TITANIC Olympia-Telegramm
+++ Die chinesische Wasserspringerin He Zi gewinnt Silber im Dreimeterbrett-Finale und steht auf dem Siegertreppchen. Da kommt plötzlich ihr Freund Qin Kai auf sie zu, holt eine kleine rote Schachtel hervor, kniet nieder und macht ihr einen Heiratsantrag. Tränen kullern, das Publikum tobt, Gänsehautfeeling pur. Schließlich nickt He Zi, auf der Anzeigetafel erscheint "She said Yes", ein Happy End. Aber eins, das nicht lange währt: Als sie nach der Siegerehrung ins olympische Dorf zurückkehrt, erwartet sie dort wiederum ihr Freund Qin Kai, selbst als Wasserspringer in Rio dabei. Aber diesmal der echte! Was sie sich dabei gedacht habe, einem fremden Mann das Ja-Wort zu geben, fragt der Chinamann verzweifelt. He Zi, schon wieder den Tränen nah, gibt die einfache, gleichwohl verblüffende Antwort: Der Mann bei der Siegerehrung sei eben auch ein Chinese gewesen. Und die sehen ja bekanntlich alle gleich aus. Unterscheiden kann man sie nur mit Mühe und notfalls per Genitalvergleich. Einen solchen wollte die schüchterne He Zi dem Publikum aber nicht zumuten, sagte auf gut Glück "Ja", fatalerweise auf Chinesisch. Nun muß sie einen Mann heiraten, der sich nach Recherchen chinesischer Medien als He Zis langjähriger Internet-Stalker Long Dong herausgestellt hat. Tja, (Schlitz-)Augen auf bei der Partnerwahl... +++
+++ Der schnellste Mensch der Welt ist und bleibt Usain Bolt. Der jamaikanische Reggaetyp war als erster im Frühstücksraum des olympischen Dorfes, aß am schnellsten, war als erster beim Vormittagstraining, lief dort am schnellsten, kam als erster zum Mittagessen, kaute und verschlang in Rekordgeschwindigkeit, sprintete ins Bett zum Mittagsschlaf, träumte im Zeitraffer, erwachte noch vorm Einschlafen, schaute zur Einstimmung aufs 100-Meter-Finale unglaublich zügig "Speed" und "Speed 2", lief auf Siebenhundertmeilenstiefeln ins Olympiastadion, zog sich in 0,4 Sekunden um, schnitt rasch ein paar flotte Grimassen, lief die 100 Meter schneller als alle anderen Menschen auf der Welt (von denen sich ohnehin nur sieben trauten, mitzulaufen) und fuhr sogleich mit dem Schnellzug zurück nach Hamburg-Schnellsen, wo er sich schnell eingelebt hatte. Hat so jemand eigentlich noch Vorbilder? "Raketenmann wurde schnell mein Idol. Jetzt habe ich ihn rechts überholt, sehe ihn nur noch im Rückspiegel, er wird immer kleiner, bald ist er überrundet…" +++
+++ Was für ein Flegel! Statt bei der Hymne strammzustehen und alle drei Strophen mitzusingen, lümmelte Goldjunge Christoph Harting albern herum, machte Faxen, fing mit seinem Diskus einen Pokémon. Ganz Deutschland war fassungslos, schämte sich in Blut und Boden. Im Netz glühten die Drähte, brannten die Sicherungen durch, loderte die Wut: Statt eines distinguierten Diskus-Diskurses gab’s Harting-Bashing von Freising bis Schleswing. In der Sache berechtigt, im Ton jedoch weit unter Hartings Gürtellinie (1,80 m), zudem feige: Rio ist etwa 10 000 km entfernt, Harting kann bloß halb so weit werfen. Da heißt es üben, vor allem die dritte Strophe... +++
+++ US-Schwimmstar Ryan Lochte ist in Rio ausgeraubt worden. Der Olympiasieger in der Freistilstaffel saß mit drei amerikanischen Schwimmkollegen im Taxi, als dieses von einer mit Schußwaffen und Chlorgas bewaffneten Gang gestoppt wurde. Die Banditen erzwangen rücksichtslos die Herausgabe von Badekappen, Schwimmflossen und einer Urinprobe (negativ) +++
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