TITANIC Feuilleton: Das Flüchtlingsdrama
Zweifellos ist es heute die Gattung des Flüchtlingsdramas, welche an den europäischen Bühnen und unter Theaterkritikern den Löwenanteil der Beachtung findet. Die Inszenierungen nehmen weiter zu, so daß manch einer bereits von einer Übersättigung durch deren Bilder spricht. Der Widerspruch von Masse und Klasse wird jedoch auch hier nicht aufgehoben. Denn den Europäern fehlt es an nahezu allem, was den Erfolg dieser Gattung rechtfertigen würde, zeigen sich doch speziell die Akteure aus dem deutschen Raum erschreckend unterambitioniert und gänzlich ohne jede Verve, mit der sie das sinkende Schiff auch nur zu retten versuchten. Dies ist jedoch ein elementarer Anspruch, an dem sich eine moderene Inszenierung messen lassen muß, an dem sie auflebt oder untergeht. Hier bleiben sie insgesamt weit hinter ihren Möglichkeiten. Denn auch wenn keine Redaktion derzeit auf die Besprechung der aktuellen Flüchtlingsdramen verzichten zu können scheint: bemerkenswert ist an ihnen allenfalls die Abstinenz jeglicher Katharsis, ist das Spiel in seiner Bodenlosigkeit doch noch der letzten Menschlichkeit beraubt. Wer lust- und emotionslose Schauspielerdarsteller sehen möchte, die jeder dem Geschehen hilfreichen Handlung entsagen, der kann sich die Theaterkarte auch getrost sparen und stattdessen den Tatort einschalten.
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