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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: An der Urne

Es war natürlich eine Überreaktion, ein erster Reflex und völlig daneben, Bundesheimatminister Horst Seehofer (und auch nur in Gedanken, unausgesprochen, ganz für mich) ein Arschloch zu nennen, nur weil er (und eben nicht: es!) lt. Morgenblatt „Sympathie“ für ein anderes wirkliches Arschloch, den Faschisten und Judenhasser V. Orbán gezeigt hatte; denn er, Seehofer, hatte ja die allerbesten Gründe für diese Sympathie, wenn ein populärer Kollege mit der Angst vor Kaffern und Weltjudentum eine Wahl gewinnt: „Es ist ja wiederholt ein sehr deutlicher Wahlsieg“, sagte Seehofer, bevor er die EU vor einer „Politik des Hochmuts und der Bevormundung“ warnte. „Orbán habe durch den Wahlsieg einmal mehr einen Vertrauensbeweis der Bevölkerung erhalten. ,Nichts ist eine stärkere Bestätigung als der Erfolg an der Wahlurne’, sagte er“, Horst Seehofer, den ich hier, wie gesagt, ausdrücklich nicht Arschloch nenne, denn erstens wäre Horst Seehofer ein Arschloch zu nennen eine (füglich verbotene) Beleidigung, zweitens sind die Sitten schon verroht genug, und drittens hat er ja recht: Wenn das Volk, der freie Souverän, Faschismus und Judenhaß will, dann muß es beide kriegen können, und wenn ein Arschloch Politiker von der NSDAP CSU für eine Landtagswahl Stimmen braucht, dann schlägt er sich natürlich auf die Seite der Bevölkerung, die kriegen soll, was sie will oder was sie nach Regierungspropaganda wollen soll, das ist im Einzelfall nicht immer leicht zu unterscheiden.

Denn natürlich hat H. Seehofer in seiner knappen Freizeit (wg. Heimatministerium) keine Zeit, etwa Joseph Goebbels’ Tagebücher zu lesen, und vermutlich reicht es nicht einmal dazu, Jürgen Roths fulminante Franz Josef Strauß-Audiocollage (München: Kunstmann 2012) anzuhören: „Mich können Sie nicht stoppen, ich bin da!“ Dabei könnte man da so schön sentimental werden und traurig darüber, was man als CSU einst alles noch sagen konnte und auch gesagt hat, um den sog. rechten Rand zu bedienen, und was aber die linksversifften Hauptstadtkontrollettis heute alles unter Strafe stellen. Denn das wird man ja wohl noch sagen dürfen, daß es ein völlig normaler demokratischer Vorgang ist, wenn faschistische, antisemitische Staatsmedien wider Juda hetzen und die faschistische, antisemitische Regierungspartei dann eine schöne Mehrheit bekommt!

„dein goldenes Haar Margarete / dein aschenes Haar Sulamith“ Celan, 1948

Natürlich ist Horst („Hotte“) Seehofer kein Antisemit, er hat nichts gegen Juden, ein paar seiner wirklich allerbesten Freunde sind welche. Aber daß sinistre Mächte konservativen Heimat- und Volkswohlbeauftragten nicht das Braune unterm Fingernagel gönnen, das ist ja wohl einfach so, und daß Deutschland die Kontrolle über seine Grenzen verliert, auch. Da muß ein Heimatminister doch anerkennend nicken und nicken dürfen, wenn ein demokratisch oder wenigstens demagogisch gewählter Heimatpolitiker es andernorts einmal an- und deutlich ausspricht, daß die Fremdenflut, daß der Strom aus Kanaken, Geschmeiß, Kohns und Gesindel das Blut und den Boden der heiligen Heimat gefährdet! Und daß keine EU und kein linksversiffter Bundestag (Ausnahmen: CSU, AfD) hochmütig und bevormundend werden darf, wenn eine Mehrheit von Volksgenossen eine Regierung der nationalen Erhebung und des nationalen Widerstands bestätigt; eine Regierung, die schon dafür sorgen wird, daß der Haß und die Dummheit nimmer aufhören, mindestens solange nicht, wie Arschlöcher damit Wahlen gewinnen.

Allzuviel Aufregung hat es um Seehofers Einlassung nicht gegeben; falls überhaupt welche. Warum auch: Demokratie, man weiß es, findet nun mal an der Urne statt.




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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Wie bitte, Extremismusforscher Matthias Quent?

Im Interview mit der Tagesschau vertraten Sie die Meinung, Deutschland habe »viel gelernt im Umgang mit Hanau«. Anlass war der Jahrestag des rassistischen Anschlags dort. Das wüssten wir jetzt aber doch gern genauer: Vertuschung von schrecklichem Polizeiverhalten und institutionellem Rassismus konnte Deutschland doch vorher auch schon ganz gut, oder?

Hat aus Ihren Aussagen leider wenig gelernt: Titanic

 Persönlich, Ex-Bundespräsident Joachim Gauck,

nehmen Sie inzwischen offenbar alles. Über den russischen Präsidenten sagten Sie im Spiegel: »Putin war in den Achtzigerjahren die Stütze meiner Unterdrücker.« Meinen Sie, dass der Ex-KGBler Putin und die DDR es wirklich allein auf Sie abgesehen hatten, exklusiv? In dem Gespräch betonten Sie weiter, dass Sie »diesen Typus« Putin »lesen« könnten: »Ich kann deren Herrschaftstechnik nachts auswendig aufsagen«.

Allerdings hielten Sie sich bei dessen Antrittsbesuch im Schloss Bellevue dann »natürlich« doch an die »diplomatischen Gepflogenheiten«, hätten ihm aber »schon zu verstehen gegeben, was ich von ihm halte«. Das hat Putin wahrscheinlich sehr erschreckt. So richtig Wirkung entfaltet hat es aber nicht, wenn wir das richtig lesen können. Wie wär’s also, Gauck, wenn Sie es jetzt noch mal versuchen würden? Lassen Sie andere Rentner/innen mit dem Spiegel reden, schauen Sie persönlich in Moskau vorbei und quatschen Sie Putin total undiplomatisch unter seinen langen Tisch.

Würden als Dank auf die Gepflogenheit verzichten, Ihr Gerede zu kommentieren:

die Diplomat/innen von der Titanic

 Apropos: ¡Hola bzw. holla, spanischer Priester!

Du hast Dir die Worte aus dem Matthäusevangelium »Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach« zu sehr zu Herzen genommen und in Deiner Gemeinde in der Kleinstadt Don Benito einen regen Handel mit Potenzmitteln betrieben. Für diesen nach weltlichem Ermessen offensichtlichen Sündenfall musst Du Dich nun vor einem irdischen Gericht verantworten.

Uns ist zwar nicht bekannt, ob Du Dich gegenüber Polizei und Justiz bereits bußfertig gegeben hast oder weiterhin auf das Beichtgeheimnis berufst. Angesichts der laut Zeugenaussagen freudigen Erregung Deiner überalterten Gemeindemitglieder beim Geläut der Glocken sowie ihres Durchhaltevermögens bei den nicht enden wollenden Eucharistiefeiern inklusive Rumgeorgel, Stoßgebeten und orgiastischer Gottesanrufungen sprechen alle Indizien aber ohnehin gegen Dich!

Bleibt auch ganz ohne künstliche Stimulanzien weiter standfest im Nichtglauben: Titanic

 Dear Weltgeist,

das hast Du hübsch und humorvoll eingerichtet, wie Du an der Uni Jena Deiner dortigen Erfindung gedenkst! Und auch des Verhältnisses von Herr und Knecht, über das Hegel ebenfalls ungefähr zur Zeit Deiner Entstehung sinnierte. Denn was machst Du um die 200 Jahre später, lieber Weltgeist? Richtest an Deiner Alma Mater ein Master-Service-Zentrum ein. Coole Socke!

Meisterhafte Grüße von Deiner Titanic

 Mmmmh, Thomas de Maizière,

Mmmmh, Thomas de Maizière,

über den Beschluss der CDU vom Dezember 2018, nicht mit der Linkspartei oder der AfD zusammenzuarbeiten, an dem Sie selbst mitgewirkt hatten, sagten Sie bei Caren Miosga: »Mit einem Abgrenzungsbeschluss gegen zwei Parteien ist keine Gleichsetzung verbunden! Wenn ich Eisbein nicht mag und Kohlroulade nicht mag, dann sind doch nicht Eisbein und Kohlroulade dasselbe!«

Danke für diese Veranschaulichung, de Maizière, ohne die wir die vorausgegangene Aussage sicher nicht verstanden hätten! Aber wenn Sie schon Parteien mit Essen vergleichen, welches der beiden deutschen Traditionsgerichte ist dann die AfD und welches die Linke? Sollte Letztere nicht eher – zumindest in den urbanen Zentren – ein Sellerieschnitzel oder eine »Beyond Kohlroulade«-Kohlroulade sein? Und wenn das die Alternative zu einem deftigen Eisbein ist – was speist man bei Ihnen in der vermeintlichen Mitte dann wohl lieber?

Guten Appo!

Wünscht Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

Vermischtes

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Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg