odyssee im Weltraum« wird der Film 1968 ziemlich futuristisch II vorgekommen sein.

Daniel Sibbe

 Lifehack von unbekannt

Ein Mann, der mir im Zug gegenüber saß, griff in seine Tasche und holte einen Apfel heraus. Zu meinem Entsetzen zerriss er ihn mit bloßen Händen sauber in zwei Hälften und aß anschließend beide Hälften auf. Ich war schockiert ob dieser martialischen wie überflüssigen Handlung. Meinen empörten Blick missdeutete der Mann als Interesse und begann, mir die Technik des Apfelzerreißens zu erklären. Ich tat desinteressiert, folgte zu Hause aber seiner Anleitung und zerriss meinen ersten Apfel! Seitdem zerreiße ich fast alles: Kohlrabi, Kokosnüsse, anderer Leute Bluetoothboxen im Park, lästige Straßentauben, schwer zu öffnende Schmuckschatullen. Vielen Dank an den Mann im Zug, dafür, dass er mein Leben von Grund auf verbessert hat.

Clemens Kaltenbrunn

 Dialog auf Augenhöhe

Zu meinen Aufgaben als Marketingexperte in einem modernen Dienstleistungsunternehmen gehört es unter anderem, unzufriedene Kunden zu beschwichtigen. Vor kurzem beschwerte sich einer von ihnen darüber, dass wir in unseren Texten immer dieselben Bausteine verwenden. Die Mail ließ mich ganz irritiert zurück. Ein Glück, dass wir für genau solche Anfragen gleich fertige Antworten haben.

Andreas Maier

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
03.08.2024 Kassel, Caricatura-Galerie Miriam Wurster: »Schrei mich bitte nicht so an!«
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst Die Dünen der Dänen – Das Neueste von Hans Traxler
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst »F. W. Bernstein – Postkarten vom ICH«
09.08.2024 Bremen, Logbuch Miriam Wurster