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Dax Werners Debattenrückspiegel KW 40

Liebe Freund:innen,

für mich war es bis hierhin ein Wochenende der Besinnung und Einkehr, denn ein mental retreat war nach den aufwühlenden Monaten des Wahlkampfs mehr als notwendig. Auch meine fellow linksliberalen Millennial-Mikro-Meinungsführer_innen strugglen erkennbar mit dem Nachrichten-Vakuum der letzten Tage und brachten die Debatten-Woche damit zu, Armin Laschet in Schutz zu nehmen ("Das ist insgesamt nicht fair, was dieser Mann abbekommt!"), AKK und Peter Altmeier für ihren Rückzug aus dem Bundestag zu loben ("Auge, Friedrich Merz, du Lappen!") und den anstehenden Erneuerungsprozess der Union mit konstruktiven Vorschlägen zu begleiten. Auch bei uns Bauchlinken hat sich also die Erkenntnis durchgesetzt: Nur mit einer starken Union ist ein Deutschland möglich, in dem wir gut und gerne leben. Astrein, weitermachen!

Parallel dazu stieß ich in den Tiefen der deutschsprachigen Wikipedia auf eine spannenden Diskussionsstrang: Das Sprüchlein "Die alte Welt liegt im Sterben, die neue ist noch nicht geboren. Es ist die Zeit der Monster", welches inzwischen sogar als Minion-Meme in den WhatsApp-Stories der mittelbaren Verwandtschaft auftaucht, soll gar nicht (wie oft behauptet) direkt von Antonio Gramsci stammen, sondern einer on-the-fly Gramsci-Übersetzung  von – er mal wieder! – Slavoj Žižek zu verdanken sein. Und ich dachte eigentlich immer, dass der Spruch aus dem Roman "Der kleine Prinz" stammt.

Jedenfalls musste ich an diesen Satz denken, denn auch hier bei uns in Nordrhein-Westfalen, von Siegen-Wittgenstein bis Minden-Lübbecke und von Heinsberg bis Höxter, brechen neue Zeiten an: Der 46-jährige Münsterländer Hendrik Wüst soll unseren Ministerpräsidenten Laschet beerben und dann mit Amtsbonus in den Landtagswahlkampf Zwanzig Zweiundzwanzig ziehen. Auffällig übrigens, dass viele der weiter oben genannten Influencer_innen noch keine Bewertung zur Düsseldorfer Rochade publiziert haben. Liegt vielleicht daran, dass Hendrik Wüst zwar kein Unbekannter ist, die letzten zehn Jahre aber auch nicht gerade im Scheinwerferlicht der Landespolitik verbracht hat (oder wie soll man "Verkehrsminister NRW" sonst verstehen?). Dabei ist Wüst ein Wiedergänger, Relikt der magisch-wilden Jürgen-Rüttgers-Ära im NRW der späten Nuller Jahre: Am Ende der "Rent a Rüttgers"-Affäre vom eigenen Chef gegangen worden, weil Wüst für zwanglose fireside chats mit einem Unions-Ministerpräsidenten unsicher wirkende niedrige fünfstellige Beträge abgerufen hatte. Wer Rüttgers so günstig verscherbelt, hat am Ende nichts anderes verdient als 10 Jahre Verkehrspolitik, fair play. Doch Wüst ist als ein anderer zurückgekommen: Vorbei die Zeiten, als er auf dem Sommerfest der NRW-CDU 2008 (Stargast: Ex-"Volle Kanne"-Moderator Ingo Nommsen) nach einem halben Glas Veltins sichtlich benommen von der "Lokomotive NRW" schwadronierte; der 2021er Wüst ist, um es im Musikmagazindeutsch zu sagen, "erwachsen geworden". Seine Haare sind jetzt gegelt, seine Augen sagen: Yes we can. Ich bin jedenfalls von Herzen bereit für das neue NRWüst. Du auch?

Immer noch ins Gelingen verliebt wie Olaf Scholz: Euer Dax Werner




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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Grüß Gott, Markus Söder!

Weil der bayerische AfD-Chef Sie wiederholt »Södolf« genannt hat und Sie ihn daraufhin anzeigten, muss dieser Ihnen nun 12 000 Euro wegen Beleidigung zahlen. Genau genommen muss er den Betrag an den Freistaat Bayern überweisen, was aber wiederum Ihnen zugutekommt. Ebenjener zahlt Ihnen ja die Honorare für freie Fotograf/innen, von denen Sie sich bei öffentlichen Anlässen gern begleiten und ablichten lassen. Im Jahr 2022 sollen sich die Kosten auf stolze 180 000 Euro belaufen haben.

Vorschlag: Wenn es Ihnen gelingt, die Prasserei für Ihr Image komplett durch Klagen gegen AfD-Mitglieder querzufinanzieren, stoßen wir uns weniger an Ihrem lockeren Umgang mit öffentlichen Geldern.

Drückt vorauseilend schon mal beide Augen zu: Titanic

 Gesundheit, Thomas Gottschalk!

In Ihrem Podcast »Die Supernasen« echauffierten Sie sich mit einem fast schon dialektischen Satz zu Ihrer eigenen Arbeitsmoral über die vermeintlich arbeitsscheuen jungen Leute: »Es gab für mich nie eine Frage – ich war nie in meinem Leben krank, wenn ich im Radio oder im Fernsehen aufgetreten bin. Ich habe oft mit Schniefnase irgendwas erzählt.«

Das hat bei uns zu einigen Anschlussfragen geführt: Wenn Sie »nicht krank«, aber mit Schniefnase und im Wick-Medinait-Delirium vor einem Millionenpublikum zusammenhanglose Wortfetzen aneinandergereiht haben – war das nicht eine viel dreistere, weil höher bezahlte Form der Arbeitsverweigerung als eine Krankmeldung?

Wünscht Ihnen nachträglich gute Besserung: Titanic

 Diese Steilvorlage, Kristina Dunz (»Redaktionsnetzwerk Deutschland«),

wollten Sie nicht liegenlassen. Die Fußballnation hatte sich gerade mit der EM-Viertelfinalniederlage gegen Spanien angefreundet, der verlorene Titel schien durch kollektive Berauschtheit an der eigenen vermeintlich weltoffenen Gastgeberleistung sowie durch die Aussicht auf vier Jahre passiv-aggressives Gemecker über die selbstverständlich indiskutable Schiedsrichterleistung (»Klarer Handelfmeter!«) mehr als wiedergutgemacht, da wussten Sie einen draufzusetzen. Denn wie es Trainer Julian Nagelsmann verstanden habe, »eine sowohl fußballerisch als auch mental starke National-Elf zu bilden«, die »zupackt und verbindet«, hinter der sich »Menschen versammeln« können und der auch »ausländische Fans Respekt zollen«, und zwar »auf Deutsch« – das traf genau die richtige Mischung aus von sich selbst berauschter Pseudobescheidenheit und nationaler Erlösungsfantasie, die eigentlich bei bundespräsidialen Gratulationsreden fällig wird, auf die wir dank des Ausscheidens der Mannschaft aber sonst hätten verzichten müssen.

Versammelt sich lieber vorm Tresen als hinter elf Deppen: Titanic

 An Deiner Nützlichkeit für unsere Knie, Gartenkniebank AZBestpro,

wollen wir gar nicht zweifeln, an Deiner Unbedenklichkeit für unsere Lungen allerdings schon eher.

Bleibt bei dieser Pointe fast die Luft weg: Titanic

 Cafe Extrablatt (Bockenheimer Warte, Frankfurt)!

»… von früh bis Bier!« bewirbst Du auf zwei großflächigen Fassadentafeln einen Besuch in Deinen nahe unserer Redaktion gelegenen Gasträumlichkeiten. Geöffnet hast Du unter der Woche zwischen 8:00 und 0:00 bzw. 01:00 (freitags) Uhr. Bier allerdings wird – so interpretieren wir Deinen Slogan – bei Dir erst spät, äh, was denn überhaupt: angeboten, ausgeschenkt? Und was verstehst Du eigentlich unter spät? Spät in der Nacht, spät am Abend, am Spätnachmittag oder spätmorgens? Müssen wir bei Dir in der Früh (zur Frühschicht, am frühen Mittag, vor vier?) gar auf ein Bier verzichten?

Jetzt können wir in der Redaktion von früh bis Bier an nichts anderes mehr denken. Aber zum Glück gibt es ja die Flaschenpost!

Prost! Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Guesslighting

Um meine Seelenruhe ist es schlecht bestellt, seit mich ein erschütternder Bericht darüber informierte, dass in Hessen bei Kontrollen 70 Prozent der Gastronomiebetriebe widerlichste Hygienemängel aufweisen (s. Leo Riegel in TITANIC 07/2022). Neben allerhand Schimmel, Schleim und Schmodder herrscht allüberall ein ernsthaftes Schadnagerproblem, die Küchen sind mit Mäusekot nicht nur kontaminiert, sondern praktisch flächendeckend ausgekleidet. Vor lauter Ekel hab ich sofort Herpes bekommen. Nun gehe ich vorhin in meine Küche, und auf der Arbeitsplatte liegen grob geschätzt 30 kleine schwarze Kügelchen. Ich bin sofort komplett ausgerastet! Zehn hysterische Minuten hat es gedauert, bis mir klar wurde, dass der vermeintliche Kot die Samen eines dekorativen Zierlauchs waren, der einen Blumenstrauß krönte, den eine liebe Freundin mir geschenkt hat. Ich hätte ihn einfach nicht noch einmal anschneiden sollen … Hysterie off, Scham on.

Martina Werner

 Feuchte Träume

Träumen norddeutsche Comedians eigentlich davon, es irgendwann mal auf die ganz große Buhne zu schaffen?

Karl Franz

 Dialog auf Augenhöhe

Zu meinen Aufgaben als Marketingexperte in einem modernen Dienstleistungsunternehmen gehört es unter anderem, unzufriedene Kunden zu beschwichtigen. Vor kurzem beschwerte sich einer von ihnen darüber, dass wir in unseren Texten immer dieselben Bausteine verwenden. Die Mail ließ mich ganz irritiert zurück. Ein Glück, dass wir für genau solche Anfragen gleich fertige Antworten haben.

Andreas Maier

 Krasse Segregation

Wer bestimmten Gruppen zugehört, wird auf dem Wohnungsmarkt strukturell diskriminiert. Viele Alleinstehende suchen händeringend nach einer Drei- oder Vierzimmerwohnung, müssen aber feststellen: Für sie ist dieses Land ein gnadenloser Apartmentstaat, vor allem in den Großstädten!

Mark-Stefan Tietze

 Zeitsprung

Dem Premierenpublikum von Stanley Kubricks »2001: Odyssee im Weltraum« wird der Film 1968 ziemlich futuristisch II vorgekommen sein.

Daniel Sibbe

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
03.08.2024 Kassel, Caricatura-Galerie Miriam Wurster: »Schrei mich bitte nicht so an!«
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst Die Dünen der Dänen – Das Neueste von Hans Traxler
04.08.2024 Frankfurt/M., Museum für Komische Kunst »F. W. Bernstein – Postkarten vom ICH«
09.08.2024 Bremen, Logbuch Miriam Wurster