Aus Eugen Egners Püppchenstudio
Winternacht mit Nudeln (2.Teil)
Geräusche von draußen empfahlen sich meinen Gehörgängen. Kehrten die Toten wieder? Nein, die Lebenden räumten Schnee. „Um ein Uhr morgens?“ fragte ich die Nudeln. Zu meiner Überraschung antworteten sie, es sei bereits sieben. Versuche, meine Schlafdauer daraufhin neu zu berechnen, scheiterten. Das Nudelnaufwärmen erforderte meine gesamte Geisteskraft. Schließlich waren sie so warm, daß sie gegessen werden konnten. Ich war im Nu damit fertig und fragte mich, ob es das alles wert gewesen sei.
Nicht ohne Melancholie zu empfinden, sah ich aus dem Küchenfenster. Da war die alte Straße. Jemand hatte alte Häuser in den Schnee gestellt. Im Hintergrund liefen pechschwarze Gestalten herum und entzogen sich der Begründung durch die Vergrößerungszange. Bei genauerem Hinsehen wurden weitere Gestalten sichtbar, die sich vorher in den grauen Mauern der Häuser verborgen hatten. Eine von ihnen, ein offenkundig schnauzbärtiger Mann mit Melone auf dem Kopf, trug einen kaum zugeknöpften Übergangsmantel. Es schienen keine Frauen unter den an Schornsteinfeger und Revolverhelden erinnernden Figuren zu sein, die sich da im Winter auf die Haupteinkaufsstraße hinauswagten. Je länger ich hinsah, desto infamer wurde ihr Gesichtsausdruck. Dies war nicht der Zeitpunkt, hinauszugehen und neue Freunde zu gewinnen.
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