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Dax Werners Debattenrückspiegel KW 41

Liebe Freund_innen,

KW41 bedeutet auch, dass wir uns mittendrin befinden im vierten Quartal (Q4) 2021. Daheim bei uns auf der Nordhalbkugel steht das vierte Quartal traditionell für den Beginn sinnloser Podcast-Live-Tourneen, Winterpause im ZDF-Fernsehgarten und, vor allen Dingen: Lesen! Auch ich habe diese Woche wieder mit dem Schmökern angefangen, obgleich ich nach Elke Heidenreichs Talkshow-Auftritt diese Woche bei Lanz auch weiß, was zu viel Lesen mit einem Menschen anrichten kann. Daher mein Motto: Keine Angst, aber Respekt.

Zum Start der Lesesaison habe ich mir deswegen eine niedrigschwellige, leicht verdauliche Kost vorgenommen, mit der ich trotzdem in den sozialen Medien als public intellectual punkten kann: Das unter der Woche veröffentlichte Sondierungspapier der Ampel-Parteien sollte es sein: Arial Blocksatz, keine Fußnoten, keine Metaspielereien, einfach nur 12 Seiten ehrliche Deutschland-Fanfiction. Eine meiner Lieblingsstellen findet sich direkt auf Seite 3: "Zur Einhaltung der Klimaschutzziele ist auch ein beschleunigter Ausstieg aus der Kohleverstromung nötig. Idealerweise gelingt das schon bis 2030." So klingt rotgrüngelbgeiler Aufbruch, entschlossener und klarer wurde ein commitment zu mehr Klimaschutz in diesem Land noch nicht formuliert. Den Klimasack endlich zu zu machen: Ein Machertext von Macher_innen für Macher_innen.

Und auch sonst atmet das Dokument den Geist von Olaf Scholz, sein Lieblingswort "gut" taucht nämlich ganze 19 mal darin auf ("Gute Arbeit", "Gutes Leben", "Gute Forschungslandschaft" etc.), "schlecht" hingegen null mal. "Gelingen" hat es leider nur zweimal ins Google Doc geschafft. Gibt einem zu denken. Auf der stilistischen Ebene findet dafür dann die typisch hanseatische Lakonie, für die der Kult-Hamburger berühmt-berüchtigt ist, Eingang ins kollaborative Werk: "Die gesetzliche und die private Kranken- und Pflegeversicherung bleiben erhalten" (S. 6). Ein Satz der – wenngleich ich mir auch hier noch ein nachgestelltes "idealerweise" gewünscht hätte – nachhallt und exakt so auch auf jedem Bachmannpreis von 1999 bis 2020 hätte fallen können, am besten direkt gefolgt von "irgendwo bellte ein Hund", um dann in der darauffolgenden Jury-Diskussion von Philipp Tingler zerstört zu werden mit: "Olaf hat keine Sprache und kann nicht sprechen"!

Nach diesem Leseabenteuer war mir am Wochenende verständlicherweise wieder nach seichten Parabeln auf den Kapitalismus zumute und auch wenn zur vor 5 Wochen erschienenen südkoreanischen Netflix-Adaption von "Schlag den Raab!" inzwischen alles gesagt wurde, habe ich doch noch einen interessanten Gedanken, den ich mit euch teilen will und der sich vermutlich auch als klickstarker Teasertext für diese Kolumne erweisen wird: Dass sich in einem Land, in denen bis zu 8 Millionen Menschen freiwillig Til-Schweiger-Filme ansehen, plötzlich einige am "asiatischen overacting" in "Squid Game" stören, ist das eigentliche große Rätsel dieser Serie.

Das war der Literatur- und Filmpodcast mit mir, Dax Werner.
Liebe Grüße und bis zur nächsten KW!




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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Gude, Fregatte »Hessen«!

Du verteidigst Deutschlands Demokratie zur Zeit im Roten Meer, indem Du Handelsrouten vor der Huthi-Miliz schützt. Und hast schon ganz heldenhaft zwei Huthi-Drohnen besiegt.

Allerdings hast Du auch aus Versehen auf eine US-Drohne geschossen, und nur einem technischen Fehler ist es zu verdanken, dass Du nicht getroffen hast. Vielleicht ein guter Grund für die USA, doch nicht auf der Erfüllung des Zwei-Prozent-Ziels zu beharren!

Doppelwumms von Titanic

 Hey, »Zeit«,

Deine Überschrift »Mit 50 kann man noch genauso fit sein wie mit 20«, die stimmt vor allem, wenn man mit 20 bemerkenswert unfit ist, oder?

Schaut jetzt gelassener in die Zukunft:

Deine Titanic

 Du, »Brigitte«,

füllst Deine Website mit vielen Artikeln zu psychologischen Themen, wie z. B. diesem hier: »So erkennst Du das ›Perfect-Moment -Syndrom‹«. Kaum sind die ersten Zeilen überflogen, ploppen auch schon die nächsten Artikel auf und belagern unsere Aufmerksamkeit mit dem »Fight-or-Flight-Syndrom«, dem »Empty-Nest-Syndrom«, dem »Ritter-Syndrom« und dem »Dead- Vagina-Syndrom«. Nun sind wir keine Mediziner/innen, aber könnte es sein, Brigitte, dass Du am Syndrom-Syndrom leidest und es noch gar nicht bemerkt hast? Die Symptome sprechen jedenfalls eindeutig dafür!

Meinen die Hobby-Diagnostiker/innen der Titanic

 Anpfiff, Max Eberl!

Sie sind seit Anfang März neuer Sportvorstand des FC Bayern München und treten als solcher in die Fußstapfen heikler Personen wie Matthias Sammer. Bei der Pressekonferenz zu Ihrer Vorstellung bekundeten Sie, dass Sie sich vor allem auf die Vertragsgespräche mit den Spielern freuten, aber auch einfach darauf, »die Jungs kennenzulernen«, »Denn genau das ist Fußball. Fußball ist Kommunikation miteinander, ist ein Stück weit, das hört sich jetzt vielleicht pathetisch an, aber es ist Liebe miteinander! Wir müssen alle was gemeinsam aufbauen, wo wir alle in diesem gleichen Boot sitzen.«

Und dieser schräge Liebesschwur, Herr Eberl, hat uns sogleich ungemein beruhigt und für Sie eingenommen, denn wer derart selbstverständlich heucheln, lügen und die Metaphern verdrehen kann, dass sich die Torpfosten biegen, ist im Vorstand der Bayern genau richtig.

Von Anfang an verliebt für immer: Titanic

 Grunz, Pigcasso,

malendes Schwein aus Südafrika! Du warst die erfolgreichste nicht-menschliche Künstlerin der Welt, nun bist Du verendet. Aber tröste Dich: Aus Dir wird neue Kunst entstehen. Oder was glaubst Du, was mit Deinen Borsten geschieht?

Grüße auch an Francis Bacon: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt
08.04.2024 Oldenburg, Theater Laboratorium Bernd Eilert mit Klaus Modick