"Peinlich!" – Eine Erklärung von Regierungssprecher Steffen Seibert
Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Peinlich! Ein bißchen schon. Bei der Bundeswehr sind seit 2010 insgesamt 75 Sturmgewehre, Maschinengewehre und Pistolen sowie knapp 57 000 Schuß Munition verschwunden. "Verschwunden?" Ja, verschwunden. Aber wird nicht wieder vorkommen, glauben Sies mir. Da ist vermutlich einigen das Pulver unter dem Helm feucht geworden, da haben wohl einige, wie man so sagt, den Schuß nicht gehört. Daß die Bundeswehr Ihnen diese unerfreuliche Wahrheit über Jahre hinweg nicht zumuten wollte, geschenkt! Ich hätte es vielleicht genauso gemacht, nur viel geschickter.
Lassen Sie uns nach vorne schauen und zwar durchs Zielfernrohr. Wir werden jetzt noch einmal überall gründlich nach- und druntergucken, werden die Bundeswehrangehörigen ihre Spinde so lange aufräumen lassen, bis sie kotzen. Für die Verstocktesten von ihnen folgt anschließend Strafexerzieren und teils tagelanges Strammstehen im Bunker, und wenn wir dabei auch nur eine der Waffen wiederfinden und den Schuldigen ausfindig machen, sind Sie die ersten, die es erfahren, das verspreche ich Ihnen in die Hand mit dem Finger am Abzug.
Krise ist im Chinesischen nur ein anderes Wort für "Scheiße, ist doch egal". Lassen Sie uns das Positive an der Sache sehen: Ich lebe noch, Sie leben noch, die meisten von uns leben noch. Wenn die Knarren in diejenigen falsche Hände geraten wären, an die Sie (je nach Ihrer politischen Ausrichtung) jetzt als allererstes denken, hätten wir davon ja längst aus den Abendnachrichten erfahren – und 57 000 von uns dann auch ganz andere Sorgen!
Also Kopf hoch. Und wenn Sie so ein kleines rotes Pünktchen auf ihrer Stirn fühlen, schnell wieder runter!
Herzlichst:
Ihr Steffen Seibert
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