Bad Mariupol
Nach wochenlangem Beschuss liegt die ukrainische Hafenstadt Mariupol in Trümmern. Nun fahren die russischen Besatzer erneut schwere Geschütze auf und wollen das einstige Industrie- und Wirtschaftszentrum am Asowschen Meer eigenen Angaben zufolge in einen Badeort verwandeln. Reisegesellschaften wie der kremlnahe Veranstalter Dikta Tours bewerben den neuen Ballermann bereits offensiv. Sie preisen Mariupol als Badeparadies, das neben den verschiedenen Strandabschnitten inklusive eines Wehrsport- und Kampfhundestrandes auch mit einem Angriffswellenbad sowie einer Surf- und Marinetauchschule aufwarten kann. Hier muss am Ende des Tages keiner hungrig ins Feldbett. Sollten die neu gewonnenen Fronturlaubsbekanntschaften mal wieder das Büffet geplündert haben, bieten Strandbuden leckere Spieße und Schlachtplatten aus der regionalen Truppenküche an. Neben dem hoteleigenen Kasino und der Kriegskinderdisco sorgt ein tägliches Animationsprogramm mit abwechslungsreichen Spielen wie Grabenkämpfe oder Schiffe versenken für vergnügliche Stunden. Auch Ausflugsfeindfahrten mit der Moskwa II nach Odessa können gebucht werden. Ebenso reizvoll ist ein Marsch ins Binnenland der früheren Kornkammer Europas durch die sich bis zum Horizont erstreckenden Minenfelder. Jeden Abend findet eine Beachparty mit Trommelfeuer und anschließendem Zapfenstreich statt – bei Stahlgewitter, Kanonendonner oder Bombenhagel natürlich in einem der Ferien-Bunker inmitten Mariupols atemberaubender Naturlandschaft mit ihren vielen Widerstandsnestern.
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