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Glanz und Elend des Kurtchen Sahne. Ein Wochend-Fortsetzungsroman (87)

(Was bisher geschah)

Für zwölf Sekunden war Ruhe, und Fred schien sich damit abzufinden, daß sein Problem keiner Lösung zugeführt worden war; und obschon Kurtchen hätte froh sein müssen, Petra weitere Ausführungen zum Thema ersparen zu können, war es doch sein Satz, der, einer Rechtfertigung gleich, im warmen Dunst des Nachmittags hing und ihn, Kurtchen, als Faselhans und Ferkel zu­rückließ. Das ging nicht an; und außerdem juckte es ihn, die Sache zu Ende zu bringen.

"Sieh's doch einfach metaphorisch", sagte er in ausgesucht versöhnli­chem, unernst-plänkelndem Ton, der den Rückzug ins Philosophische, wie er hoffte, günstig begleitete. "Das ganze Leben, ein einziges Dilemma. Unausweichlich, selbst am stillsten aller Orte."

"Man hat's nicht leicht", deklamierte Heiner erläuternd, "aber leicht hat's einen."

"Das ist doch kein Dilemma, du Blödi", schüttelte Fred humorvoll seine Lo­cken.

"Natürlich ist das ein Dilemma", wehrte Heiner sich. "Weil, schau, es ist zwar einerseits irgendwie nicht gut, aber andererseits..."

Sein Glas leersaugen und verzweifelt nach dem Kellner spitzen war für Kurtchen eins.

"... aber andererseits beschissen, schon klar, aber was hat denn das, was hat denn Dilemma jetzt mit einerseits und andererseits zu tun", insistierte jetzt Gernolf, und Kurtchen freute sich über Gernolfs Schützenhilfe für den Mann, den er gestern noch fast zusammengehauen hatte. "Du kannst das; kannst das doch nicht undialektisch sehn", sagte Gernolf.

"Undialektisch", Heiner gab sich hörbar Mühe, Hohn zu intonieren, und wußte aber gleich nicht weiter, was irgendwie kein Wunder war.

"Der muß das undialektisch sehn, der ist aus Hannover", löckte Kurtchen kiebig. Ihm fiel auf, daß er gar nicht wußte, womit Heiner sein Geld verdien­te. Ein Rätsel mehr, na prima.

"Aus Hildesheim, du Technokrat", retournierte Heiner bravourös und irgend­wie auch erleichtert, wieder in der Spur zu sein und seinen unbedacht vorgebrachten Einwand nicht begründen zu müssen. Eine Uhr schlug fern, Kurtchen verpaßte mitzuzählen, es freute ihn, er konzentrierte sich kurz und spürte seinen Zeitmesser am Handgelenk. Beließ es dabei, sah nicht nach. Alles floß sehr schön voran. Mehr Bier war nötig, weiter nichts; das war dann wohl das Glück. Die glückliche Generation. Das hatte er auf dem Titel einer Jugendzeitschrift gelesen. Noch die Lüge war ein Witz.

Und wie prüfend, was es mit dem Glück, mit seinem Glück heute auf sich hätte, sah Kurtchen Petra an, deren Blick aber etwas Absentes angenommen hatte. Vielleicht war sie aus Hildesheim, das hätte immerhin erklärt, was sie mit Käpt'n Hirni hatte.

"Kinder", baute Fred der ausufernden Debatte einen Damm, "es ist einfach immer scheiße. Flach, tief, ganz egal. Das ist die Wahrheit."

"Ist sie das?" fragte Petra zu ihm hin. "Ist es wirklich immer scheiße?" Und äugte fast schon vorwurfsvoll; Kurtchen brach der Schweiß aus. (wird fortge­setzt)

Kategorie: Kurtchen Sahne



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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Kurze Anmerkung, Benedikt Becker (»Stern«)!

»Wer trägt heute noch gerne Krawatte?« fragten Sie rhetorisch und machten den Rollkragenpullover als neues It-Piece der Liberalen aus, v. a. von Justizminister Marco Buschmann und Finanzminister Christian Lindner, »Was daran liegen mag, dass der Hals auf die Ampelkoalition besonders dick ist. Da hilft so eine Halsbedeckung natürlich, den ganzen Frust zu verbergen.«

Schon. Aber wäre es angesichts des Ärgers der beiden Freien Demokraten über SPD und Grüne nicht passender, wenn sie mal wieder so eine Krawatte hätten?

Ebenso stilistisch versiert wie stets aus der Mode: Titanic

 Clever, »Brigitte«!

Du lockst mit der Überschrift »Fünf typische Probleme intelligenter Menschen«, und wir sind blöd genug, um draufzuklicken. Wir lernen, dass klug ist: wer mehr denkt, als er spricht, wer sich ungeschickt im Smalltalk anstellt, wer sich im Job schnell langweilt, wer sich mit Entscheidungen schwertut, wer bei Streit den Kürzeren zieht und wer ständig von Selbstzweifeln geplagt wird.

Frustriert stellen wir fest, dass eigentlich nichts von alledem auf uns zutrifft. Und als die Schwachköpfe, die wir nun einmal sind, trauen wir uns fast gar nicht, Dich, liebe Brigitte, zu fragen: Waren das jetzt nicht insgesamt sechs Probleme?

Ungezählte Grüße von Deiner Titanic

 Ganz schön unentspannt, Giorgia Meloni!

Ganz schön unentspannt, Giorgia Meloni!

Nachdem Sie eine Klage wegen Rufschädigung eingereicht haben, wird nun voraussichtlich ein Prozess gegen den britischen Rockstar Brian Molko eingeleitet. Dieser hatte Sie bei einem Konzert seiner Band Placebo in Turin als Nazi und Faschistin bezeichnet.

Wir finden, da könnten Sie sich mal etwas lockermachen. Wer soll denn bitte noch durchblicken, ob Sie gerade »Post-«, »Proto-« oder »Feelgood-« als Präfix vor »Faschistin« bevorzugen? Und: Wegen solcher Empflichkeiten gleich vor Gericht zu gehen, kostet die Justiz so viel wertvolle Zeit. Die könnte sie doch auch nutzen, um Seenotretter/innen dingfest zu machen oder kritische Presse auszuschalten. Haben Sie darüber schon mal nachgedacht, Sie Snowflake?

Schlägt ganz gelassen vor: Titanic

 Weiter so, uruguayischer Künstler Pablo Atchugarry!

Eine angeblich von Ihnen geschaffene Bronzeskulptur im englischen Cambridge soll an Prinz Philip erinnern, der dort von 1977 bis 2011 Kanzler der Universität war. Allerdings wird das Kunstwerk, das im Auftrag eines reichen Bauträgers angefertigt wurde, von vielen als verunglückt empfunden und zieht seit nunmehr zehn Jahren Spott auf sich.

Dass Sie mittlerweile die Urheberschaft leugnen, um Ihr Renommee als Künstler zu schützen, ist zwar verständlich, aber aus unserer Sicht völlig unnötig. Wenn sich das Konzept durchsetzt, lästige Promis, die uns über Jahrzehnte viel Zeit, Geld und Nerven gekostet haben, mit langlebigen Schrott-Monumenten zu schmähen, werden Sie sich vor Aufträgen bald kaum noch retten können. Und das Beste: Weil andere Großkopferte sich mit ihren Eskapaden zurückhalten würden, um nicht von Ihnen verewigt zu werden, sorgten Sie auch noch für Ruhe und gesellschaftlichen Frieden.

Hofft, dass dieser Vorschlag einen Stein ins Rollen bringt: Titanic

 Hallihallo, Michael Maar!

In unserem Märzheft 2010 mahnte ein »Brief an die Leser«: »Spannend ist ein Krimi oder ein Sportwettkampf.« Alles andere sei eben nicht »spannend«, der schlimmen dummen Sprachpraxis zum Trotz.

Der Literatur- ist ja immer auch Sprachkritiker, und 14 Jahre später haben Sie im SZ-Feuilleton eine »Warnung vor dem S-Wort« veröffentlicht und per Gastbeitrag »zur inflationären Verwendung eines Wörtchens« Stellung bezogen: »Nein, liebe Radiosprecher und Moderatorinnen. Es ist nicht S, wenn eine Regisseurin ein Bachmann-Stück mit drei Schauspielerinnen besetzt. Eine Diskussionsrunde über postmoderne Lyrik ist nicht S. Ein neu eingespieltes Oboenkonzert aus dem Barock ist nicht S.«

Super-S wird dagegen Ihr nächster fresher Beitrag im Jahr 2038: Das M-Wort ist ja man auch ganz schön dumm!

Massiv grüßt Sie Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Tödliche Pilzgerichte (1/1)

Gefühlte Champignons.

Lukas Haberland

 Konsequent

Die Welt steckt in der Spermakrise. Anzahl und Qualität der wuseligen Eileiter-Flitzer nehmen rapide ab. Schon in wenigen Jahren könnten Männer ihre Zeugungsfähigkeit vollständig verlieren. Grund hierfür sind die Verkaufsschlager aus den Laboren westlicher Großkonzerne. Diese Produkte machen den Schädling platt, das Plastik weich und das Braterlebnis fettfrei und wundersam. Erfunden wurden diese chemischen Erfolgsverbindungen von – Überraschung – Y-Chromosom-Trägern. Toll, dass sich Männer am Ende doch an der Empfängnisverhütung beteiligen.

Teresa Habild

 Gute Nachricht:

Letzte Woche in der Therapie einen riesigen Durchbruch gehabt. Schlechte Nachricht: Blinddarm.

Laura Brinkmann

 Altersspezifisch

Ich gehöre noch zu einer Generation, deren Sätze zu häufig mit »Ich gehöre noch zu einer Generation« anfangen.

Andreas Maier

 Immerhin

Für mich das einzig Tröstliche an komplexen und schwer zugänglichen Themen wie etwa Quantenmechanik, Theodizee oder den Hilbertschen Problemen: Letztlich ist das alles keine Raketenwissenschaft.

Michael Ziegelwagner

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg