TITANIC Meinung: Menschen abholen und Angebote machen
Ein couragierter Zwischenruf von David J. Schuh
Liebe Landsleute, liebe Eliten in den Wolkenkuckucksheimen und Redaktionsstuben, liebe Abgehobenen und -gehängten,
"unsere" Kanzlerin Angela Dorothea Merkel hat gestern verkündet, ihre Kanzlerschaft um vier weitere Jahre zu verlängern. Das ist zunächst einmal ihr gutes Recht, wir leben schließlich in einem demokratischen Rechtsstaat und nicht in den Staaten, die eine andere Kultur pflegen, etwa den Staaten (USA). Gleichwohl muß Merkel jetzt zeitnah liefern, was immer das bedeutet! Sie muß die Sorgen und Nöte, aber auch die Ängste und Befindlichkeiten, nicht zuletzt die Chimären und handfesten Psychosen der Bevölkerung ernst nehmen, will sie nicht weitere Glaubwürdigkeit verspielen. Denn mal Hand aufs Herz: Eine populistische Forderung der CSU oder der AfD – etwa nach einer fünfzig Meter hohen Mauer an den Grenzen zu Österreich und den Maghreb-Staaten sowie einer positiven Neubesetzung der Begriffe "Apartheid" und "Autobahn" – wird zu einer grundlegend anderen, wenn sie von vernünftigen, weltoffenen Menschen gestellt wird, z.B. von mir oder auch Angela Merkel, falls sie dazulernt. Alles andere stärkt den rechten Rand, der zum Glück in Deutschland marginal ist. Noch!
Einen deutschen Donald Trump aber gilt es jetzt mit allen Mitteln zu verhindern; und die liegen nun einmal zuvörderst darin, sein Programm vollständig zu übernehmen, natürlich auf Deutschland übertragen und mit humanistischem Augenmaß. Andernfalls besteht die Gefahr, daß rechtspopulistische Rattenfänger gestärkt werden, die dann wiederum ihre menschenverachtenden Forderungen durchsetzen könnten, etwa nach einer fünfzig Meter hohen Mauer oder einer positiven Neubesetzung Dänemarks. Und Rattenfänger sind ja, wie der Name schon sagt, auf der Suche nach gutmütigen Menschenfreunden, denen sie einfache Lösungen andrehen können, worauf die lieben, in Not geratenen Trottel dann im Handumdrehen zu rassistischen, gewaltbereiten Barbaren mutieren. Dies gilt es zu verhindern, und da sind auch und gerade wir Journalisten und Aufmerksamkeitsökonomen gefragt.
Wir müssen die Menschen abholen und ihnen Angebote machen. Ich habe beispielsweise gestern meine Putzfrau von der Straßenbahn abgeholt und ihr das Angebot gemacht, sie künftig für den halben Lohn arbeiten zu lassen, dafür aber doppelt so lange. Das war ein Angebot, das sie nicht ablehnen konnte, weil ich ihre Aufenthaltserlaubnis vorsichtshalber in meinem Mahagoni-Sekretär "verwahrt" habe. Eine Win-Win-Situation, wie ich finde-finde. Es ist heutzutage einfach wichtig, daß die Menschen wieder miteinander reden, auch gerne mal im Imperativ. Alte Links-Rechts-Schemata oder ein Anruf bei der Polizei helfen da niemandem weiter.
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