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Haushaltsüberschuß: Pro und Kontra Sparen

Pro

Sparen – weil Gott es so will
6 Milliarden Euro oder wie der Engländer sagt: 6 Billionen Pfund – selbst für einen Schwaben ist das ein beträchtlicher Batzen. Um einmal so viel Geld zu besitzen, müßte unsereins mindestens zwei Monate lang einer unehrenhaften Arbeit nachgehen, etwa als "Stern"-Kolumnist tätig werden. Klar, daß manchem angesichts solcher Summen der Atem stockt und das Hirn nach Luft japst. 

Zerebral mit Sauerstoff unterversorgte Geister äußern seit einigen Tagen die kühnsten Wünsche: Mit dem bundesdeutschen Haushaltsüberschuß sollen Schulen, Straßen und – im Ernst! – das Internet ausgebaut werden! Als wäre der Cyberspace mit seinen vermutlich mehr als tausend Homepages nicht schon geräumig genug (Kennen Sie eigentlich diese hier zum Thema Geldanlage?). Darüber hinaus schreit die Wirtschaft scheinheilig "Steuersenkung!". Welcher Wirtschafter zahlt denn bitte sehr Steuern?
Nein, diesen Zaster dürfen wir nicht hergeben. Sparen lautet die Devise und mit Devisen kennt sich ein Exportweltmeister aus. Der badische Bereicherungsbär Wolfgang Schäuble (100 000 DM) liegt goldrichtig: Die Staatsschulden müssen beglichen werden. Zwei Billionen Euronen prangen auf unserem Deckel.

Sicher: In kurzer Zeit wäre der Schuldenberg wieder auf die aktuelle Höhe gewachsen. Rechnen wir mit einem konservativ geschätzten Schuldenzuwachs von 60 Euro pro Sekunde, ergibt sich folgende Rechnung: 6 000 000 000 : 60 : 60 (Sekunden) : 60 (Minuten) : 24 (Stunden): 368 (Tage*) = 3,14 Jahre bis wir wieder so hoch verschuldet wären wie jetzt. Da könnte man die Moneten ebenso gut der AfD oder SPD spenden, von denen sehen wir in drei Jahren ja auch nichts mehr. Allein: 3,14 - die Zahl π! Die Zahl des Kreises, der die Unendlichkeit repräsentiert, in welcher bekanntermaßen unser aller Herrgott verkehrt. Man kann also mit Fug und Recht behaupten, Schäuble folge da einem göttlichen Plan. Wenn der Tag des Jüngsten Insolvenzgerichts wirklich nur noch drei Kalender entfernt ist, verscherzen wir es uns mit dem obersten Richter besser nicht. Bei dem stehen wir schließlich auch noch in der Kreide. Ich sage nur "Erbschuld"!

Cornelius W. M. Oettle, aus dem Neckar gesägter Sparfuchs

*Moment mal, werden Sie sagen, ein Jahr hat doch nur 365 Tage. Das stimmt, hätte aber zu einem Ergebnis von 3,17 Jahren geführt. Die Berechnung der Kreiszahl bedurfte eines Zirkelschlusses.

 

Kontra

Sparen können wir uns sparen
Geld ist da, um es auszugeben, das wußte schon Karl Marx. Hamburg und Berlin haben wunderschöne Prachtbauten erhalten, jetzt sind auch mal andere Städte an der Reihe. Jetzt muß Schäuble liefern, freilich nicht literally, das dauerte ja Dekaden, sondern er sollte im Sinne eines föderalen Deutschlands die 60 Milliarden gerecht und mit Augenmaß über das Bundesgebiet verteilen. Ich habe bereits einen Bauplan ausgearbeitet und den entsprechenden Ausschüssen vorgelegt, wo man durchaus mit Wohlwollen und zustimmendem Kopfschütteln reagierte, soviel kann ich sagen. 

Eine Herzensangelegenheit etwa wäre mir das Projekt "Stuttgart 21plus", welches das komplette westliche Stadtgebiet eine Etage tieferzulegen beabsichtigt, um über Tage ein gigantisches Parkhaus zu errichten. Wer einigermaßen vertraut ist mit der dramatischen Parkplatzsituation in Stuttgart-West, wird rückhaltlos zustimmen und den von Young-von-Mad-Koryphäe Andreas Maier ersonnenen Slogan "Tief ist das neue Hoch" wie ein Mantra aufsagen, bis endlich Spatenstich ist.
In Ludwigshafen ist ein 875 Millionen Euro teures Luxus-Hospiz für Helmut Kohl geplant, das des großen Architekten Europas würdig ist, mit einer Außenverkleidung aus vergoldeten Saumägen, blühenden Landschaften im Garten und Hausverbot für Maike Kohl-Richter.
Für die Bankenmetropole Frankfurt schwebt mir ein riesiger Geldspeicher im Stile Dagobert Ducks vor. Schon lange überlegt man am Main – insbesondere, seit das bargeldlose Zahlen zunehmend durch Transaktionen via Cash, Banknoten, Scheine ersetzt wird –, wo man den ganzen ergaunerten "Zaster" (Carl Barks) lagern soll. Sir Norman Foster zeigt bereits Interesse an dem 9-Milliarden-Prestigeprojekt, Sir Patrick Bahners übernähme die künstlerische Gestaltung.
Dresden wiederum bekommt endlich, endlich, endlich sein eigenes Konzentrationslager; nach den jahrelangen, couragierten Demonstrationen eine große Genugtuung für das durch "raumfremde Subjekte" arg gebeutelte Elb-Dachau. Wer zuerst deportiert wird, entscheidet der Volksmund von Björn Höcke, erste Bürger zeigen sich schon wieder unbesorgt.
Osnabrück indes wäre über die Errichtung einer überdachten Bushaltestelle am Christian-Wulff-Platz überglücklich, wie OB Wolfgang Grieser bereits euphorisch verlauten ließ: "Es wäre ein Meilenstein für die Infrastruktur unserer Stadt, darüber würden wir uns natürlich freuen wie Osnaglückspilze. Man muß auch mal auf das ewige Bescheidenheitsgetue verzichten und sich etwas gönnen, das bewußt den Rahmen sprengt."
So wäre für alle gesorgt, ach herrlich! 

David Schuh, hat die Spendierhosen an (nicht im Bild)

Kategorie: Meinung



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Briefe an die Leser

 Wir wollten, »SZ«,

nur mal schnell Deine Frage »Gedenkbäume absägen. Hinweistafeln mit Hakenkreuzen beschmieren. Wer macht sowas?« beantworten: Nazis.

Für mehr investigative Recherchen wende Dich immer gerne an Titanic

 Weiter so, uruguayischer Künstler Pablo Atchugarry!

Eine angeblich von Ihnen geschaffene Bronzeskulptur im englischen Cambridge soll an Prinz Philip erinnern, der dort von 1977 bis 2011 Kanzler der Universität war. Allerdings wird das Kunstwerk, das im Auftrag eines reichen Bauträgers angefertigt wurde, von vielen als verunglückt empfunden und zieht seit nunmehr zehn Jahren Spott auf sich.

Dass Sie mittlerweile die Urheberschaft leugnen, um Ihr Renommee als Künstler zu schützen, ist zwar verständlich, aber aus unserer Sicht völlig unnötig. Wenn sich das Konzept durchsetzt, lästige Promis, die uns über Jahrzehnte viel Zeit, Geld und Nerven gekostet haben, mit langlebigen Schrott-Monumenten zu schmähen, werden Sie sich vor Aufträgen bald kaum noch retten können. Und das Beste: Weil andere Großkopferte sich mit ihren Eskapaden zurückhalten würden, um nicht von Ihnen verewigt zu werden, sorgten Sie auch noch für Ruhe und gesellschaftlichen Frieden.

Hofft, dass dieser Vorschlag einen Stein ins Rollen bringt: Titanic

 Gute Frage, liebe »Süddeutsche«!

»Warum haben wir so viele Dinge und horten ständig weiter? Und wie wird man diese Gier wieder los?« teast Du Dein Magazin an, dasselbe, das einzig und allein als werbefreundliches Vierfarb-Umfeld für teuren Schnickschnack da ist.

Aber löblich, dass Du dieses für Dich ja heißeste aller Eisen anpackst und im Heft empfiehlst: »Man kann dem Kaufimpuls besser widerstehen, wenn man einen Schritt zurücktritt und sich fragt: Wer will, dass ich das haben will?«

Und das weiß niemand besser als Du und die Impulskundschaft von Titanic

 Bild.de!

»Springer hatte im Januar bundesweit für Entsetzen gesorgt«, zwischentiteltest Du mit einem Mal überraschend selbstreferenziell. Und schriebst weiter: »Nach der Enthüllung des Potsdamer ›Remigrations‹-Treffens von AfD-Politikern und Rechtsextremisten postete Springer: ›Wir werden Ausländer zurückführen. Millionenfach. Das ist kein Geheimnis. Das ist ein Versprechen.‹« Und: »In Jüterbog wetterte Springer jetzt gegen ›dahergelaufene Messermänner‹ und ›Geld für Radwege in Peru‹«.

Dass es in dem Artikel gar nicht um Dich bzw. den hinter Dir stehenden Arschverlag geht, sondern lediglich der Brandenburger AfD-Vorsitzende René Springer zitiert wird, fällt da kaum auf!

Zumindest nicht Titanic

 Hä, »Spiegel«?

»Aber gesund machen wird diese Legalisierung niemanden!« schreibst Du in einem Kommentar zum neuen Cannabisgesetz. »Ach, echt nicht?« fragen wir uns da verblüfft. Wir waren bisher fest vom Gegenteil überzeugt. Immerhin haben Kiffer/innen oft sehr gute feinmotorische Fähigkeiten, einen gesunden Appetit und ärgern sich selten. Hinzu kommen die unzähligen Reggaesongs, in denen das Kiffgras als »Healing of the Nation« bezeichnet wird. All dies willst Du nun tatsächlich infrage stellen? Da lieber noch mal ganz in Ruhe drüber nachdenken!

Empfehlen Deine Blättchenfreund/innen von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Gute Nachricht:

Letzte Woche in der Therapie einen riesigen Durchbruch gehabt. Schlechte Nachricht: Blinddarm.

Laura Brinkmann

 Immerhin

Für mich das einzig Tröstliche an komplexen und schwer zugänglichen Themen wie etwa Quantenmechanik, Theodizee oder den Hilbertschen Problemen: Letztlich ist das alles keine Raketenwissenschaft.

Michael Ziegelwagner

 Spielregeln

Am Ende einer Mensch-ärgere-dich-nicht-Partie fragt der demente Herr, ob er erst eine Sechs würfeln muss, wenn er zum Klo will.

Miriam Wurster

 Gebt ihnen einen Lebenszyklus!

Künstliche Pflanzen täuschen mir immer gekonnter Natürlichkeit vor. Was ihnen da aber noch fehlt, ist die Fähigkeit zu verwelken. Mein Vorschlag: Plastikpflanzen in verschiedenen Welkstadien, damit man sich das Naserümpfen der Gäste erspart und weiterhin nur dafür belächelt wird, dass man alle seine Zöglinge sterben lässt.

Michael Höfler

 Tödliche Pilzgerichte (1/1)

Gefühlte Champignons.

Lukas Haberland

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg