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Dax Werners Debattenrückspiegel KW1

Liebe Leser_innen,

wie geht es genau zu in der Welt der Mahner, Debattenquerschläger und Innehalter, wie sieht es dort aus, wie organisiert sie sich? Davon verschafft die ARD-Doku "Die Selberdenker" (13.01., 23:00) einen plastischen Eindruck. Sechs Monate begleitet das Filmteam darin den Mann, bei dem die Fäden zusammenlaufen: Peter Hahne. Was viele nicht wissen: Der ehemalige ZDF-Mann und Autor von ungefähr 250 Monografien wie "Seid ihr noch ganz bei Trost! Schluss mit Sprachpolizei und Bürokraten-Terror" oder "Schluss mit euren ewigen Mogelpackungen! Wir lassen uns nicht für dumm verkaufen" hat sich nach seinem Fernsehausstieg 2017 mit seiner kleinen Agentur "Hahne Consulting" neu aufgestellt.

Und er wirkt gar nicht so gereizt, wie es seine letzten Buchtitel vermuten lassen würden. So sehen wir den Brandenburger Firmensitz im Herbst, einen kernsanierten Bauernhof, die Sonne kitzelt noch zärtlich die Kameralinse, als aus dem Off schon mehrstimmiges Gelächter und quietschende Gummisohlen auf Holzparkett zu hören sind. Schnitt, nun sind wir im Büro und sehen die Quelle der Audiospur: Peter Hahne, Daniel Kehlmann und Svenja Flasspöhler bei einer lockeren Runde "Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen: Tokyo 2020" auf der Nintendo Switch.

"Wer braucht schon Spielplätze im Lockdown, wenn man sich den Sport auch einfach in die eigenen 12 Quadratmeter holen kann", fragt Kehlmann lächelnd und mit roten Wangen, dann wischt er sich etwas Schweiß von der Stirn. Da schaltet sich Flasspöhler ein: "Da Daniel, wieder eine Debatte: Brauchen wir diese nervigen Spielplätze überhaupt noch? Ich meine, die Technologie ist auch hier schon extrem weit." Hahne, inzwischen schon wieder in seinem Büro, brüllt herüber: "Starke Debatte bei euch da drüben. Ich buche euch zu Lanz!"

So gehe das hier jeden Tag, erklärt Kehlmann, während er sich eine Zigarette anzündet. Plötzlich sei da eine Idee im Raum und dann geht es Zack-Zack, drei Sekunden später säße er im Interview bei der Zeit. Er schnipst zweimal mit dem Finger, so eine Energie hätte er noch nirgendwo erlebt, auch nicht in New York. Plötzlich knirscht der Kies vor dem Haus, es ist Juli Zeh auf einem E-Bike und mit einem ganzen Karton voller Fahnen auf dem Gepäckträger. "Was hast du denn da, Jule? Die Korrekturfahnen für den neuen Briefroman von Thea Dorn?" Gelächter im Hof, jetzt kommt auch Peter Hahne dazu. "Ein ganz wichtiges Puzzlestück ist, so glaube ich, eben der Humor. Das verbindet uns hier, da ziehen wir die Energie raus, um überhaupt Widerstand machen zu können." Dann nimmt er Kehlmann in den Schwitzkasten und rubbelt mit der linken Faust in seiner Wuschelfrisur herum: "Na Burschi, schreib’ doch mal auch was über Widerstand, nicht immer nur über verklemmte Männer und Spiegel!" Kehlmann versucht sich aus der Umklammerung zu befreien, es gelingt ihm jedoch nicht. Die ganze Szene dauert einen Mü zu lange.

Aber auch das ist eben eine Stärke von "Die Selberdenker". Das Filmteam hält gnadenlos drauf, auch wenn es unangenehm wird. So auch in der letzten Szene: Peter Hahne läuft mit Headset in seinem komplett leeren Büro auf und ab und streitet sich mit dem art director für ein Fotoshooting: "Jürg, ich habe dir gesagt, der Strickpulli soll nach Schnellroda aussehen, nicht nach Querdenken-711 am Brandenburger Tor!"

Starke Einblicke, unvergessliche Szenen und, ja, ein bisschen mehr Verständnis für die Dorns, Kehlmanns und Zehs in diesen schwierigen Zeiten: Ich für meinen Teil habe mir "Die Selberdenker" schon rot in der Programmzeitschrift markiert. Ich hoffe, ihr auch.

Euer: Dax Werner




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Briefe an die Leser

 Clever, »Brigitte«!

Du lockst mit der Überschrift »Fünf typische Probleme intelligenter Menschen«, und wir sind blöd genug, um draufzuklicken. Wir lernen, dass klug ist: wer mehr denkt, als er spricht, wer sich ungeschickt im Smalltalk anstellt, wer sich im Job schnell langweilt, wer sich mit Entscheidungen schwertut, wer bei Streit den Kürzeren zieht und wer ständig von Selbstzweifeln geplagt wird.

Frustriert stellen wir fest, dass eigentlich nichts von alledem auf uns zutrifft. Und als die Schwachköpfe, die wir nun einmal sind, trauen wir uns fast gar nicht, Dich, liebe Brigitte, zu fragen: Waren das jetzt nicht insgesamt sechs Probleme?

Ungezählte Grüße von Deiner Titanic

 Hello, Grant Shapps (britischer Verteidigungsminister)!

Eine düstere Zukunft haben Sie in einem Gastbeitrag für den Telegraph zum 75jährigen Bestehen der Nato skizziert. Sie sehen eine neue Vorkriegszeit gekommen, da sich derzeit Mächte wie China, Russland, Iran und Nordkorea verbündeten, um die westlichen Demokratien zu schwächen. Dagegen hülfen lediglich eine Stärkung des Militärbündnisses, die weitere Unterstützung der Ukraine und Investitionen in Rüstungsgüter und Munition. Eindringlich mahnten Sie: »Wir können uns nicht erlauben, Russisch Roulette mit unserer Zukunft zu spielen.«

Wir möchten aber zu bedenken geben, dass es beim Russisch Roulette umso besser fürs eigene Wohlergehen ist, je weniger Munition im Spiel ist und Patronen sich in der Trommel befinden.

Den Revolver überhaupt vom eigenen Kopf fernhalten, empfehlen Ihre Croupiers von der Titanic

 Ein Vorschlag, Clemens Tönnies …

Ein Vorschlag, Clemens Tönnies …

Während Ihrer Zeit im Aufsichtsrat bei Schalke 04 sollen Sie in der Halbzeitpause einmal wutentbrannt in die Kabine gestürmt sein und als Kommentar zur miserablen Mannschaftsleistung ein Trikot zerrissen haben. Dabei hätten Sie das Trikot viel eindrücklicher schänden können, als es bloß zu zerfetzen, Tönnies!

Sie hätten es, wie Sie es aus Ihrem Job kennen, pökeln, durch den verschmutzten Fleischwolf drehen und schließlich von unterbezahlten Hilfskräften in minderwertige Kunstdärme pressen lassen können.

Aber hinterher ist man immer schlauer, gell?

Dreht Sie gern durch den Satirewolf: Titanic

 Eher unglaubwürdig, »dpa«,

erschien uns zunächst Deine Meldung, Volker Wissing habe nach dem tödlichen Busunglück auf der A9 bei Leipzig »den Opfern und Hinterbliebenen sein Beileid ausgesprochen«. Andererseits: Wer könnte die Verstorbenen auf ihrem Weg ins Jenseits noch erreichen, wenn nicht der Bundesverkehrsminister?

Tippt aufs Flugtaxi: Titanic

 Prophetisch, »Antenne Thüringen«?

Oder wie sollen wir den Song verstehen, den Du direkt nach der von Dir live übertragenen Diskussion zwischen Mario Voigt und Björn Höcke eingespielt hast? Zwar hat der Thüringer CDU-Fraktionschef Höckes Angebot einer Zusammenarbeit nach der Wahl ausgeschlagen. Aber es wettet ja so manche/r darauf, dass die Union je nach Wahlergebnis doch noch machthungrig einknickt. Du jedenfalls lässt im Anschluss den Musiker Cyril mit seinem Remake des Siebziger-Lieds »Stumblin’ in« zu Wort kommen: »Our love is alive / I’ve fallen for you / Whatever you do / Cause, baby, you’ve shown me so many things that I never knew / Whatever it takes / Baby, I’ll do it for you / Whatever you need / Baby, you got it from me.« Wenn das nicht mal eine Hymne auf eine blau-schwarze Koalition ist!

Hätte sich dann doch eher »Highway to Hell« gewünscht: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Citation needed

Neulich musste ich im Traum etwas bei Wikipedia nachschlagen. So ähnlich, wie unter »Trivia« oft Pub-Quiz-Wissen gesammelt wird, gab es da auf jeder Seite einen Abschnitt namens »Calia«, voll mit albernen und offensichtlich ausgedachten Zusatzinformationen. Dank Traum-Latinum wusste ich sofort: Na klar, »Calia« kommt von »Kohl«, das sind alles Verkohl-Facts! Ich wunderte mich noch, wo so ein Quatsch nun wieder herkommt, wusste beim Aufwachen aber gleich, unter welcher Kategorie ich das alles ins Traumtagebuch schreiben konnte.

Alexander Grupe

 Back to Metal

Wer billig kauft, kauft dreimal: Gerade ist mir beim zweiten Sparschäler innerhalb von 14 Tagen die bewegliche Klinge aus ihrer Plastikaufhängung gebrochen. Wer Sparschäler aus Kunststoff kauft, spart also am falschen Ende, nämlich am oberen!

Mark-Stefan Tietze

 Altersspezifisch

Ich gehöre noch zu einer Generation, deren Sätze zu häufig mit »Ich gehöre noch zu einer Generation« anfangen.

Andreas Maier

 Im Institut für Virologie

Jeder Gang macht krank.

Daniel Sibbe

 Nicht lustig, bloß komisch

Während ich früher schon ein kleines bisschen stolz darauf war, aus einer Nation zu stammen, die mit Loriot und Heinz Erhardt wahre Zen-Meister der Selbstironie hervorgebracht hat, hinterfrage ich meine humoristische Herkunft aufgrund diverser Alltagserfahrungen jetzt immer öfter mit Gedanken wie diesem: Möchte ich den Rest meines Lebens wirklich in einem Land verbringen, in dem man während seiner Mittagspause in ein Café geht, das vor der Tür vollmundig mit »leckerem Hunde-Eis« wirbt, und auf seine Bestellung »Zwei Kugeln Labrador und eine Kugel Schnauzer« statt des fest eingeplanten Lachers ein »RAUS HIER!« entgegengebrüllt bekommt?

Patric Hemgesberg

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Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg