Aus Eugen Egners Püppchenstudio
Vielleicht leben deine Eltern in einem anderen Stadtteil weiter (IV)
Manchmal schaffte er es, den Rolladen vor dem Küchenfenster hochzuziehen, so daß wohltuendes Tageslicht eindrang, meist aber erwachte er vorher mit starkem Herzklopfen.
Von diesen Träumen erzählte Albert niemandem, nur über seine Erkenntnis, daß ihm Eltern fehlten, sprach er einmal zu vorgerückter Stunde, als er mit einem alten Bekannten weintrinkend zusammensaß. Der alte Bekannte hatte in den letzten Jahren überraschenderweise eine Schwäche für hübsche mädchenhafte Knaben entwickelt und redete viel darüber. Albert, der sexuell Identitätslose, beneidete ihn insgeheim darum, sich auf diesem Gebiet für etwas engagieren zu können und sogar zu körperlichem Einsatz bereit zu sein. Der rüstige Altersgenosse äußerte, nachdem er Alberts Elternwunsch vernommen hatte, den Satz: „Vielleicht leben deine Eltern in einem anderen Stadtteil weiter.“
„In welchem denn?“
„Auf der anderen Seite der Bahnlinie“, war die letzte Auskunft, die Albert zu dem Thema erhalten konnte. Gern hätte er weitere Fragen gestellt, aber der alte Bekannte wollte nur noch von seinen „Mädchen“ reden.
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