Aus Eugen Egners Püppchenstudio
Weltweite Erstveröffentlichung oder auch nicht
Sie haben nur noch 38 %!
Weltweite Erstveröffentlichung oder auch nicht
Titel des übernächsten Buchs: "Die Federn der Zwangsbedingung".
Die beiden Bücher lagen nur als Versicherungsgewicht bereit. Hätten Sie dieses Wort tatsächlich auch vergessen, wäre Ihnen nicht mehr zu helfen gewesen.
Ist Reisen nicht erlernbar?
Am Fahrkartenschalter versuchte 341,2, das zum Erwerb eines Fahrausweises erforderliche Antragsformular auszufüllen.
»Das kann ich im Leben nicht«, dachte er.
Bei seinem Namen machte er das Komma an der falschen Stelle, als Geburtsdatum gab er das des vergangenen Tages an. Während er krampfhaft überlegte, was er als »Grund der Reise« eintragen sollte, setzte er aus Versehen das untere Drittel des Formulars in Brand. Zuguterletzt mußte seine Frau telephonisch herbeigerufen werden, damit sie das Ausfüllen erledigte.
»Kann er denn selbst reisen?« erkundigte sich die Schalterbeamtin. Die Ehefrau von 341,2 bezweifelte das aus gutem Grund.
341,2 dachte: »Das kann ich im Leben nicht.«
Der Bahnhofsvorsteher kam, um ihm das Reisen beizubringen. Mit vereinten Kräften steckten sie den angehenden Fahrgast in die Isolierwanne.
»Da wird er es bestimmt kapieren, das hat bisher noch jeder«, versicherte der Bahnhofsvorsteher der skeptischen Ehefrau. »Glauben Sie mir: wer das Reisen in der Isolierwanne gelernt hat, beherrscht es gründlich.«
Sobald 341,2 wieder herauskam, ließen sie ihn getrost reisen.
»Gute Reise«, riefen sie ihm winkend nach und: »Du kannst es!«
»Das kann ich im Leben nicht«, dachte 341,2, als er im davoneilenden Wagenkasten saß. Beim nächsten Halt auf offener Strecke stieg er aus. Die Bahnpolizei griff ihn gegen Abend auf.
»Was tun Sie da?« fragten die Beamten.
»Ich ... reise«, gab 341,2 unsicher zur Antwort.
Die Beamten schüttelten die Köpfe: »Nichts für ungut, der Herr, aber für uns sieht das eher so aus, als versuchten Sie, Chlorschnaps aus Bahnschwellen zu gewinnen.«
Wut war es zuletzt, die zur Beendigung der verengten Phase führte.
Worte des Mannes, der aus dem Dröhnen des neuen Kühlschranks hervorgegangen war:
"Aus dem Dröhnen des Kühlschranks habe ich eine Zukunft gewonnen: die Gegenwart."
Der alte Spindelstock ist die vielen Schraubenzieher auf seinem Tisch nie wieder losgeworden.
Was uns nicht gefällt, ist der Staub
2 Goldene Teeregeln
1. Je länger die Ziehzeit, desto länger die Teezeit.
2. Je stärker der Tee, desto größer die Kanne.
Abend mit Beleuchtung
(Version von 2021)
"Moment mal", sage ich, "gerade eben war es doch noch hell." Die Psychologin hebt kurz die Augen von ihren Notizen. "Es ist Abend", erwidert sie ohne jede Emotion. Wahrscheinlich notiert sie dann: "Zeigt sich erstaunt über das Vergehen der Zeit." Ich spreche mehrmals ungläubig das Wort "Abend" aus, dabei nähere ich mich dem Fenster, um in die Dunkelheit hinauszusehen. Sofort fällt mir etwas auf. "In der Hecke wohnt wieder jemand", merke ich an. "Woher wollen Sie das wissen?" fragt die Psychologin. "Da ist Licht", sage ich wahrheitsgemäß, denn in der Hecke ist nach langer Zeit wirklich wieder Licht. Nicht sehr hell, aber doch so, daß man dabei lesen könnte. "Wieviel Watt?" will die Psychologin wissen. Das ist beileibe keine leichte Frage. Daher frage ich zurück: "Sind mehrere Antworten möglich?" – "Nein." Weh mir! 40 Watt? 60 Watt? 25 Watt? Fieberhaft arbeitet mein infolge der Belastung schrumpfendes Hirn, kommt aber zu keinem wünschenswerten Ergebnis. Das fieberhafte Arbeiten verzehrt nur noch mehr zerebrale Substanz. Wenn ich so weitermache, werde ich in wenigen Minuten gezwungen sein, ohne Gehirn zu denken! Ich muß sofort damit aufhören und jemanden anrufen, der mir helfen kann. Aber wer sollte das sein? Wen kenne ich, wen hätte ich je gekannt? Mir fällt nur die Firma ein, bei der ich vor langer Zeit einmal gearbeitet habe. Doch da wird sicher niemand mehr sein, der sich an mich erinnert, außerdem ist es schon Abend. Wegen der hereindrängenden Dunkelheit kann ich obendrein die Buchstaben und Zahlen im Telephonbuch nicht lesen. Man müßte Licht haben, eine Glühbirne zum Leuchten bringen, wie die neuen Bewohner der Hecke es tun. Wahrscheinlich ist es eine 40er Birne. Aber da kann man sich leicht täuschen, besonders auf eine solche Entfernung. Also vielleicht eher 60 Watt? Oder wäre das schon zu hell zum Lesen? Bevor ich zu raten anfange, sage ich lieber gar nichts. Ich nehme an, die Psychologin notiert: "Kann die Wattzahl nicht angeben." Vielleicht notiert sie aber nichts, denn es ist ja ziemlich dunkel im Zimmer. "Wissen Sie wenigstens, wer in der Hecke wohnt?" höre ich sie dann fragen. "Vielleicht", überlege ich laut, "vielleicht diejenigen, die nachts immer auf dem Dach herumrennen?" – "Falsch." Falsch. Was auch sonst? Ich bin es leid. Ich will keine Fragen mehr beantworten. Den lieben langen Tag geht das schon so. Schluß damit! Ich nehme der Psychologin das Schreibzeug weg und laufe hinüber zu den Leuten in der Hecke.