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Dax Werners Debattenrückspiegel KW 47

Liebe Freund_innen,

gestern tauchte ein Twitter-Account auf, der sich als neue Virusvariante Omicron aka B.1.1.529 ausgibt und Tweets aus der Perspektive des neuen viralen Hits verfasste: "Nachdem es mir heute in Frankfurt so gut gefallen hat, wo gibt es sonst noch Weihnachtsmärkte? Am liebsten mag ich die mit vielen Ungeimpften. Tipps?" Eine bockstarke Idee, mit der er innerhalb von 24 Stunden mehr als 10 000 Follower (also alle in Deutschland noch aktiven Twitter-Accounts) hinter sich versammelte und den Satire-Finger präzise wie kein anderer in die offene Wunde legt: Ja, wir verstehen zwar, wie diese Pandemie funktioniert, aber wir konnten uns es bislang nicht so recht vorstellen. Nun, mithilfe dieses geistreichen Accounts, der aus dem Virus eine Art pädagogischen Pandemie-Pikachu mit emotionalem Innenleben macht, schon. Ich hoffe, dass es sich trotz der coronabedingten Lieferengpässe noch ausgeht und die – wenn man es nur ein wenig weiterdenkt – zwangsläufigen Corona-Kuscheltiere (wie wäre es mit "Omi" oder "Viri" als Name?) noch rechtzeitig für das Weihnachtsgeschäft produziert werden können. Wenn es zeitlich nicht mehr passt: Paypal ist bekannt.

Denn auch wenn Krise ist: Der Kapitalismus schläft nicht. Und erstmal 10 Tage abzuwarten, wie die ganze Chose sich entwickelt: So viel Zeit hat nur die neue Ampel-Koalition, nicht jedoch wir Solopreneurs im Segment Entertainment und Aufklärung. So sind laut Branchen-Flurfunk einige findige Gag-Autor*innen dazu übergegangen, ihre Oneliner inzwischen zu 100 Prozent von Bots schreiben zu lassen, die im Prinzip einfach Punchlines aus 2020 aufwärmen. Beliebtes, nach wie vor erfolgreiches Gag-Pattern: Hendrik Streeck sagt etwas, damit ist das exakte Gegenteil wahr (durchschnittlicher ROI: 380 Tränenlach-Emojis auf Facebook). Auch immer noch ein erfolgreicher Wachrüttler: Die Analogie zwischen Impfung samt Boostershot und dem Wechseln von Sommer- zu Winterreifen oder Zähneputzen. Klickstarke Nummern, die das Rad nicht neu erfinden, aber ihren Zweck erfüllen. Im Fußball würde man sagen: Den Spielstand verwalten. Und während die Bots die Comedy-Arbeit machen, widmet sich so mancher Autor in der Zwischenzeit einem richtigen Beruf: "Schon zum 1.9. habe ich eine Vollzeit-Stelle als Fernwärme-Monteur in Gifhorn angetreten", so ein Autor, der anonym bleiben will. "Für die Fans da draußen bin ich immer noch der ulkige Typ, der sich den ganzen Tag Gags ausdenkt, dabei sitze ich eigentlich gerade im Büro und mache die Dokumentation. Auf Instagram war ich schon seit Monaten nicht mehr."

Es sind Schicksale wie diese, die zumindest für einen Moment lang das wahre Ausmaß dieser Katastrophe erahnen lassen. Und es sind nicht die einzigen: So kollidierten schon in der letzten Pandemie-Staffel die Geschäfte der Maskenhändler Georg Nüßlein und Alfred Sauter mit ihrem Engagement – andere würden sagen: ihrer Liebhaberei – als langjährige CSU-Abgeordnete. Das OLG München entschied nun zu Recht, dass die beiden straffrei ausgehen und ihren Gewinn behalten können. Ein Urteil mit Signalwirkung für alle, die sich in den letzten 2 Jahren beruflich umorientiert haben und gleichzeitig eines, mit dem die unappetitlichen Korruptionsvorwürfe gegen die Union hoffentlich endgültig ad acta gelegt werden können.

Widmet sich nun wieder seinem eigentlichen Beruf als Notar: Dax Werner




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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Ob das eine gute Idee ist, British Telecommunications?

Als einer von Großbritanniens größten Kommunikationsdienstleistern betreibst Du unter anderem die berühmten roten Telefonzellen, die allerdings außer für Lösegeldforderungen und Rauschmitteldeals keinem Zweck mehr dienen. Darum hast Du nun angekündigt, die pittoresken Blickfänger für einen symbolischen Betrag den britischen Kommunen zu verkaufen, damit diese einen neuen Verwendungszweck für sie finden. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis wir lesen werden, dass die Tories die erste Telefonzelle in eine Mehrbettunterkunft für Geflüchtete umgewandelt haben.

Orakeln Deine politischen Hellseher/innen von Titanic

 Grüß Dich, Stachelbeere!

Von Dir dachten wir bisher, wir wüssten einigermaßen Bescheid. Keine Ahnung hatten wir! Bis wir die NZZ in die Hände bekamen: »Die Stachelbeere galt lange als spießigste aller Sommerbeeren.« Wie konnte das an uns vorbeigehen? »Im Gegensatz zu ihrem Namen tut ihr Stachel gar nicht weh.« Toll, Du bist die erste Beere der Naturgeschichte, deren Name wehtut. »Stachelbeeren werden geputzt, indem der Stiel und die Blütenenden mit einer Küchenschere abgeschnitten und dann kurz mit Wasser abgebraust werden.« Dann sind zwar Stiel und Blütenenden nass, aber wie wirst Du davon sauber? »Der Gaumen erinnert sich beim Verspeisen an einen süßen Sirup, der als Kind besonders gut geschmeckt hat.« Außer, der Gaumen ist etwas zerstreut und hat vergessen, dass der Sirup mal ein Kind war.

»Stachelbeeren haben einen schönen Knack.« Wir aber haben jetzt einen schönen Knacks, Stachelbeere, nämlich einen Stachelbeeren-Knacks, und rühren Dich bizarres Früchtchen auf keinen Fall mehr an. Oder zumindest nicht die NZZ-Kulinarikseiten. Die machen nämlich Sodbrennen.

Stichelt gern: Titanic

 Haha, Daniel Günther!

Haha, Daniel Günther!

Sie haben tatsächlich im Juni dieses Jahres auf der Kieler Woche »Layla« mitgegrölt? Auf der Bühne euphorisch »Schöner, jünger, geiler!« ins Mikro gejohlt? Also unsereins hat ja schon eine lange Leitung, wenn uns das bis jetzt entgangen ist. Aber mit einer solchen Verzögerung und mit beiden Beinen ins Vorjahres-Fettnäpfchen zu springen, da können wir nicht mithalten – Chapeau!

Rechnen mit einer Reaktion in zwei bis drei Werkjahren:

Ihre Puffmütter von Titanic

 Huhu, hessische FDP!

Zunächst hatten wir es ja auf das Unwissen des jungen Kandidaten bei uns im Viertel geschoben, aber spätestens zur Septembermitte dann verstanden, dass Dein eminenter Powerslogan für die gesamte hessische Landtagswahl tatsächlich »Feuer und Flamme für Hessen« lautet. Anschließend hatten wir gedacht, Ihr wärt vielleicht allesamt zu dumm oder unbelesen, um zu wissen, dass »Feuer und Flamme für diesen Staat« seit den frühen achtziger Jahren ein beliebter Schlachtruf von Linksradikalen und Autonomen war, gerade in Hessen, wo die Kämpfe um die Startbahn West blutig eskalierten.

Aber Du, FDP, hast den Slogan gewiss mit Bedacht und einem kräftigen Augenzwinkern gewählt, denn Du besitzt ja auch einen anarcho-libertären Flügel, der jede staatliche Ordnung abschaffen und alle Belange vom Markt regeln lassen will, also vom Gesetz des Stärkeren.

Und dass Du diese gewaltversessenen Hooligans zur Wahl noch mal vor unseren inneren Augen durch die Straßen Frankfurts marodieren lässt, dafür danken Dir die gesetzlosen Chaot/innen von der Titanic

 Erinnerst Du Dich, Adobe,

an das Titelbild unserer letzten Ausgabe? Wir nämlich schon, und da fragen wir uns glatt, ob Du neuerdings die Betreffzeilen für Deine Werberundmails ungeprüft vom Digitalisierungs-Ausschuss der AfD übernimmst!

Nichts für ungut. Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Präzision

Fine-Dining-Restaurants schließen nicht, sie fermétieren.

Ronnie Zumbühl

 Verödungsalarm

Deutliches Zeichen dafür, dass ein Ort langsam stirbt: Wenn im kommunalen Veranstaltungskalender eine Blutspende-Aktion unter »Events« angekündigt wird.

Jürgen Miedl

 In between lifestyles

Silberner BMW, quer über die Heckscheibe der Schriftzug »Moskovskaya«, vorn auf der Ablage: Anwohner-Parkausweis Nr. 05.

Frank Jakubzik

 After-Life-Hack

Auf meinem Organspendeausweis ist vermerkt, dass ich posthum nur ausgeschlachtet werden darf, wenn mein Ableben, egal wie mysteriös, blutrünstig, effektvoll, erheiternd, generationenkonfliktelösend, krebsheilend oder die messianische Zeit einläutend es auch stattgefunden haben werden mag, niemals in einem True-Crime-Podcast vorkommen darf.

Sebastian Maschuw

 Rentner mit Humor

Ich bin im Bus für einen deutlich Jüngeren aufgestanden.

Uwe Becker

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
08.10.2023 Frankfurt, Elfer Hauck & Bauer mit Julia Mateus
08.10.2023 Berlin, BAIZ Katharina Greve
10.10.2023 Cuxhaven, Ringelnatz-Museum Thomas Gsella
10.10.2023 Frankfurt am Main, Club Voltaire »TITANIC-Peak-Preview«