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Dax Werners Debattenrückspiegel KW 52

Liebe Leser:innen,

wir haben’s geschafft, die finale KW 52 des Jahres steht auf dem Counter. Es ist nicht nur Zeit, so langsam wirklich mal mit der Umsetzung der letztjährigen Neujahrsvorsätze zu beginnen, sondern auch die Gelegenheit, sich in der Abenddämmerung dieses Seuchenjahres mit den schönen und anmutigen Dingen im Leben zu beschäftigen. Luft holen, innehalten, genießen.

Im Weihnachtstrubel der vergangenen Wochen ist es womöglich untergegangen: Justizminister Marco Buschmann hat auf seinem Soundcloud-Account neue Tracks veröffentlicht. Zuletzt, am 19. Dezember, "Morgenlicht", ein ungewöhnliches vokales Klangstück auf Grundlage der Arbeiten von Johann Sebastian Bach, das möglicherweise eine neue Phase im musikalischen Schaffen Buschmanns einläutet. Die Chöre wirken zu Beginn des Stücks effektiert, gefiltert, verzerrt, beinahe bedrohlich. Als jemand, der im Nebenberuf als Justizminister wesentlich Verantwortung dafür trägt, welche Regeln wir uns im Wettbewerb der Ideen geben wollen, scheinen sie das, was Buschmann in seiner öffentlichen Aufgabe umtreibt, ja zerreißt, zu spiegeln: Der Protest der Klimakleber, ihr schrill-falsches Verständnis von demokratischen Aushandlungsprozessen, wo nicht einfach immer derjenige gewinnt, dem das Überleben der Zivilisation ein Anliegen ist. Oder, wie Buschmann selbst zwei Tage zuvor noch zwitscherte: "Das darf niemals ein Instrument der politischen Auseinandersetzung sein. Damit stellt sie sich ins Abseits. Das Gesetz gilt für alle. Von Vergleichen mit der RAF halte ich aber nichts."

Nein, mitunter ist das politische Geschäft eben auch das Bohren harter Bretter bzw. das Programmieren tiefer Synthieflächen. Schon die vorangegangen Veröffentlichung von "MB Sounds" spiegeln diese ganz eigene Sicht Buschmanns auf die Welt mit ihren Widrigkeiten wieder: Während Deutschland Waffenlieferungen an die Ukraine diskutiert, veröffentlicht Buschmann ein nachdenkliches, sensibles Stück, dass die umkämpfte Hauptstadt zum Thema hat: "Driving Through The Streets Of Kyiv" wird von einem Paukenschlag eingeläutet, so als wolle Buschmann sagen: "Hört mal her Freunde, Krieg bedeutet das hier!" Sehnsuchtsvoll dehnen sich die Synthie-Leads durch die Flächen, die immer wieder von dem melancholischen Grundthema zusammengerückt werden, welches einen an andere bekannte Komponisten wie Erik Satie denken lässt.

Buschmann sagt hier leise Servus. An die Event-Fans, an die, die ihn nur wegen seiner kommerziellen Hits "Waltz of the Warriors", "Excalibur Calls For Arthur" oder "Schattenjahre 2: Warten auf die Hochrechnung 2013" kennen und letztlich immer nur mehr vom selben wollten. Aus dem teuflisch begabten Anfänger ist eine künstlerische Persönlichkeit geworden; sein Frühwerk erscheint im Licht der neuen Veröffentlichungen wie ein breit angelegter Test, ob mit der Musikerstellungssoftware soweit auch alles funktioniert. Und wer die Trance-Hymnen aus dem Justizministerium vorschnell als Erbauungsmusik für Liberale abtut, dem sei gesagt: Wenn man zu lange ins Soundcloud-Profil von Marco Buschmann hineinschaut, schaut es irgendwann in einen zurück.

Guten Rutsch, euer: Dax Werner




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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Wow, Instagram-Kanal der »ZDF«-Mediathek!

