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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Großmütterchen Russland

So wirklich gern will man der FAZ ja nicht rechtgeben, aber kann sein, in Sachen Russland ist „das Maß nun voll“; auch wenn fürs erste noch ein Fragezeichen dranhängt. Kritiker vergiften, Journalistinnen erschießen: Nein, das muss aufhören; denn wenn das jetzt Mode würde, kritische Journalisten in Lebensgefahr zu bringen, wer sollte denn dann etwa Merkels und Europas Grenzregime als zu lasch und immer noch zu wenige dem sicheren Drittmeer ausliefernd kritisieren?

Aber Unrecht, das weiß die FAZ am besten, soll man nicht gegeneinander aufrechnen, andernfalls ja Dresden gegen Auschwitz gleich noch mal unterginge; und vielleicht muss die russische Rohstoff-Oligarchie, vom Weltmarkt unter Druck gesetzt, jetzt ausnahmsweise das machen, was Eliten in der Weltgeschichte bislang eher nicht getan haben: aufgeben. Mindestens zusehen, wie sich Kritiker und Kritikerinnen mopsig machen; wie, in zehn Jahren oder dreißig, Russland zum Westen wird, einschließlich ordentlicher Wahlen, Rechtsstaat und dergleichen. Vermutlich würde Russland dann aussehen wie heute Bulgarien oder Rumänien oder wo immer sonst im Osten diese robuste Art von Demokratie herrscht, vielleicht nicht so offen faschistisch wie in Ungarn oder Polen, aber doch mafiös genug, dass, was Oligarch war, auch Oligarch bleiben kann.

Allerdings nicht ohne dass der Westen, also sein Kapital, über Wohl und Wehe entschiede; aber den Westen, also sein Kapital, draußen zu halten, darum geht es der russischen Politik wesentlich. Vielleicht ist nationale Autonomie kein Wert an sich, und die Eliten Schwarzafrikas, ausgehalten von westlichen Rohstoffkonzernen, leben ja nicht eben schlecht. Aber wenn man doch den Daumen draufhat, warum ihn ohne Not wegnehmen? Und warum sich abhängig machen, wenn man doch souverän sein kann? Souveräner jedenfalls als Bulgarien und Rumänien?

„Denn der angestammte Fürst hat weniger Anlass und Notwendigkeit zur Härte; er ist daher beliebter, und wenn er sich nicht durch außerordentliche Laster verhasst macht, so versteht es sich von selbst, dass die Seinen ihm gewogen sind.“ Machiavelli, 1513

Dies alles unter der Voraussetzung, die Attentate hätte der Kreml tatsächlich angeordnet oder dulde sie wenigstens; liest man die Argumente derer, die das anzweifeln („Wollte Putin, dass Nawalny tot ist, dann würde er zu einem Mittel greifen, das funktioniert. Wie eine Kugel im Kopf oder ein tatsächlich tödliches Gift“, der britische Exbotschafter und Blogger Craig Murray, genussvoll zitiert von den „Nachdenkseiten“), ist man geneigt, der westlichen Leitmeinung zu glauben. Denn wollten westliche Geheimdienste, dass Nawalny tot ist, um es hernach Putin in die Schuhe zu schieben, wüssten sie ja ebenfalls, wie das geht, während Putin der halbtote Dissident genausoviel nützt wie der tote. Dass er Nawalny hat ausfliegen lassen, ist ja kein Beweis für die fehlende Tötungsabsicht, sondern bloß dafür, dass die Absicht als Botschaft ausreicht.

Dies alles ist jetzt jedenfalls eine „Wesensprüfung für den Westen“ (Berthold Kohler, FAZ), dessen Eliten zwar ebenfalls töten, aber nicht so plump; eher mittels so feiner Instrumente, wie es Landwirtschaftssubventionen sind. Dass B. Kohler uns wie ein viel feinerer Herr vorkommen kann als W. Putin, liegt zuerst daran, dass Kohler den Kalten Krieg gewonnen hat (und den Zweiten Weltkrieg gleich mit, wenn der Russe in Deutschland laut FAZ jetzt „Krieg“ führt) und dass den Herrschaftsanspruch der Klasse, die Kohler vertritt, praktisch niemand anzweifelt. Dafür fehlen Putin, Oligarchie hin und Staatsmedien her, die Mittel, und je schwächer einer ist, desto grober wird er werden. Das hat mit sog. Putin-Verständnis viel weniger zu tun als mit der Einsicht, dass Politik nichts anderes ist als die Machtfrage und dass ein Krieg erst dann richtig schmutzig wird, wenn einer ihn zu verlieren droht.

Könnte Kohler aus dem Geschichtsunterricht wissen.




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