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Dax Werners Debattenrückspiegel KW 40

Liebe Leser:innen,  

Was ist nun eigentlich aus dem Metaverse geworden, dem grafisch recht grobkörnigen Videospiel von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, in dem wir alle gemeinsam in Zukunft leben, lieben, lachen und arbeiten sollen? Für diejenigen, die davon noch nicht gehört haben: Man kann es sich am besten als eine Art "Die Sims" mit Online-Modus vorstellen, nur dass dort auch Videokonferenzen möglich sein werden, für die die Laptop-Kamera gar nicht mehr ausgeschaltet werden muss: Denn jeder von uns wird dort für immer als grotesk hässlicher Avatar leben! Was für eine herrliche Aussicht. Die einleitende Frage habe ich mir gestern Abend gestellt, denn ich war das erste Mal auf einem modernen Klassik-Konzert.

Die Musik, die in der Kulturkirche Köln durch den sympathischen Niederländer Joep Beving dargeboten wurde, erinnerte mich zeitweilig an das Computerspiel "Die Sims", noch genauer: An den Bau-Modus, in dem wir unser virtuelles – und in Wirklichkeit nie zu finanzierendes – Eigenheim aus Pixeln und Polygonen errichten. Eine Beschäftigung, mit der man Stunden zubringen konnte und die vom Spiel durch sehr freundliche, niemals störende, fast meditative Klaviermusik unterlegt wird. Nun tut man Joep Beving Unrecht, wenn man seinen Sound als Easy-Listening-Hintergrundmusik beleidigt, es geht ihm um was und schließlich bin ich auch Fan seiner Musik und habe mir freiwillig Karten für das Event gekauft.

Aber irgendwas ist doch merkwürdig am gesamten Genre so erbaulicher wie leicht verdaulicher "neoklassischer" Klaviermusik, die, wenngleich zeitverzögert, im Kielwasser des als halbwegs vernünftiger Mensch kaum mehr zu ertragenden "Comptine d'Un Autre Été" aus dem Kinofilm "Die Fabelhafte Welt der Amelie", erst die iPods und später dann die Spotify-Playlisten "Calm Vibes", "Dark Academia" und "Music to study to" heimsuchte und bei der es sich, wenn man’s dann doch einmal genau bedenkt, um friktionslose, sich von Werbung über Film bis hin zu Meditation und Arbeit in jeden Kontext problemlos einfügende Gebrauchsmusik handelt und zwar um Gebrauchsmusik in dem Sinne, wie Coldplay keine Songs für Parties, sondern den Soundtrack für möglichst angenehme Einkaufserlebnisse im Supermarkt aufnehmen.

Alles daran ist angenehm und gleichzeitig macht alles daran ein bisschen Angst. Und während es mir auf der auf der knarzenden Bank der Kulturkirche kaum gelingt, mit meinen Gedanken beim Konzert zu bleiben, weil Twitter, TikTok und wer weiß welche anderen Höllen-Apps mehr meine Aufmerksamkeitsspanne nicht nur filetiert, sondern anschließend püriert und bei einer freien Zeremonie in der Nordsee verteilt haben, wünsche ich mir fast einen Laptop herbei, an dem ich parallel etwas arbeiten könnte, um die Musik besser genießen zu können.

So langsam bekomme ich den Eindruck, dass wir schon längst im Metaverse leben.

Euer Dax Werner




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Briefe an die Leser

 Ei Gude, Nancy Faeser!

Ei Gude, Nancy Faeser!

Als Bundesinnenministerin und SPD-Spitzenkandidatin für die hessische Landtagswahl stellen Sie im Wahlkampf wöchentlich eine weitere Verschärfung des Asylrechts in Aussicht, um bei Ihren stockkonservativen hessischen Landsleuten zu punkten. Das Dumme ist nur, dass Sie damit bis jetzt bei Ihrer Zielgruppe nicht so recht ankommen. Der sind Sie einfach zu zaghaft.

Da hilft nur eins: Klotzen, nicht kleckern! Ihr Amtsvorgänger Horst Seehofer (CSU) hat es doch vorgemacht und sich über die Abschiebung von 69 Afghan/innen an seinem 69. Geburtstag gefreut! Das haben alle verstanden. Tja, Ihr 53. Geburtstag am 13. Juli ist schon rum, die Chance ist vertan! Jetzt hilft nur noch eins: gemeinsame Wahlkampfauftritte mit Thilo Sarrazin!

Und flankierend: eine Unterschriftensammlung gegen die Reform des Staatsbürgerschaftsrechts, die es Migrant/innen erleichtert, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen, ohne die eigene aufzugeben. Für Unterschriftenaktionen gegen die doppelte Staatsbürgerschaft sind die Hess/innen seit jeher zu haben (»Wo kann ich gegen die Ausländer unterschreiben?«). Und dass Sie damit gegen Ihren eigenen Gesetzentwurf agitieren – das werden die sicher nicht checken!

Darauf wettet Ihre Wahlkampfassistenz von der Titanic

 Sakra, »Bild«!

Da hast Du ja wieder was aufgedeckt: »Schauspieler-Sohn zerstückelt Lover in 14 Teile. Die dunkle Seite des schönen Killers. Im Internet schrieb er Hasskommentare«. Der attraktive, stinknormal wirkende Stückel-Killer hat Hasskommentare im Netz geschrieben? So kann man sich in einem Menschen täuschen! Wir sind entsetzt. Dieses Monster!

Indes, wir kennen solche Geschichten zur Genüge: Ein Amokläufer entpuppt sich als Falschparker, eine Kidnapperin trennt ihren Müll nicht, die Giftmischerin hat immer beim Trinkgeld geknausert, und das über Leichen gehende Hetzblatt nimmt’s gelegentlich mit der Kohärenz beim Schlagzeilen-Zusammenstückeln nicht so genau.

Grüße von der hellen Seite des Journalismus Titanic

 Puh, 47jährige,

bei Euch läuft es ja nicht so rund gerade. »Nur mit Unterhose bekleidet: 47-Jähriger flippt an Trambahn-Haltestelle aus« müssen wir pfaffenhofen-today.de entnehmen. InFranken meldet: »143 Autos in vier Jahren zerkratzt – 47jähriger Verdächtiger wurde festgenommen«, und schließlich versaut Rammstein-Ekel Lindemann Euch noch zusätzlich das Prestige. Der ist zwar lang nicht mehr in Eurem Alter, aber von dem Lustgreis ist in letzter Zeit dauernd im Zusammenhang mit Euch die Rede, weil er sich als 47jähriger in eine 15jährige »verliebt« haben will.

Und wenn man sich bei so viel Ärger einfach mal einen antrinkt, geht natürlich auch das schief: »Betrunkener 47-Jähriger landet in Augustdorf im Gegenverkehr«, spottet unbarmherzig lz.de.

Vielleicht, liebe 47jährige, bleibt Ihr besser zu Hause, bis Ihr 48 seid?

Rät die ewig junge Titanic

 Du, Krimi-Autorin Rita Falk,

bist mit der filmischen Umsetzung Deiner zahlreichen Eberhofer-Romane – »Dampfnudelblues«, »Sauerkrautkoma«, »Kaiserschmarrndrama« – nicht mehr zufrieden. Besonders die allerneueste Folge, »Rehragout-Rendezvous«, erregt Dein Missfallen: »Ich finde das Drehbuch unglaublich platt, trashig, stellenweise sogar ordinär.« Überdies seien Szenen hinzuerfunden worden und Charaktere verändert. Besonders verabscheuungswürdig seien die Abweichungen bei einer Figur namens Paul: »Der Film-Paul ist einfach ein Dorfdepp.«

Platt, trashig, ordinär – das sind gewichtige Vorwürfe, Rita Falk, die zu einer vergleichenden Neulektüre Deiner Romane einladen. Da fällt uns übrigens ein: Kennst Du die Geschichte vom Dorfdeppen, der sich beschwert, dass der Nachbarsdorfdepp ihn immer so schlecht imitiert?

Wär’ glatt der Stoff für einen neuen Roman!

Finden Deine Trash-Flegel von Titanic

 Sind Sie sicher, Rufus Beck?

Im Interview mit Deutschlandfunk Kultur zum 25. Jubiläum des Erscheinens des ersten deutschsprachigen »Harry-Potter«-Buchs kamen Sie ins Fantasieren: Würde Harry heutzutage und in der echten Welt leben, dann würde er sich als Klimaschützer engagieren. Er habe schließlich immer für eine gute Sache eingestanden.

Wir möchten Sie an dieser Stelle daran erinnern, dass Harry Potter ein Zauberer ist, sich folglich gar nicht für den Klimaschutz engagieren müsste, sondern ihn mit einem Schnips obsolet machen könnte. Da allerdings in sieben endlos langen »Harry Potter«-Bänden auch keine Klassenunterschiede, Armut oder gar der Kapitalismus weggezaubert wurden, fragen wir uns, warum Harry gerade bei der Klimakrise eine Ausnahme machen sollte. Aber wo Sie schon so am Fabulieren sind, kommen wir doch mal zu der wirklich interessanten Frage: Wie, glauben Sie, würde sich Ihr Kämpfer für das Gute zu Trans-Rechten verhalten?

Hat da so eine Ahnung: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Tagtraum im Supermarkt

Irre lange Schlange vor der Kirche. Einzelne Gläubige werden unruhig und stellen Forderungen. Pfarrer beruhigt den Schreihals vor mir: »Ja, wir machen gleich eine zweite Kirche auf!«

Uwe Becker

 Löffelchenverbot

Ich könnte niemals in einer Beziehung mit Uri Geller sein. Ich will mich einfach für niemanden verbiegen.

Viola Müter

 Brotlose Berufsbezeichnung

Ich arbeite seit Jahren erfolgreich als honorarfreischaffender Künstler.

Jürgen Miedl

 Kartoffelpuffer

Die obligatorische halbe Stunde, die deutsche Rentnerehepaare zu früh am Bahnhof erscheinen.

Fabio Kühnemuth

 Backpainer-Urlaub

Eine Thailandreise ist die ideale Gelegenheit, sich bei unzähligen Thaimassagen endlich mal jene Rückenschmerzen rauskneten zu lassen, die man vom Tragen des Rucksacks hat, den man ohne die Thailandreise gar nicht gekauft hätte.

Cornelius W. M. Oettle

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Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
22.09.2023 Mainz, Frankfurter Hof Max Goldt
23.09.2023 Mönchengladbach, Theater im Gründungshaus Max Goldt
24.09.2023 Aschaffenburg, Hofgarten Thomas Gsella mit Hauck & Bauer
26.09.2023 Bern, Berner Generationenhaus Martin Sonneborn