Newsticker

Nur diese Kategorie anzeigen:Dax Werners Debattenrückspiegel Eintrag teilenEintrag per Email versenden Mit Facebook-Freunden teilen Twittern mit Google+ teilen

Dax Werners Debattenrückspiegel KW 44

Liebe Freund_innen,

gestern Morgen zwischen der ersten und der zweiten Tasse Kaffee starrte ich apathisch aus dem Küchenfenster. Plötzlich hatte ich eine Art Erleuchtung, mehr noch: Ein enlightement. Die Idee ist natürlich nicht ausschließlich von mir; jede neue Entdeckung in meinem persönlichen innovation lab geschieht letzten Endes auf den Schultern von Riesen. Zumindest erscheint sie mir jedoch relativ plausibel, wenn man länger darüber nachdenkt.

Arbeitsthese: Die Debatten der letzten Monate, nein: Jahre, sie verlaufen meiner Meinung nach, und das ist das Entscheidende an meiner Theorie (bitte in Albrecht von Lucke-voice lesen), mehr oder weniger analog zu den Bahnen der Planeten in unserem Sonnensystem. Der höhere Sinn so gut wie aller Debatten und Diskurse liegt also nicht darin, "die Gesellschaft" irgendwie voran zu bringen, sondern ist viel simpler: die kosmische Ordnung der Dinge zu verkörpern. Wie im Kleinen, so im Großen.

Fangen wir mit dem Lieblingsplaneten vieler Männer an: Der Mars, bereits im frühen Altertum entdeckt, benötigt für eine vollständige Umdrehung um sich selbst circa 687 Erdentage. Das ist nicht nur die durchschnittliche Zeit, die es vom taz-Praktikanten bis zum Welt-Redakteur braucht, sondern beschreibt zeittechnisch auch exakt den Zyklus, in dem sich Friedrich Merz neuerdings für das Amt des Parteivorsitzenden der CDU ins Spiel bringt.

Doch auch die Quartettspiel-Kennziffern anderer Planeten weisen erstaunliche Parallelen auf: Bis der Uranus sich einmal vollständig um sich selbst gedreht hat, vergehen tatsächlich 84 Jahre auf der Mutter Erde. Bloßer Zufall, dass dies die durchschnittliche Lebenszeit einer Rockband ist, in der sie dann eben auch 84 Jahre die Headliner-Slots aller überregionalen Festivals blockiert? Falls ja, wird es langsam ein bisschen viel mit den Zufällen, findet ihr nicht? Gespenstisch weiter geht es mit dem Merkur: Das siderische Jahr beträgt hier 0,241 Jahre. Es ist so augenfällig, dass ich es fast nicht mehr hinschreiben muss: So viel Zeit lässt sich natürlich Comedy-Legende Didi Hallervorden zwischen seinen zwar eloquent vorgetragenen, im Prinzip aber immergleichen Einlassungen zur Zerstörung der deutschen Sprache durch geschlechtergerechte Sprache. Wir sehn die kleine, dann die große Welt.

Wer wie ich die Debattenmatrix einmal geknackt hat, kommt mit den Entdeckungen gar nicht mehr hinterher. Die 11 Jahre, die der Jupiter für die Eigenrotation in Anspruch nimmt, beschreiben fast exakt die Zeit, in der rechtsterroristische Trios in Deutschland unbehelligt morden können. Zudem ist das Magnetfeld des Jupiters das größte aller Planeten im Sonnensystem und damit äquivalent zur absoluten Regelmäßigkeit, mit der in den hiesigen Debatten nach "Wir müssen versuchen, auch unbequeme rechte Stimmen in den demokratischen Diskurs zu integrieren" über die "identitätspolitischen Schreihälse" geklagt wird, die den "zivilen Umgang miteinander verunmöglichen".

Für die Frage, ob sich wirklich alle physikalischen Eigenschaften unserer Lieblingsplaneten auf die Debattenlandschaft downtown Mutter Erde übertragen lassen? Hier ist gewiss weitere Forschung notwendig. Eine konkrete Fragestellung könnte beispielsweise sein: Ist die Abkehr von Hartz 4 durch die Umbenennung in "Bürgergeld" letztendlich wirklich so sicher wie die gasförmige Atmosphäre vieler Planeten?

Ist jedoch fürs erste raus wie Galileo Galilei: Dax Werner




Eintrag versenden Newstickereintrag versenden…
Felder mit einem * müssen ausgefüllt werden.

optionale Mitteilung an den Empfänger:

E-Mail-Adresse des Absenders*:

E-Mail-Adresse des Empfängers*
(mehrere Adressen durch Semikolon trennen, max. 10):

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Wie kommt’s, »Krautreporter«?

In einem Artikel zum Thema »Konkurrenz im Job« stellst Du die These auf: »Konkurrenz ist nicht so verpönt wie ihr Ruf.« Aber warum? Was hat der Ruf der Konkurrenz denn bitte verbrochen? Womit hat er seinem Renommee so geschadet, dass er jetzt sogar ein schlechteres Image hat als die Konkurrenz selbst? Und weshalb verteidigst Du in Deinem Artikel dann nur die Konkurrenz und nicht ihren Ruf, der es doch viel nötiger hätte?

Ruft Dir fragend zu:

Deine genau im gleichen Ausmaß wie ihr Ruf verpönte Titanic

 Moment, Edin Hasanović!

