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Dax Werners Debattenrückspiegel KW 9

Liebe Leser:innen,

man kommt an diesem Wochenende kaum daran vorbei: Die sogenannte "Maskenaffäre" in der Union weitet sich aus. Weil ihr, liebe Leser:innen, in der Regel gut informiert in den Sonntag startet, verzichte ich an dieser Stelle auf eine langatmige Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse und starte direkt auf Ballhöhe. Der Essener Christdemokrat Matthias Hauer zwitscherte am Freitag: "Ich kenne unzählige Parlamentarier der #CDU/#CSU (und natürlich auch aus anderen Parteien), die sich 24/7 für das Wohl der Menschen in Deutschland richtig reinknien. Es macht mich wütend, wenn durch die Gier Einzelner viel erarbeitetes Vertrauen zunichte gemacht wird." Für mich ist das das falsche Mindset: Vertrauen wird doch wohl eher dort zunichte gemacht, wo vielversprechende young professionals wie etwa Dr. Georg Nüßlein (51) und Nikolas Löbel (34) vorschnell das Handtuch werfen, weil der Spiegel ein paar haltlose Gerüchte in die Welt setzt. 

Liebe CDU, ich habe Fragen: Wo ist der fighter spirit, wo das ninja mindset, wo ist das christdemokratische Durchhaltevermögen eines Helmut Kohl, bei dem ein Ehrenwort in Richtung Privatwirtschaft noch etwas galt und der die Namen der Spender mit ins Grab nach Speyer nahm? Hätte eine faire Untersuchung der Causa nicht sogar zum Ergebnis führen können – nein: müssen, dass es sich lediglich um unglückliche Missverständnisse beim Maskenkauf gehandelt hat, die ohne weiteres aufzuklären gewesen wären? Kann es sich die CDU im Jahr 2021 überhaupt leisten, ein wirtschaftspolitisches Talent wie Nüßlein, der laut eigener Homepage mit seiner Dissertation "ein Grundlagenwerk zum Konzernrecht" vorgelegt hat, einfach so fallen zu lassen? Auch wenn die Selbsteinschätzung "Grundlagenwerk" schon im Februar mit dem typisch deutschen Hinweis, dass es "praktisch nie zitiert [wurde], also wohl auch kaum als Grundlagenwerk zu bezeichnen [sei], siehe Google Scolar", von seiner Wikipedia-Seite gelöscht wurde? Oder geht es am Ende gar nicht um die Maskenkäufe, sondern darum, dass mal wieder zwei hoffnungsvolle Politiker mit Draht zum Volk zu gefährlich wurden für Merkel? Das berichten mir zumindest meine Quellen von einem Berliner Podcast-Schiff.

Viele Fragen, wenig Antworten. Stattdessen Duckmäusertum und Einknicken vor dem neuen Zeitgeist. Obwohl alle zwei Monate irgendwo ein nachdenkliches opinion piece erscheint, demzufolge die Bezahlung unserer Bundestagsabgeordneten – vor allem im Verhältnis zu ihrem workload am Volk! – viel zu gering sei, wird von Medien und Parteifreunden unbarmherzig draufgeschlagen, wenn sich dann doch mal ein Parlamentarier sein rechtmäßiges Stück vom Kuchen abschneidet. Ganz ehrlich? Mir ist das zu einfach.

Je näher wir den strategisch wichtigen Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg kommen, desto mehr häufen sich obskure Korruptionsvorwürfe gegen die Union: Erst Philipp Amthor, dann die erwähnten Nüßlein und Löbel, dann Axel Fischer (irgendwas mit Aserbaidschan) und zuletzt auch noch Gesundheitsminister Jens Spahn. Rotfunk bizarr: Spahn geriet allen Ernstes dafür in die Kritik, dass er mit einigen Freunden zu Abend gegessen hat und diese ihm später einen symbolischen Betrag über Paypal Friends & Family geschickt haben. Zeit, eine altes lateinisches Zitat auszubuddeln: Cui bono?

Fragt sich sicher auch der Unions-Fraktionsvorsitzende Ralph Brinkhaus, dennoch bringt er seine Perspektive sachlich und in einfachen Worten auf den Punkt: "Wir sagen daher sehr deutlich, das Beziehen von Geldleistungen für die Vermittlung von medizinischer Schutzausrüstung im Rahmen der Pandemie-Bekämpfung von Abgeordneten stößt auf unser vollkommenes Unverständnis und wird von uns entschieden verurteilt." Mit nur sieben Substantiven (Beziehen, Geldleistungen, Vermittlung, Schutzausrüstung, Rahmen, Pandemie-Bekämpfung, Abgeordneten) sendet Brinkhaus seine deutliche Botschaft an die geschassten Parteifreunde Nüßlein und Löbel: Hier ist die die Tür raus für euch, ich kann euch sie nur öffnen, durchgehen müsst ihr selbst.

Doch wenn ich ehrlich sein soll: Ich sehe die Exit-Strategie noch nicht. Eher riecht es für mich nämlich nach einer zweiten Causa Wulff, einem weiteren politmedialen Desaster also, bei dem es am Ende bekanntlich um Sachleistungen im Gegenwert eines Bobbycars ging. Und die den ehemaligen Bundespräsidenten zurückließ als Präsidenten des Deutschen Chorverbandes. Bei den Maskendeals von Nüßlein und Löbel geht es zusammengerechnet um einen ähnlich niedrigen Betrag von circa 910 000 Euro. Klingt auf dem Papier erst mal viel, sind aber umgerechnet auch nur 91 Abendessen mit Jens Spahn. Und dafür die Aufregung?

Ich möchte nicht in einem Land leben, in dem sich Arbeit nicht mehr lohnt.

Besorgte Grüße: Dax Werner




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Briefe an die Leser

 Recht haben Sie, Uli Wickert (81)!

Recht haben Sie, Uli Wickert (81)!

Die Frage, weshalb Joe Biden in seinem hohen Alter noch mal für das Präsidentenamt kandidiert, anstatt sich zur Ruhe zu setzen, kommentieren Sie so: »Warum muss man eigentlich loslassen? Wenn man etwas gerne macht, wenn man für etwas lebt, dann macht man halt weiter, soweit man kann. Ich schreibe meine Bücher, weil es mir Spaß macht und weil ich nicht Golf spielen kann. Und irgendwie muss ich mich ja beschäftigen.«

Daran haben wir, Wickert, natürlich nicht gedacht, dass der sogenannte mächtigste Mann der Welt womöglich einfach keine Lust hat, aufzuhören, auch wenn er vielleicht nicht mehr ganz auf der Höhe ist. Dass ihn das Regieren schlicht bockt und ihm obendrein ein Hobby fehlt. Ja, warum sollte man einem alten Mann diese kleine Freude nehmen wollen!

Greifen Sie hin und wieder doch lieber zum Golfschläger statt zum Mikrofon, rät Titanic

 Hej, Gifflar!

Du bist das Zimtgebäck eines schwedischen Backwarenherstellers und möchtest mit einer Plakatkampagne den deutschen Markt aufrollen. Doch so sehr wir es begrüßen, wenn nicht mehr allein Köttbullar, Surströmming und Ikeas Hotdogs die schwedische Küche repräsentieren, so tief bedauern wir, dass Du mit Deinem Slogan alte Klischees reproduzierst: »Eine Schnecke voll Glück«? Willst Du denn für alle Ewigkeiten dem Stereotyp der schwedischen Langsamkeit hinterherkriechen? Als regierten dort immer noch Sozialdemokraten, Volvo und Schwedenpornos?

Damit wirst Du nie der Lieblingssnack der Metropolenjugend!

Sagen Dir Deine Zimt- und Zuckerschnecken von Titanic

 Könnte es sein, »ARD-Deutschlandtrend«,

dass Dein Umfrageergebnis »Mehrheit sieht den Frieden in Europa bedroht« damit zusammenhängt, dass seit über zwei Jahren ein Krieg in Europa stattfindet?

Nur so eine Vermutung von Titanic

 Wir wollten, »SZ«,

nur mal schnell Deine Frage »Gedenkbäume absägen. Hinweistafeln mit Hakenkreuzen beschmieren. Wer macht sowas?« beantworten: Nazis.

Für mehr investigative Recherchen wende Dich immer gerne an Titanic

 Ein Vorschlag, Clemens Tönnies …

Ein Vorschlag, Clemens Tönnies …

Während Ihrer Zeit im Aufsichtsrat bei Schalke 04 sollen Sie in der Halbzeitpause einmal wutentbrannt in die Kabine gestürmt sein und als Kommentar zur miserablen Mannschaftsleistung ein Trikot zerrissen haben. Dabei hätten Sie das Trikot viel eindrücklicher schänden können, als es bloß zu zerfetzen, Tönnies!

Sie hätten es, wie Sie es aus Ihrem Job kennen, pökeln, durch den verschmutzten Fleischwolf drehen und schließlich von unterbezahlten Hilfskräften in minderwertige Kunstdärme pressen lassen können.

Aber hinterher ist man immer schlauer, gell?

Dreht Sie gern durch den Satirewolf: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 In Würde altern

Früher hätte mich der riesige Pickel mitten auf meinem Hals stark gestört. Heute trage ich den wohl niedlichsten ausgeprägten Adamsapfel, den die Welt je gesehen hat, mit großem Stolz ein paar Tage vor mir her.

Ronnie Zumbühl

 Citation needed

Neulich musste ich im Traum etwas bei Wikipedia nachschlagen. So ähnlich, wie unter »Trivia« oft Pub-Quiz-Wissen gesammelt wird, gab es da auf jeder Seite einen Abschnitt namens »Calia«, voll mit albernen und offensichtlich ausgedachten Zusatzinformationen. Dank Traum-Latinum wusste ich sofort: Na klar, »Calia« kommt von »Kohl«, das sind alles Verkohl-Facts! Ich wunderte mich noch, wo so ein Quatsch nun wieder herkommt, wusste beim Aufwachen aber gleich, unter welcher Kategorie ich das alles ins Traumtagebuch schreiben konnte.

Alexander Grupe

 Spielregeln

Am Ende einer Mensch-ärgere-dich-nicht-Partie fragt der demente Herr, ob er erst eine Sechs würfeln muss, wenn er zum Klo will.

Miriam Wurster

 Tödliche Pilzgerichte (1/1)

Gefühlte Champignons.

Lukas Haberland

 Die wahre Strafe

Verhaftet zu werden und in der Folge einen Telefonanruf tätigen zu müssen.

Fabio Kühnemuth

Vermischtes

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Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg