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Dax Werners Debattenrückspiegel KW 20

Liebe Leser:innen,

Olaf Scholz, der Kanzlerkandidat der Herzen, dessen "schlumpfiges Grinsen" vom SPD-Wahlkampfteam aus Mangel an Alternativen zum thematischen Kern seiner Kampagne gemacht worden ist, landete diese Woche aus seiner Sicht einen Big Point im Wahlkampf und stellte fest: Europa, das ist vor allen Dingen der Euro und diese putzigen kleinen gelben Sterne vor blauem Grund auf unseren Kennzeichen. Man könnte meinen, dass Scholz hier ein Europabild ganz nah am Menschen rendert: KFZ-Zulassungsstellen in ansonsten menschenleeren Gewerbegebieten, stadtplanerische Fehlermeldungen voller McDonald’s Drive-Ins und POLO Motorrad Stores, in denen man mit Euros bezahlt. Hier in NRW sagen wir dazu NRW Noir. Da ist er wieder, dachte Scholz auch über sich selbst, der große Hanseat mit dem sachlichen Blick aufs Wesentliche, ein nüchterner Denker und Lenker in der Tradition von Helmut Schmidt – er fehlt –, dessen leicht angegrautes Diktum "Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen" heute vor allem in den Social-Media-Profilen von Männern mit Kinnbart, UV-Sonnenbrille und "Weder links noch rechts" in der Bio weiterlebt. Große Olafliebe eben.

Europa, das hat uns der gestrige Abend einmal mehr gezeigt, ist aber vor allem und in erster Linie Vision. Genauer gesagt: Der Eurovision Song Contest (ESC). Denn Europa, das ist so gesehen nur einmal im Jahr. Der deutsche Finalteilnehmer Jendrik holte mit seinem wichtigen Song "I Don't Feel Hate" zwar nur 3 Punkte und landete auf Platz 25, immerhin vor Großbritannien. Viel wichtiger aus meiner Sicht jedoch: Mit seinem Padawanzopf erinnerte er mich an meinen Jugendfreund Marcel, den alle nur "Sally" riefen, und der sich eigentlich nur dadurch auszeichnete, dass er ständig nach Kaugummi roch und die anderen Kinder auf dem Abenteuerspielplatz terrorisierte. Ein bisschen so wie Deutschland in Europa.

Inzwischen hat sich im Umgang mit deutschen letzten Plätzen im ESC eine gewisse Lockerheit breit gemacht. Während nach der Underperformance der letzten Jahre immer noch reflexhaft der NDR, Musik an und für sich oder Europa als Ganzes in Frage gestellt wurde, hat man sich hierzulande nun endlich an die hinteren Plätze gewöhnt, der vierte Platz von Michael Schulte 2018 in Lissabon wird uns vielleicht auch noch ein paar Jahre trösten. Entsprechend angetrunken und gelöst erschien Jendrik dann auch nach Mitternacht beim obligatorischen Interview mit der obligatorischen Barbara Schöneberger: "Es geht nicht ums Gewinnen, es geht um diesen ganz speziellen Eurovision-Vibe."

Damit hören die Parallelen zur SPD jedoch noch nicht auf. Vielleicht hatte Jendrik nämlich einfach nur bei der italienischen ESC-Party genascht, denn der ESC wurde durch einen Vorfall am Tisch der italienischen Siegerband Måneskin "überschattet", ich würde sagen: "aufgelockert". Die internationale ESC-Regie blendete den Tisch der Italiener nämlich genau in dem Moment ein, als sich der Sänger Damiano David gerade eine köstliche Linie Kokain genehmigte. Das sorgte international zwar für viel Aufregung, für mich machte sich der ESC in dieser Stelle jedoch ehrlich und transparent: Wer auf internationalem Niveau reüssieren will, kommt an Aufputschmitteln nicht vorbei. Für mich ein Fall für die ARD-Dopingredaktion und der erste Fernsehabend im Ersten, der mich mit einer unzähmbaren Lust, Kokain auszuprobieren, in die Nacht entlässt.

In diesem Sinne: Mission accomplished, ARD!

Angegeilte Grüße, Dax Werner




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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Ach, Andrea Munkert,

da bezahlt Sie das Nürnberger Stadtmarketing dafür, vom innerstädtischen Elend abzulenken und eine verschnarchte Ecke namens Weinmarkt in himmlische Höhen zu loben – und was tun Sie? Sie schreiben: »Nürnberg – Während in den Einkaufsstraßen in der Innenstadt der Leerstand jault, pulsiert in einem neugestalteten Altstadt-Quartier das pralle Leben. Der Weinmarkt ist erwacht, erblüht – und so ganz anders als der Rest der Altstadt.«

Jaulender Leerstand – wer kennt’s nicht vom Besuch quasi jedweder Innenstadt? Wie ebenfalls üblich schläft der Rest der Altstadt, verwelkt, ja verdorrt gar krachend. Und wenn man genau hinhört, grunzt da nicht auch ein wenig die Aufenthaltsqualität? Aber wenn erst die Mieterhöhung singt und die Immobilienspekulation trommelt, dann ist die Stadt sicherlich wieder hellwach.

Heult still in sich hinein: Titanic

 Eine Frage, »Welt«-Newsletter …

Du informiertest Deine Abonnent/innen mit folgenden Worten über die Situation nach dem Hoteleinsturz in Kröv: »Bisher wurden zwei Menschen tot geborgen, weitere konnten verletzt – aber lebend – gerettet werden.« Aber wie viele Menschen wurden denn bitte verletzt, aber leider tot gerettet?

Rätselt knobelnd Titanic

 Kann es sein, Tod,

dass Du, so wie alle anderen in der Handwerksbranche auch, mit Nachwuchsmangel zu kämpfen hast? Und dass Du deshalb Auszubildende akzeptieren musst, die schon bei den Basiskompetenzen wie Lesen Defizite aufweisen?

Oder hast Du, der Seniorchef höchstpersönlich und wieder zu eitel, eine Brille aufzusetzen, am 11. August beim gerade mal 74 Jahre alten Kabarettisten Richard Rogler angeklopft? Nur, um dann einen Tag später, nachdem Dir der Fehler aufgefallen war, beim 91jährigen Bauunternehmer und Opernballbesucher Richard Lugner vorbeizuschauen?

Antwort bitte ausschließlich schriftlich oder fernmündlich an Titanic

 Puh, »Frankfurter Rundschau«!

»Während im Süden Europas weiter enorme Hitze herrscht, sorgt ein kurzweiliges Tief in Deutschland für eine Abkühlung.« Es bleibt aber dabei: Die Tiefs sorgen für Abkühlung, und für die Kurzweil sorgen Deine Sprachkapriolen. Nicht durcheinanderbringen!

Warm grüßt Titanic

 Kunststück, »Welt«!

Im Interview mit der Rheinischen Post beschwerte sich Sängerin Cyndi Lauper darüber, dass Frauen ständig auf ihr Alter reduziert würden. Aus diesem Statement hast Du, Welt, nicht nur geschafft, einen ganzen Artikel zu stricken, Du hast auch noch äußerst subtil Deinen eigenen Standpunkt zur Causa klargemacht und Laupers Aussage folgendermaßen zusammengefasst: »Popsängerin Cyndi Lauper hält es für sexistisch, Frauen nach ihrem Alter zu fragen: ›Alter ist eine Kategorie, die benutzt wird, um uns kleinzuhalten‹, sagte die 71jährige.«

Wie clever von Dir! Indem Du das Alter genüsslich anmerkst, hast Du es der meckernden alten Frau aber mal so richtig gezeigt! Andererseits: Es nötig zu haben, aus Interviews anderer Zeitungen Artikel zusammenzukloppen – lässt das nicht Dich und Deinen angeblichen journalistischen Anspruch auch ziemlich alt aussehen?

Fragt Dein greises Kollegium von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Fachmann fürs Leben

Im Gegensatz zur Schule hat man im Zivildienst viele nützliche Dinge gelernt. Zum Beispiel, dass man die Körper von Menschen, die sich selbst nicht mehr bewegen können, regelmäßig umlagert, damit keine Seite wund wird. Um anhaltenden Druck auf die Haut zu minimieren, wende ich auch heute noch die Pfirsiche in der Obstschale alle paar Stunden.

Friedrich Krautzberger

 Hybris 101

Facebook und Instagram, die bekanntesten Ausgeburten des Konzerns Meta, speisen seit kurzem auch private Daten ihrer Nutzer in die Meta-eigene KI ein. Erst wollte ich in den Einstellungen widersprechen, aber dann dachte ich: Ein bisschen Ich täte der KI schon ganz gut.

Karl Franz

 Schock total

Wenn im Freibad dieser eine sehr alte Rentner, der sich beim Schwimmen kaum fortzubewegen scheint, der bei seinen zeitlupenartigen Zügen lange untertaucht und von dem man dachte, dass er das Becken schon vor langer Zeit verlassen hat, plötzlich direkt vor einem auftaucht.

Leo Riegel

 Ach, übrigens,

der Typ, mit dem ich in jedem Gespräch alle drei Minuten für mindestens fünf Minuten zu einem Nebenthema abschweife: Ich glaube, wir sind jetzt exkursiv miteinander.

Loreen Bauer

 Steinzeitmythen

Fred Feuerstein hat nie im Steinbruch gearbeitet, er war Rhetoriker! Er hat vor 10 000 Jahren zum Beispiel den Whataboutism erfunden und zu seiner Losung erhoben: »Ja, aber … aber du!«

Alexander Grupe

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 12.09.:

    "Heute detoxe ich im Manager-Retreat im Taunus": TITANIC-Chefredakteurin Julia Mateus im Interview mit dem Medieninsider.

  • 29.08.:

    Die FR erwähnt den "Björnout"-Startcartoon vom 28.08.

  • 27.08.: Bernd Eilert schreibt in der FAZ über den französischen Maler Marcel Bascoulard.
  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

  • 29.01.:

    Ein Nachruf auf Anna Poth von Christian Y. Schmidt im ND.

Titanic unterwegs
16.09.2024 Wiedensahl, Wilhelm-Busch-Geburtshaus Hilke Raddatz mit Tillmann Prüfer
17.09.2024 Stadthagen, Wilhelm-Busch-Gymnasium Wilhelm-Busch-Preis Hilke Raddatz mit Bernd Eilert
18.09.2024 Bonn, Rheinbühne Thomas Gsella
18.09.2024 Hamburg, Centralkomitee Ella Carina Werner