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"Schwere seelische Schäden" – Jan Fleischhauer über den Fall Harvey Weinstein

Was solcherlei Grausamkeiten in der menschlichen Psyche anzurichten vermögen, kann wohl nur ermessen, wer sie selbst einmal erleiden mußte. "Alles ist besser als noch ein Tag mit dir" – ähnlich brutal und mitleidlos, wie meine damalige Frau Ella unsere langjährige Ehe implodieren ließ, dürfte dieser Tage auch Georgina Chapman mit ihrem Gatten Harvey Weinstein umgegangen sein, bevor sie in aller Öffentlichkeit verlauten ließ: "Ich verlasse meinen Ehemann." Dieser ist verständlicherweise "am Boden zerstört", und das ist noch eine harmlose Umschreibung für die seelischen, gleichsam psychischen Verwundungen, die Weinstein zugefügt wurden und die ihn noch lange begleiten werden. Auch ich schlitterte nach der mir aufgezwungenen Trennung in eine mittelschwere Depression, wie in meinem neuen Bestseller (Alles ist besser als noch ein Tag mit dir – Roman über die Liebe, ihr Ende und das Leben danach. 207 Seiten, Knaus-Verlag, 20 Euro) in literarisch stilisierter Form nachzulesen ist.

Ob die moralischen Verfehlungen, derer nun einige offenbar der feministischen Kampagne nahestehende Aktricen den renommierten Filmproduzenten Weinstein zeihen, auch wirklich zutreffen, oder ob nicht das ein oder andere Hollywood-Sternchen die Gunst der Stunde nutzen will, sich schlicht wichtiger zu machen, als es ist, ob Grimm wegen entgangener Filmrollen, ob Neid und Mißgunst, gar Verbitterung und Frigidität die wahren Motive sind: all dies werden letztlich die Gerichte zu entscheiden haben. Bis dahin gilt in einem Rechtsstaat die Unschuldsvermutung, das sollte auch Meryl Streep bekannt sein, die ich in "Suffragette" – nebenbei bemerkt – unerträglich fand.

Daß die Trennung und deren wenig erquickliche Details nun in der Öffentlichkeit breitgetreten werden, macht es für Weinstein kaum leichter, seine Trauer zu verarbeiten. Seit vor zwei Wochen mein neues Buch (Knaus-Verlag, 20 Euro) erschienen ist, werden auch die Umstände meiner Trennung dans le public diskutiert, was mir durchaus zusetzt, alte Narben aufreißt. Die Aufzeichnungen waren ja eigentlich bloß zur persönlichen Traumabewältigung gedacht. Der Verlag hat mich dann überredet, es auch anderen Betroffenen zur Verfügung zu stellen, Männern, die ohne Vorwarnung und aus zweifelhaften Motiven (Geldgier?) verlassen wurden. Männern wie Harvey Weinstein. Ich habe dem schweren Herzens zugestimmt, denn Schweigen wäre das falsche Signal gewesen. Bald kommt die englische Übersetzung des Buches. Vielleicht wird es ja verfilmt.

Kategorie: Meinung



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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Hallihallo, Michael Maar!

In unserem Märzheft 2010 mahnte ein »Brief an die Leser«: »Spannend ist ein Krimi oder ein Sportwettkampf.« Alles andere sei eben nicht »spannend«, der schlimmen dummen Sprachpraxis zum Trotz.

Der Literatur- ist ja immer auch Sprachkritiker, und 14 Jahre später haben Sie im SZ-Feuilleton eine »Warnung vor dem S-Wort« veröffentlicht und per Gastbeitrag »zur inflationären Verwendung eines Wörtchens« Stellung bezogen: »Nein, liebe Radiosprecher und Moderatorinnen. Es ist nicht S, wenn eine Regisseurin ein Bachmann-Stück mit drei Schauspielerinnen besetzt. Eine Diskussionsrunde über postmoderne Lyrik ist nicht S. Ein neu eingespieltes Oboenkonzert aus dem Barock ist nicht S.«

Super-S wird dagegen Ihr nächster fresher Beitrag im Jahr 2038: Das M-Wort ist ja man auch ganz schön dumm!

Massiv grüßt Sie Titanic

 Ganz schön kontrovers, James Smith,

was Du als Mitglied der britischen Band Yard Act da im Interview mit laut.de vom Stapel gelassen hast. Das zu Werbezwecken geteilte Zitat »Ich feiere nicht jedes Cure-Album« hat uns jedenfalls so aufgewühlt, dass wir gar nicht erst weitergelesen haben.

Wir mögen uns nicht ausmalen, zu was für heftigen Aussagen Du Dich noch hast hinreißen lassen!

Findet, dass Provokation auch ihre Grenzen haben muss: Titanic

 Hello, Grant Shapps (britischer Verteidigungsminister)!

Eine düstere Zukunft haben Sie in einem Gastbeitrag für den Telegraph zum 75jährigen Bestehen der Nato skizziert. Sie sehen eine neue Vorkriegszeit gekommen, da sich derzeit Mächte wie China, Russland, Iran und Nordkorea verbündeten, um die westlichen Demokratien zu schwächen. Dagegen hülfen lediglich eine Stärkung des Militärbündnisses, die weitere Unterstützung der Ukraine und Investitionen in Rüstungsgüter und Munition. Eindringlich mahnten Sie: »Wir können uns nicht erlauben, Russisch Roulette mit unserer Zukunft zu spielen.«

Wir möchten aber zu bedenken geben, dass es beim Russisch Roulette umso besser fürs eigene Wohlergehen ist, je weniger Munition im Spiel ist und Patronen sich in der Trommel befinden.

Den Revolver überhaupt vom eigenen Kopf fernhalten, empfehlen Ihre Croupiers von der Titanic

 Prophetisch, »Antenne Thüringen«?

Oder wie sollen wir den Song verstehen, den Du direkt nach der von Dir live übertragenen Diskussion zwischen Mario Voigt und Björn Höcke eingespielt hast? Zwar hat der Thüringer CDU-Fraktionschef Höckes Angebot einer Zusammenarbeit nach der Wahl ausgeschlagen. Aber es wettet ja so manche/r darauf, dass die Union je nach Wahlergebnis doch noch machthungrig einknickt. Du jedenfalls lässt im Anschluss den Musiker Cyril mit seinem Remake des Siebziger-Lieds »Stumblin’ in« zu Wort kommen: »Our love is alive / I’ve fallen for you / Whatever you do / Cause, baby, you’ve shown me so many things that I never knew / Whatever it takes / Baby, I’ll do it for you / Whatever you need / Baby, you got it from me.« Wenn das nicht mal eine Hymne auf eine blau-schwarze Koalition ist!

Hätte sich dann doch eher »Highway to Hell« gewünscht: Titanic

 Gute Frage, liebe »Süddeutsche«!

»Warum haben wir so viele Dinge und horten ständig weiter? Und wie wird man diese Gier wieder los?« teast Du Dein Magazin an, dasselbe, das einzig und allein als werbefreundliches Vierfarb-Umfeld für teuren Schnickschnack da ist.

Aber löblich, dass Du dieses für Dich ja heißeste aller Eisen anpackst und im Heft empfiehlst: »Man kann dem Kaufimpuls besser widerstehen, wenn man einen Schritt zurücktritt und sich fragt: Wer will, dass ich das haben will?«

Und das weiß niemand besser als Du und die Impulskundschaft von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Altersspezifisch

Ich gehöre noch zu einer Generation, deren Sätze zu häufig mit »Ich gehöre noch zu einer Generation« anfangen.

Andreas Maier

 In Würde altern

Früher hätte mich der riesige Pickel mitten auf meinem Hals stark gestört. Heute trage ich den wohl niedlichsten ausgeprägten Adamsapfel, den die Welt je gesehen hat, mit großem Stolz ein paar Tage vor mir her.

Ronnie Zumbühl

 Finanz-Blues

Wenn ich bei meiner langjährigen Hausbank anrufe, meldet sich immer und ausnahmslos eine Raiffeisenstimme.

Theobald Fuchs

 Vom Feeling her

Es hat keinen Sinn, vor seinen Gefühlen wegzulaufen. Man muss sich schon auch mal hinter einem Baum verstecken und warten, dass die das nicht merken und an einem vorbeiziehen, sonst bringt das ja alles nichts.

Loreen Bauer

 Citation needed

Neulich musste ich im Traum etwas bei Wikipedia nachschlagen. So ähnlich, wie unter »Trivia« oft Pub-Quiz-Wissen gesammelt wird, gab es da auf jeder Seite einen Abschnitt namens »Calia«, voll mit albernen und offensichtlich ausgedachten Zusatzinformationen. Dank Traum-Latinum wusste ich sofort: Na klar, »Calia« kommt von »Kohl«, das sind alles Verkohl-Facts! Ich wunderte mich noch, wo so ein Quatsch nun wieder herkommt, wusste beim Aufwachen aber gleich, unter welcher Kategorie ich das alles ins Traumtagebuch schreiben konnte.

Alexander Grupe

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg