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Leute ... von Paula Irmschler

Der Drunterkommentierer

Leute,

Ihr kennt ihn aus dem Internet, Ihr seid der aus dem Internet.

Er erträgt es nicht, dass jemand anderes im Social-Media-Scheinwerferlicht steht. Es ist so erbärmlich, weil das nun echt kein fettes Scheinwerferlicht ist, sondern eigentlich eher ein Flackern. Wie das von einem dieser Baustellenlichter, die man sich als Teenie von der Straße "besorgt" hat. Er verhält sich wie in diesen ohnehin sauunangenehmen Situationen, wenn eine Gruppe von Freunden Karaoke singt, was schon peinlich genug ist, noch einmal peinlicher. Und dann kommt er, der "angeheiterte" Christian, zieht den anderen das Mikro immer so subtil weg zu sich rüber und singt "Livin' On A Prayer", und zwar NOCH eins schiefer. Er denkt dann, er bekäme den Karaoke-Gratis-Schnaps, aber den gibt es nur bis ein Uhr und es ist schon Viertel nach drei. Im Internet macht er es so: Er liked keine Beiträge, denn kein Beitrag ist ihm gut genug, er sieht die Selbstdarstellung anderer Leute nämlich sehr kritisch, sondern sieht sogleich und einzig hier seine Chance, das Ding noch mal zu seinen Gunsten rumzureißen. Am liebsten mag er Witze von Frauen. Also, er mag nicht den Witz an sich, denn der ist noch nicht fertig geschliffen, sondern die sich ergebende Plattform, jaaaa, jetzt hier NOCH EINEN draufsetzen zu können.

Papahaftes Zwinkersmileytätscheln oder Abmilderung des Gesagten kommen für ihn auch immer gut. Oder den Witz einfach noch mal erklären! Oder Ansagen, dass es bisher ja ganz lustig hier auf dem Profil war, aber jetzt ist man doch mal zu weit gegangen, hat sich VERGALOPPIERT. Vielleicht kennt ihr diese eine Referenz ja noch nicht, deswegen gibt er uns hier einen Link zu Wikipedia. Da hat sich aber ein kleiner Fehler eingeschlichen ;) Es heißt auch Status im Plural, siehe Duden. Sein innerer Lateinlehrer bekommt die Krise, nichts für ungut. Frauen können aber auch ganz schön nerven, siehe das Beispiel von der Freundin seines Cousins. Kommata bedenken! Er findet besagtes Phänomen gar nicht so gut. Okay, man hat hier ein paar hundert Likes, aber er sagt, dass das Gesagte total abwegig ist, also ist es wohl so. Schade! Leider irrelevant. Tschuldige, er war halt gestern besoffen, als er das geschrieben hat. Hat jetzt nichts mit dem Thema zu tun, aber Bier, haha.

Besonders ausufernd sind Aufrufe und Fragen. Die Kommentarspalte verwandelt sich sogleich in einen whiskyverwichsten Herrensalon, wo sich jeder kommentierende Typ geistreich übertreffen muss. Stellt im Internet keine Fragen! Dann sieht er nämlich seine Möglichkeit, jetzt eine besonders lustige, "abwegige" Antwort zu geben. Anschließend aktualisiert er das Browserfenster immer wieder, um zu sehen, ob es schon richtig viele Likes gibt. Es gibt immer genau einen Like, und zwar von einem anderen Drunterkommentierer, der Michael heißt. Wie absurd muss die Vorstellung wohl für Männer sein, mal nicht abzukommentieren? Sie halten es nicht aus. Manche gehen soweit, dass es total creepy wird, weil sie sich einfach nur ranwanzen wollen. Sie glauben in dieser Pick-Up-Artist-artigen Beleididungsform fordern sie Frauen so richtig raus und ebenjene denken dann, der DK (Drunterkommentierer) möge einen riesigen Pimmel haben.

Zum Beispiel wenn man schreibt, dass man sich gerade an einem bestimmten Ort aufhält. Dann sagen sie: "Komm doch mal dahin, da kann man gut essen, da können wir bei Humus weiter über Bastian Sick diskutieren, WENN DU DICH TRAUST". Das habe ich vor kurzem dann mal gemacht, damit es endlich aufhört, damit das DK-Universum implodiert, und einen dieser Kommentarlarrys in einem dieser angesagten arabischen Restaurants in Kreuzberg aufgespürt. Wenn er was bestellt hat, habe ich immer gesagt: Oder lieber doch die Nummer 69? Du weißt schon: wegen Sex. Und dann habe ich immer so gelacht wie dieser Lachsmiley. Oder mit den Händen das hier imitiert: ^^. Und als er gegessen hat, habe ich immer diesen Nudelsketch von Loriot erwähnt. Seine Erwiderungen quittierte ich stets mit: "Na, das kannst du aber besser!" Dann habe ich ihn immer berichtigt. Und dann habe ich mich auf den Tisch gestellt und blank gezogen, wie es mir mal im Internet von einem Jochen empfohlen wurde. Ja, jetzt sitz ich hier jedenfalls im Knast, weil ich dann noch anderweitig ausfällig geworden bin, und zwar ohne Internetzugang, also bekomme ich nicht mit, wie Christian und Michael das hier nun wieder finden. Happy End.