In Deinem gepfefferten Beitrag »5 spicy Fakten über Kim Kardashian« erfahren wir zum Beispiel: »Die 43-Jährige verdient Schätzungen zufolge: Pro Tag über 190 300 US-Dollar« oder »Die 40-Jährige trinkt kaum Alkohol und nimmt keine Drogen«.

Weitergelesen haben wir dann nicht mehr, da wir uns die restlichen Beiträge selbst ausmalen wollten: »Die 35-Jährige wohnt nicht zur Miete, sondern besitzt ein Eigenheim«, »Die 20-Jährige verzichtet bewusst auf Gluten, Laktose und Pfälzer Saumagen« und »Die 3-Jährige nimmt Schätzungen zufolge gerne das Hollandrad, um von der Gartenterrasse zum Poolhaus zu gelangen«.

Stimmt so?

Fragen Dich Deine Low-Society-Reporter/innen von Titanic

 Mmmmh, Thomas de Maizière,

Mmmmh, Thomas de Maizière,

über den Beschluss der CDU vom Dezember 2018, nicht mit der Linkspartei oder der AfD zusammenzuarbeiten, an dem Sie selbst mitgewirkt hatten, sagten Sie bei Caren Miosga: »Mit einem Abgrenzungsbeschluss gegen zwei Parteien ist keine Gleichsetzung verbunden! Wenn ich Eisbein nicht mag und Kohlroulade nicht mag, dann sind doch nicht Eisbein und Kohlroulade dasselbe!«

Danke für diese Veranschaulichung, de Maizière, ohne die wir die vorausgegangene Aussage sicher nicht verstanden hätten! Aber wenn Sie schon Parteien mit Essen vergleichen, welches der beiden deutschen Traditionsgerichte ist dann die AfD und welches die Linke? Sollte Letztere nicht eher – zumindest in den urbanen Zentren – ein Sellerieschnitzel oder eine »Beyond Kohlroulade«-Kohlroulade sein? Und wenn das die Alternative zu einem deftigen Eisbein ist – was speist man bei Ihnen in der vermeintlichen Mitte dann wohl lieber?

Guten Appo!

Wünscht Titanic

 Lustiger Zufall, »Tagesspiegel«!

»Bett, Bücher, Bargeld – wie es in der Kreuzberger Wohnung von Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette aussah«. Mit dieser Schlagzeile überschreibst Du Deine Homestory aus Berlin. Ha, exakt so sieht es in unseren Wohnungen auch aus! Komm doch gern mal vorbei und schreib drüber. Aber bitte nicht vorher die Polizei vorbeischicken!

Dankend: Titanic

 Gude, Fregatte »Hessen«!

Du verteidigst Deutschlands Demokratie zur Zeit im Roten Meer, indem Du Handelsrouten vor der Huthi-Miliz schützt. Und hast schon ganz heldenhaft zwei Huthi-Drohnen besiegt.

Allerdings hast Du auch aus Versehen auf eine US-Drohne geschossen, und nur einem technischen Fehler ist es zu verdanken, dass Du nicht getroffen hast. Vielleicht ein guter Grund für die USA, doch nicht auf der Erfüllung des Zwei-Prozent-Ziels zu beharren!

Doppelwumms von Titanic

 Ciao, Luisa Neubauer!

»Massendemonstrationen sind kein Pizza-Lieferant«, lasen wir in Ihrem Gastartikel auf Zeit online. »Man wird nicht einmal laut und bekommt alles, was man will.«

Was bei uns massenhaft Fragen aufwirft. Etwa die, wie Sie eigentlich Pizza bestellen. Oder was Sie von einem Pizzalieferanten noch »alles« wollen außer – nun ja – Pizza. Ganz zu schweigen von der Frage, wer in Ihrem Bild denn nun eigentlich etwas bestellt und wer etwas liefert bzw. eben gerade nicht. Sicher, in der Masse kann man schon mal den Überblick verlieren. Aber kann es sein, dass Ihre Aussage einfach mindestens vierfacher Käse ist?

Fragt hungrig: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt
08.04.2024 Oldenburg, Theater Laboratorium Bernd Eilert mit Klaus Modick