Aus Eugen Egners Püppchenstudio
Jetzt kommt das rezeptfreie Fernsehen für alle!
Kinder auf dem Mond (Schulbuchfassung)
Eines Abends beim Fernsehen erfand mein Vater die Kleinfamilie. Während ich aufmerksam die soeben gesendete Reportage über eine Kinder-Mondlandung verfolgte, dachte er laut: „Junge, ich frage mich, ob wir nicht eine Familie aufmachen sollten, Mutter, du und ich. Du wärest das Kind. Als Familienoberhaupt würde ich das ganze Geld verdienen, somit müßtet ihr tun, was ich will.“
Es war mir nicht möglich, auf seine Idee einzugehen, denn die TV-Sendung nahm mich gefangen. Niemand konnte sich erklären, wie diese Kinder es hatten schaffen können, auf dem Mond zu landen. Die Stimme des Reporters höre ich noch: „Meine Damen und Herren, Kinder auf dem Mond – das ist schon heute Zukunftsmusik!“ Ich habe mir nur diesen einen Satz gemerkt und dann noch die Namen der Kinder, die ich jetzt aber vergessen habe.
Was damals, ich muss ungefähr siebzehn gewesen sein, noch viel merkwürdiger gewesen war: die Kinder fanden bei ihrer Landung auf dem Mond eine nagelneue Schlafanzughose von mir. Ausgerechnet! Wie konnte die nur dorthin geraten sein? Trug ich sie nicht zur selben Zeit? Mein Vater bestätigt dies: „Ja, es ist dieselbe verdammte Schlafanzughose. Deine Mutter hatte sie dir damals gerade erst genäht. Ich möchte mal wissen, was aus der dazugehörigen Jacke geworden ist.“ Das aber kann ich ihm zeigen: ich trage die Pyjamajacke seit gut vierzig Jahren unter meinem Pullover.
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