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Aus Eugen Egners Püppchenstudio

Gegebenen Anlasses wegen 


Wieder einmal besuchte ich jemanden.  
„Bitte ersparen Sie uns die umständliche Geschichte, wie Sie uns gefunden haben“, sagte B. bei meiner Ankunft. Ich aß große Mengen imaginären Besucherkuchens und vermied Ähnlichkeiten mit früheren Besuchern. Mitten in einer Bewegung hielt ich inne, weil auf dem Tisch ein Paket stand, das mir bislang nicht aufgefallen war. „Ist das für mich?“ fragte ich.  
„Nein, das haben Sie mir mitgebracht“, antwortete A.  
Erleichtert setzte ich meine Bewegung bis zum Ende fort. Der Wille zur Ermittlung des Paketinhalts sprang währenddessen auf B über. Mit dem Gestus einer dreibeinigen Seherin des Alten Testaments öffnete er das Paket. Es enthielt zahlreiche Briefe an mich und ein Konvolut Unterlagen, die alle vor dem 30. Mai vernichtet worden waren. Sämtliche Briefumschläge sahen gleich aus: Größe, Farbe und Adressbeschriftung waren identisch. Wenn man das zuendedachte, stimmte zuletzt gar nichts mehr.  


 

 

 

 

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Inzwischen tat eine andere Angestellte Dienst an der Rezeption. Als sie mir den Schlüssel gab, sagte sie: „Es wäre uns eine große Freude, wenn Sie uns die Ehre gäben, an unserer heutigen Feier zum Tag der wunschlosen Enge teilzunehmen.“ Ich war überrascht und vermutete, es handle sich um einen Irrtum. Doch ließ sich zweifelsfrei belegen, daß tatsächlich ich gemeint war. Der Geschäftsführer kam und ergriff meine Hand. Indem er sie drückte, dankte er mir dafür, daß ich in seinem Hotel logierte, „obwohl der Eingang zu unserem Haus beileibe nicht immer an derselben Stelle zu finden ist. Viele sind schon stundenlang mit aufgeklapptem Zollstock auf dem Boden herumgekrochen und haben ihn gesucht.“


Weshalb man in Marbach meine nachgelassenen Manuskripte nicht haben will (2):  

 

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Durch einen dummen Fehler, den 341,2 eines Nachts beim Träumen machte, geriet Professor Drusian in Schwierigkeiten. Er beschloß, eine Kur zu machen. Wie es der Dienstweg vorschrieb, beantragte er beim Präsidenten zwei Feriensemester. Seine Eingabe wurde jedoch ohne Angabe von Gründen abgelehnt. Ihm blieb nichts übrig, als fristlos zu kündigen. Auf die Kur mochte er aber trotzdem nicht verzichten und meldete sich im Sanatorium des Dr. Hoffmann an. Seine Ersparnisse reichten gerade für einen einjährigen Aufenthalt, und weil er sich nach all dem Ärger endlich einmal etwas gönnen wollte, buchte er das Kafka-Zimmer. Im Anschluß an seine Abschiedsvorlesung schenkte er den Studentinnen und Studenten Geld, damit sie sich etwas kaufen konnten. Einige gaben jedoch viel zuviel aus, sodaß Professor Drusian fürchten mußte, sich das Kafka-Zimmer nicht mehr leisten zu können. Obendrein wurde er von der eifersüchtigen Tochter des Universitätspräsidenten umgebracht.Damit hatte 341,2 seine schöne Einkommensquelle verloren. Ersatzweise versuchte er zu träumen, er arbeite als Konstrukteur synthetischer Tiere bei einem riesigen Konzern und pflege ein Verhältnis mit der Sekretärin des Chefs. Selbstverständlich gelang ihm das nicht. Er fiel lediglich aus dem Bett. Für den Rest des Jahres träumte er mit geschwollener Unterlippe, eine ältere Dame stelle ihn als monströsen Leichnam unbekannter Herkunft auf Jahrmärkten aus. Von den Einnahmen gab sie ihm nichts ab.

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In meiner Eigenschaft als Vertreter für Strick- und Häkelnadeln kam ich eines Tages zu einer Haustür. Was ich stärker empfand – Überraschung oder Enttäuschung – hätte ich nicht sagen können. Meine übliche Vorgehensweise bestand darin, zu klingeln und der öffnenden Person die Frage zu stellen: „Wissen Sie denn auch, daß Frauen und Mädchen in aller Welt häkelnund stricken?“ Ich war nicht restlos zufrieden mit dem Wortlaut, wußte aber keinen besseren. Heute würde ich sagen: "Guten Tag. Nehmen wir uns ein Beispiel an den Braunbären. Sie brauchen keine Digitalisierung, und sie haben recht."


Kleinanzeige
Auch aus den Gründen (Auflösung eines Jazzmusikers) abzugeben:
Reformkleid aus Klingelseide
.
Aufgrund größerer Wartungsarbeiten bitten wir, bis spätestens 11. Oktober 2022 zu bezahlen, stirbt verhindert mehr Gerüst.


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Brahms und die Realität (Teil2) 

In jener Zeit reiste ich einmal mit dem Zug irgendwo hin, um etwas Geschäftliches zu erledigen. Der Wagen, in dem ich saß, war bis auf mich leer. Dieser Umstand hätte mir erlaubt, ungestört Mundharmonika zu spielen, doch ist das nicht meine Art, ich besitze auch kein solches Instrument. Mein Vater hatte einst eine Mundharmonika gehabt, und sie war vor Jahren mit ihm begraben worden.  

Ungefähr eine halbe Stunde vor meinem Fahrtziel hielt der Zug auf offener Strecke. Zunächst nahm ich die Verzögerung ohne weiteres hin, als sie sich dann aber auffällig in die Länge zog, wurde ich ungeduldig und begann, den Kopf hin und her zu drehen. Es fehlte nicht viel, und ich hätte ein Fenster geöffnet. Da kam der Schaffner durch den Gang gelaufen. Als er mich sah, blieb er stehen und sprach: „Steigen Sie bitte aus. Der Zug endet hier.“

„Der Zug endet hier?“ empörte ich mich und fügte an, wohin ich zu reisen gedachte. Bedauernd erwiderte der Schaffner, eine Weiterfahrt sei unmöglich. Ich fragte nach dem Grund für diese Unmöglichkeit. „Kommen Sie mit, ich zeige es Ihnen“, sagte der sich nun in Bewegung setzende Mensch. Verärgert nahm ich meine Reisetasche und folgte ihm ins Freie.  

Auf dem knirschenden Schotter schritt er voran zur Lokomotive. Da sah ich es dann: Etwa zehn Meter vor uns endeten die Schienen an einem riesigen gemalten Hintergrund, um auf diesem zweidimensional (und perspektivisch durchaus überzeugend dargestellt) weiterzuverlaufen, bis sie sich in Unschärfe verloren.  „Könnte Brahms dahinterstecken?“ fragte ich unwillkürlich. „Durchaus“, meinte der Schaffner. 

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Brahms und die Realität

Damals hörte man immer häufiger, die Realität habe, zumindest stellenweise, merklich nachgelassen. Manche Menschen waren sogar der Meinung, es könne allmählich von einer Realitätsverwahrlosung gesprochen werden. Das Amt für Realitätspflege sah sich daher zum Handeln gezwungen und gab folgende Geheiminformation heraus:
„In den letzten Jahren haben weltweit beunruhigende Ereignisse stattgefunden, an denen sich eine allgemeine Tendenz ablesen läßt: Das, was wir Realität nennen, erschöpft sich offenbar und gerät in Auflösung. Die Ursache scheint, wie üblich, menschengemacht zu sein. Offenbar haben die von den diversen elektronischen Medien generierten und kumulierten Datenmengen ein Eigenleben angenommen, wodurch eine Art schwer schizophrenen Bewußtseins entstanden ist. Dieses erzeugt auf dem Wege der Selbstentzündung wahllos Kopien von ebenso wahllos kombinierten Realitätsteilen: Das Phänomen der elektronischen Fata Morgana. Der Sitz dieses neuen, im menschlichen Sinne nicht persönlichen Bewußtseins (s.o.) wird in einem Bereich links unten neben der Realität vermutet.“
Mein Instinkt sagte mir, daß in Wirklichkeit Brahms, unter dem ich seinerzeit viel zu leiden hatte, auch an der Realitätsverwahrlosung Schuld trug. Leider konnte ich es nicht beweisen.

(Wird fortgesetzt.)


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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Gute Frage, liebe »Süddeutsche«!

»Warum haben wir so viele Dinge und horten ständig weiter? Und wie wird man diese Gier wieder los?« teast Du Dein Magazin an, dasselbe, das einzig und allein als werbefreundliches Vierfarb-Umfeld für teuren Schnickschnack da ist.

Aber löblich, dass Du dieses für Dich ja heißeste aller Eisen anpackst und im Heft empfiehlst: »Man kann dem Kaufimpuls besser widerstehen, wenn man einen Schritt zurücktritt und sich fragt: Wer will, dass ich das haben will?«

Und das weiß niemand besser als Du und die Impulskundschaft von Titanic

 Wir wollten, »SZ«,

nur mal schnell Deine Frage »Gedenkbäume absägen. Hinweistafeln mit Hakenkreuzen beschmieren. Wer macht sowas?« beantworten: Nazis.

Für mehr investigative Recherchen wende Dich immer gerne an Titanic

 Warum, Internet?

Täglich ermöglichst Du Meldungen wie diese: »›Problematisch‹: Autofahrern droht Spritpreis-Hammer – ADAC beobachtet Teuer-Trend« (infranken.de).

Warum greifst Du da nicht ein? Du kennst doch jene Unsichtbar-Hand, die alles zum Kapitalismus-Besten regelt? Du weißt doch selbst davon zu berichten, dass Millionen Auto-Süchtige mit Dauer-Brummbrumm in ihren Monster-Karren Städte und Länder terrorisieren und zum Klima-Garaus beitragen? Und eine Lobby-Organisation für Immer-Mehr-Verbrauch Höher-Preise erst verursacht?

Wo genau ist eigentlich das Verständlich-Problem?

Rätselt Deine alte Skeptisch-Tante Titanic

 Clever, »Brigitte«!

Du lockst mit der Überschrift »Fünf typische Probleme intelligenter Menschen«, und wir sind blöd genug, um draufzuklicken. Wir lernen, dass klug ist: wer mehr denkt, als er spricht, wer sich ungeschickt im Smalltalk anstellt, wer sich im Job schnell langweilt, wer sich mit Entscheidungen schwertut, wer bei Streit den Kürzeren zieht und wer ständig von Selbstzweifeln geplagt wird.

Frustriert stellen wir fest, dass eigentlich nichts von alledem auf uns zutrifft. Und als die Schwachköpfe, die wir nun einmal sind, trauen wir uns fast gar nicht, Dich, liebe Brigitte, zu fragen: Waren das jetzt nicht insgesamt sechs Probleme?

Ungezählte Grüße von Deiner Titanic

 Helen Fares, c/o »SWR« (bitte nachsenden)!

Sie waren Moderatorin des Digital-Formats MixTalk und sind es nun nicht mehr, nachdem Sie ein launiges kleines Video veröffentlicht haben, in dem Sie zum Boykott israelischer Produkte aufriefen, mit Hilfe einer eigens dafür programmierten App, die zielsicher anzeigt, wo es in deutschen Supermärkten noch immer verjudet zugeht (Eigenwerbung: »Hier kannst Du sehen, ob das Produkt in Deiner Hand das Töten von Kindern in Palästina unterstützt oder nicht«).

Nach Ihrem Rauswurf verteidigten Sie sich in einem weiteren Video auf Instagram: »Wir sind nicht antisemitisch, weil wir es boykottieren, Produkte von Unternehmen zu kaufen, die Israel unterstützen. Ein Land, das sich vor dem Internationalen Gerichtshof wegen Genozid verantworten muss, weil es Zehntausende von Menschen abgeschlachtet hat.« Da sich aber auch Deutschland vor dem Internationalen Gerichtshof wegen Beihilfe zum Genozid verantworten muss, war Ihre Kündigung beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk ja ohnehin einvernehmlich, oder?

Kann es sich nicht anders vorstellen: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 In Würde altern

Früher hätte mich der riesige Pickel mitten auf meinem Hals stark gestört. Heute trage ich den wohl niedlichsten ausgeprägten Adamsapfel, den die Welt je gesehen hat, mit großem Stolz ein paar Tage vor mir her.

Ronnie Zumbühl

 Dual Use

Seit ich meine In-Ear-Kopfhörer zugleich zum Musikhören und als Wattestäbchen verwende, stört es mich gar nicht mehr, wenn beim Herausnehmen der Ohrstöpsel in der Bahn getrocknete Schmalzbröckelchen rauspurzeln.

Ingo Krämer

 Frage an die Brutschmarotzer-Ornithologie

Gibt es Kuckucke, die derart hinterhältig sind, dass sie ihre Eier anderen Kuckucken unterjubeln, damit die dann fremde Eier in fremde Nester legen?

Jürgen Miedl

 Back to Metal

Wer billig kauft, kauft dreimal: Gerade ist mir beim zweiten Sparschäler innerhalb von 14 Tagen die bewegliche Klinge aus ihrer Plastikaufhängung gebrochen. Wer Sparschäler aus Kunststoff kauft, spart also am falschen Ende, nämlich am oberen!

Mark-Stefan Tietze

 Immerhin

Für mich das einzig Tröstliche an komplexen und schwer zugänglichen Themen wie etwa Quantenmechanik, Theodizee oder den Hilbertschen Problemen: Letztlich ist das alles keine Raketenwissenschaft.

Michael Ziegelwagner

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
15.05.2024 München, Volkstheater Moritz Hürtgen mit S. El Ouassil und M. Robitzky
16.05.2024 Regensburg, Alte Mälzerei Max Goldt
17.05.2024 A-Linz, Posthof Max Goldt
18.05.2024 Wien, Rabenhoftheater Max Goldt