Sie spielen demnächst einen in Frankfurt tätigen »Tatort«-Kommissar, der mit sogenannten Cold Cases befasst ist, und freuen sich auf die Rolle: »Polizeiliche Ermittlungen in alten, bisher ungeklärten Kriminalfällen, die eine Relevanz für das Jetzt und Heute haben, wieder aufzunehmen, finde ich faszinierend«, sagten Sie laut Pressemeldung des HR. Ihnen ist schon klar, »Kommissar« Hasanović, dass Sie keinerlei Ermittlungen aufzunehmen, sondern bloß Drehbuchsätze aufzusagen haben, und dass das einzige reale Verbrechen in diesem Zusammenhang Ihre »Schauspielerei« sein wird?

An Open-and-shut-case, urteilt Titanic

 Grüß Gott, Markus Söder!

Weil der bayerische AfD-Chef Sie wiederholt »Södolf« genannt hat und Sie ihn daraufhin anzeigten, muss dieser Ihnen nun 12 000 Euro wegen Beleidigung zahlen. Genau genommen muss er den Betrag an den Freistaat Bayern überweisen, was aber wiederum Ihnen zugutekommt. Ebenjener zahlt Ihnen ja die Honorare für freie Fotograf/innen, von denen Sie sich bei öffentlichen Anlässen gern begleiten und ablichten lassen. Im Jahr 2022 sollen sich die Kosten auf stolze 180 000 Euro belaufen haben.

Vorschlag: Wenn es Ihnen gelingt, die Prasserei für Ihr Image komplett durch Klagen gegen AfD-Mitglieder querzufinanzieren, stoßen wir uns weniger an Ihrem lockeren Umgang mit öffentlichen Geldern.

Drückt vorauseilend schon mal beide Augen zu: Titanic

 Hello, Herzogin Kate!

Hello, Herzogin Kate!

Ihr erster öffentlicher Auftritt seit Bekanntmachung Ihrer Krebserkrankung wurde von der Yellow Press mit geistreichen Überschriften wie »It’s just Kate to see you again« oder »Kate to have you back« bedacht.

Und bei solchen Wortspielen darf unsereins natürlich nicht fehlen! Was halten Sie von »Das Kate uns am Arsch vorbei«, »Danach Kate kein Hahn« oder »Das interessiert uns einen feuchten Katericht«?

Wie immer genervt vom royalen Kateöse: Titanic

 Gesundheit, Thomas Gottschalk!

In Ihrem Podcast »Die Supernasen« echauffierten Sie sich mit einem fast schon dialektischen Satz zu Ihrer eigenen Arbeitsmoral über die vermeintlich arbeitsscheuen jungen Leute: »Es gab für mich nie eine Frage – ich war nie in meinem Leben krank, wenn ich im Radio oder im Fernsehen aufgetreten bin. Ich habe oft mit Schniefnase irgendwas erzählt.«

Das hat bei uns zu einigen Anschlussfragen geführt: Wenn Sie »nicht krank«, aber mit Schniefnase und im Wick-Medinait-Delirium vor einem Millionenpublikum zusammenhanglose Wortfetzen aneinandergereiht haben – war das nicht eine viel dreistere, weil höher bezahlte Form der Arbeitsverweigerung als eine Krankmeldung?

Wünscht Ihnen nachträglich gute Besserung: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Krasse Segregation

Wer bestimmten Gruppen zugehört, wird auf dem Wohnungsmarkt strukturell diskriminiert. Viele Alleinstehende suchen händeringend nach einer Drei- oder Vierzimmerwohnung, müssen aber feststellen: Für sie ist dieses Land ein gnadenloser Apartmentstaat, vor allem in den Großstädten!

Mark-Stefan Tietze

 Unübliche Gentrifizierung

Zu Beginn war ich sehr irritiert, als mich der Vermieter kurz vor meinem Auszug aufforderte, die Bohr- und Dübellöcher in den Wänden auf keinen Fall zu füllen bzw. zu schließen. Erst recht, als er mich zusätzlich darum bat, weitere Löcher zu bohren. Spätestens, als ein paar Tage darauf Handwerkerinnen begannen, kiloweise Holzschnitzel und Tannenzapfen auf meinen Böden zu verteilen, wurde mir jedoch klar: Aus meiner Wohnung wird ein Insektenhotel!

Ronnie Zumbühl

 Der kästnerlesende Kniebeuger

Es gibt nichts Gutes
Außer man Glutes.

Sebastian Maschuw

 Reifeprozess

Musste feststellen, dass ich zum einen langsam vergesslich werde und mir zum anderen Gedanken über die Endlichkeit allen Lebens mache. Vor meiner Abreise in den Urlaub vergaß ich zum Beispiel, dass noch Bananen in meiner Obstschale liegen, und dann dachte ich zwei Wochen darüber nach, wie lange es wohl dauert, bis die Nachbarn wegen des Geruchs und der Fliegen aus meiner Wohnung die Kripo alarmieren.

Loreen Bauer

 Verabschiedungsrituale

Wie sich verabschieden in größerer Runde, ohne dass es ewig dauert? Ich halte es so: Anstatt einen unhöflichen »Polnischen« zu machen, klopfe ich auf den Tisch und sage: »Ich klopf mal, ne?«. Weil mir das dann doch etwas unwürdig erscheint, klopfe ich im Anschluss noch mal bei jeder Person einzeln. Dann umarme ich alle noch mal, zumindest die, die ich gut kenne. Den Rest küsse ich vor lauter Verunsicherung auf den Mund, manchmal auch mit Zunge. Nach gut zwanzig Minuten ist der Spuk dann endlich vorbei und ich verpasse meine Bahn.

Leo Riegel

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
03.08.2024 Kassel, Caricatura-Galerie Miriam Wurster: »Schrei mich bitte nicht so an!«
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst Die Dünen der Dänen – Das Neueste von Hans Traxler
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst »F. W. Bernstein – Postkarten vom ICH«
09.08.2024 Bremen, Logbuch Miriam Wurster