Kategorie: Meinung



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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Ganz schön kontrovers, James Smith,

was Du als Mitglied der britischen Band Yard Act da im Interview mit laut.de vom Stapel gelassen hast. Das zu Werbezwecken geteilte Zitat »Ich feiere nicht jedes Cure-Album« hat uns jedenfalls so aufgewühlt, dass wir gar nicht erst weitergelesen haben.

Wir mögen uns nicht ausmalen, zu was für heftigen Aussagen Du Dich noch hast hinreißen lassen!

Findet, dass Provokation auch ihre Grenzen haben muss: Titanic

 Hoppla, Berliner Gefängnischefs!

Drei von Euch haben laut Tagesspiegel wegen eines Fehlers der schwarz-roten Regierungskoalition statt einer Gehaltserhöhung weniger Geld bekommen. Aber der Ausbruch von Geldnöten soll durch einen Nachtragshaushalt verhindert werden. Da ja die Freundschaft bekanntlich beim Geld endet: Habt Ihr drei beim Blick auf Eure Kontoauszüge mal kurz über eine Ersatzfreiheitsstrafe für die nachgedacht, die das verbrochen haben?

Wollte diese Idee nur mal in den Raum stellen: Titanic

 Hallihallo, Michael Maar!

In unserem Märzheft 2010 mahnte ein »Brief an die Leser«: »Spannend ist ein Krimi oder ein Sportwettkampf.« Alles andere sei eben nicht »spannend«, der schlimmen dummen Sprachpraxis zum Trotz.

Der Literatur- ist ja immer auch Sprachkritiker, und 14 Jahre später haben Sie im SZ-Feuilleton eine »Warnung vor dem S-Wort« veröffentlicht und per Gastbeitrag »zur inflationären Verwendung eines Wörtchens« Stellung bezogen: »Nein, liebe Radiosprecher und Moderatorinnen. Es ist nicht S, wenn eine Regisseurin ein Bachmann-Stück mit drei Schauspielerinnen besetzt. Eine Diskussionsrunde über postmoderne Lyrik ist nicht S. Ein neu eingespieltes Oboenkonzert aus dem Barock ist nicht S.«

Super-S wird dagegen Ihr nächster fresher Beitrag im Jahr 2038: Das M-Wort ist ja man auch ganz schön dumm!

Massiv grüßt Sie Titanic

 Bild.de!

»Springer hatte im Januar bundesweit für Entsetzen gesorgt«, zwischentiteltest Du mit einem Mal überraschend selbstreferenziell. Und schriebst weiter: »Nach der Enthüllung des Potsdamer ›Remigrations‹-Treffens von AfD-Politikern und Rechtsextremisten postete Springer: ›Wir werden Ausländer zurückführen. Millionenfach. Das ist kein Geheimnis. Das ist ein Versprechen.‹« Und: »In Jüterbog wetterte Springer jetzt gegen ›dahergelaufene Messermänner‹ und ›Geld für Radwege in Peru‹«.

Dass es in dem Artikel gar nicht um Dich bzw. den hinter Dir stehenden Arschverlag geht, sondern lediglich der Brandenburger AfD-Vorsitzende René Springer zitiert wird, fällt da kaum auf!

Zumindest nicht Titanic

 Wir wollten, »SZ«,

nur mal schnell Deine Frage »Gedenkbäume absägen. Hinweistafeln mit Hakenkreuzen beschmieren. Wer macht sowas?« beantworten: Nazis.

Für mehr investigative Recherchen wende Dich immer gerne an Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Nicht lustig, bloß komisch

Während ich früher schon ein kleines bisschen stolz darauf war, aus einer Nation zu stammen, die mit Loriot und Heinz Erhardt wahre Zen-Meister der Selbstironie hervorgebracht hat, hinterfrage ich meine humoristische Herkunft aufgrund diverser Alltagserfahrungen jetzt immer öfter mit Gedanken wie diesem: Möchte ich den Rest meines Lebens wirklich in einem Land verbringen, in dem man während seiner Mittagspause in ein Café geht, das vor der Tür vollmundig mit »leckerem Hunde-Eis« wirbt, und auf seine Bestellung »Zwei Kugeln Labrador und eine Kugel Schnauzer« statt des fest eingeplanten Lachers ein »RAUS HIER!« entgegengebrüllt bekommt?

Patric Hemgesberg

 Im Institut für Virologie

Jeder Gang macht krank.

Daniel Sibbe

 Tödliche Pilzgerichte (1/1)

Gefühlte Champignons.

Lukas Haberland

 Die wahre Strafe

Verhaftet zu werden und in der Folge einen Telefonanruf tätigen zu müssen.

Fabio Kühnemuth

 Gute Nachricht:

Letzte Woche in der Therapie einen riesigen Durchbruch gehabt. Schlechte Nachricht: Blinddarm.

Laura Brinkmann

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg