Pro und Kontra Kopfgeld
Pro
Der Wert eines menschlichen Lebens ist unbezahlbar, sagen viele. Kopfgeldjäger lehren uns das Gegenteil: Ein Mensch ist immer nur so viel wert wie die Verbrechen, die er begangen hat. Mit steigender Kriminalität steigt paradoxerweise also auch sein Wert. Um dieser Irrsinnsspirale entgegenzuwirken, sollten wir uns darauf besinnen, daß wir es selbst in der Hand haben, wer Opfer eines Kopfgeldjägers wird und zu welchem Preis. Wenn ich jetzt mal, rein hypothetisch freilich, auf den Kopf meiner Frau eine Summe von, sagen wir, 1 Mio. Euro aussetze, heißt das, daß sie mir zehnmal mehr wert ist als dieser Mohammed-Regisseur. In Zeiten, in denen menschliches Leben oft keinen Shiitake-Pilz mehr wert zu sein scheint, sollten wir mit solchen Aktionen ein mutiges Zeichen gegen die Entwertung Nichtkrimineller setzen – auch und gerade in Bezug auf Abtreibung.
Matthias Matussek
Kontra
Töten auf Knopfdruck ist auch im 21. Jahrhundert noch eine reizvolle Idee. Wenn mein unterprivilegierter Nachbar mal wieder stundenlang mit seiner Motorsäge masturbiert und das durch lautes Stöhnen seiner Umgebung mitteilt, hätte ich bisweilen selbst gern einen solchen Killerknopf. Allerdings: Wenn Tötungsverlangen Nächstenliebe verdrängt, wenn Rachsucht Vergebung unterbindet und wenn Köpfe Gedanken blockieren, ist bei mir Schluß mit lustig. Wer ein Recht auf Kopfgeld fordert, fordert das Recht, in den privatesten und intimsten Teil unseres Körpers eingreifen zu dürfen – einen Körperteil, der es uns ermöglicht, auch unerträgliche Darmkolikenprosa in "Deutschlands gröbste Sonntagszeitung" hineinzukoten. Das möchte ich nicht missen!
Peter Hahne
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