Aus Eugen Egners Püppchenstudio
Die Blockstelle (1)
Die Blockstelle machte von außen einen schwer beschreibbaren Eindruck. Daher war ich neugierig, wie es wohl drinnen aussehen mochte. Erwartete mich aller Schmutz Ostpreußens oder kristalline Klarheit?
Die Blockstelle (2)
Der Blockstellenwärter hatte einen zweiten, viel kleineren Kopf, der ihm zwischen den Schulterblättern herausgewachsen war, weil er sich dort jahrelang nicht richtig gewaschen hatte.
Die Blockstelle (3)
Die Tochter des Blockstellenwärters zeigte uns heimlich den Arbeitsplatz ihres Vaters. Verdächtig war, daß ein gerahmtes Brahms-Portrait an der Wand hing. Wir sahen uns alles an, den kleinen Tisch, auf dem das Streckentelephon stand, die Weichen- und Signalhebel, das Blockwerk mit Kurbel, die Wanduhr und den ganzen anderen Mist. "Was Sie hier sehen, ist die Schaltstelle der Wirklichkeit", belehrte uns die Tochter des Blockstellenwärters, "mein Vater kann die Landschaft nach Belieben zwei- oder dreidimensional werden lassen."
Ich glaubte ihr kein Wort, garantiert waren das falsche Fährten, von keinem anderen ausgelegt als von Brahms.
Worte des Blockstellenwärters
1. "Meine Trunksucht funktioniert auf den Punkt genau."
2. "Ich esse ein Brot nach dem anderen."
(Aus dem nie geschriebenen Großen Blockstellen-Roman von Eugen Egner)
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