Darts – ein Sport für die ganze Familie
Es ist wieder soweit! Wie stets um die Jahreswende herum macht es sich die Familie auf der Couch gemütlich, um gemeinsam Darts-WM zu schauen. Dick eingemummelt und mit reichlich Gebäck auf dem Tisch, begeistern sich Papa und Mama, wie adipöse Randgestalten Pfeile auf eine Korkscheibe schmeißen. Da jagt ein Highlight das andere. Zum Beispiel jetzt! Die Kamera zoomt blitzschnell an das rote fingerhohe Feldchen heran; zwei Pfeile stecken bereits drinnen. Bämm! "Onehundredandeiiiiiiiightyyyy!" schreit ein Mann, der sich nur durch fortgeschrittenen Kehlkopfkrebs für seinen Job des Punktebrüllers empfehlen konnte. Die sich größtenteils der Anonymität wegen verkleideten Massen johlen, gröhlen, verschütten Bier und ordern beständig neues, um anhaltend zu vergessen, wie beschämend ihre Anwesenheit an diesem Ort der zelebrierten Einfalt doch eigentlich ist.
Wie jeder Kneipensport besticht auch Darts durch seine simplen Regeln (Pfeil in Kork schmeißen), schließlich soll er ja von jedem noch so hirnreduzierten Schluckspecht verstanden werden. Nach dem gerade erst überstandenen Poker-Boom muß mit Darts nun das nächste Schwachsinnigenspiel herhalten, dessen Simplizität dem nicht trinkenden Volk derart sauer aufstieß, daß es aus dieser zum Spiel stilisierten saufverzögernden Maßnahme eine Wissenschaft, ja einen professionell zu betreibenden Sport entwickelt hat. Normalerweise finden zwei Typen Menschen zum Profi-Darts: solche, die sich zu fein sind, in der Kneipe zu saufen, und lieber Spiele spielen; und solche, denen es nach mehreren Tagen Vollsuff dringend nach Abwechslung und Frustabbau verlangt. Und wenn noch niemand da ist, dem man aufs Maul schlagen kann, wirft man eben Pfeile auf ein Scheibe. Als Schlüsselqualifaktion empfiehlt es sich übrigens, aus einem Land zu stammen, das sich vornehmlich aus Verbrechern, Tagedieben und anderen Schurkengestalten zusammensetzt – also Holland oder einem Staat der britischen Inseln. Es ist auffällig, daß also gerade solche Nationen zu Alkoholsportarten neigen, die in anständigen Disziplinen (Fußball) vor allem mit nachhaltiger Erfolglosigkeit reüssieren. Ein Schelm, wer hier einen kausalen Zusammenhang vermutet.
Man darf also gespannt sein, welcher Arbeitslosentrend demnächst von der Kneipe ins Rampenlicht überschwappt. Die Kicker- und Skat-Weltmeisterschaften gibt es zwar schon, die haben aber Gottseidank noch keine entsprechende Lobby aufbauen können. Die Chancen für eine Am-Spielautomaten-Sitzen-WM stehen daher gar nicht schlecht. Auch Bierdeckelschnipsen erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Am wahrscheinlichsten scheint derzeit allerdings eine Rauch-WM. Der einstige Breitensport wird zwar aufgrund des größtenteils eingehaltenen Rauchverbots mittlerweile vornehmlich im Untergrund bzw. in den Hinter- wie Innenhöfen hiesiger Wirtshausgassen praktiziert – erfreut sich aber dennoch größter Beliebtheit. Erste "Raucher-Clubs" haben sich bereits gegründet.
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