Wörter vor den Vorhang geholt
Heute: "Beziehungsweise"
Ein Wort, so schön, so liebenswürdig, so facettenreich – und doch so verstümmelt, so unterdrückt, so mundgerecht serviert ("bzw."!), daß wir (die Gesellschaft) es (das Wort) wohl nicht verdient haben: beziehungsweise. Wie voll, wie rund, wie beziehungsträchtig das klingt: BEZIEHUNGSWEISE. Man muß es nur recht oft ausschreiben, voll und ganz ausschreiben, ihm seinen Platz geben, den Platz, den es zum Leben braucht: beziehungsweise. Beziehungsweise. Beziehungsweise. Beziehungsweise. Beziehungsweise. Beziehunsgw Beziehungsweise. Reicht aber ausgesprochenes Ausgeschriebensein als Ersatz für ausgesprochenes Gesprochensein? Nein: Ja, wir sollten es wie ein Mantra immerzu wiederholen, wiederholen, wiederholen, einerseits, um uns bei ihm (dem Wort) gebührend zu entschuldigen, andererseits, um ihm den Weg in eine große Zukunft zu ebnen; eine Zukunft in einer Gesellschaft, die Wörter wie "beziehungsweise" nicht mehr gewalttätig zu Kürzeln zu degradieren braucht ("Bzw."!), um sich stark und mächtig zu fühlen; eine Zukunft, in der jedem einzelnen Wort seine persönliche Entfaltungsmöglichkeit verfassungsrechtlich garantiert bzw. mittels... ach, fuck. FUCKFUCKFUCK!
◀ | EU-Kommission will Kaffee regulieren | Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Privatnützig | ▶ |
Newstickereintrag versenden…