Humorkritik | April 2007
April 2007

Letzte Worte
»sind etwas für die törichten Leute, die nicht genug zu sagen gehabt haben« (Marx), und daß ich das Buch »Ich habe meine Sache hier getan. Leben und letzte Worte berühmter Frauen und Männer« (Bloomsbury Berlin), dem auch das Eingangszitat entnommen ist, trotzdem empfehlen möchte, liegt an den feinen, behende hingetupften biographischen Skizzen, die der Autor Hans Halter dem jeweiligen Schlußwort vorangestellt hat und die, für sich genommen schon interessant, mancher finalen Äußerung eine geradezu dämonische Pointenhaftigkeit zuteil werden lassen: »Egon Friedell (1878–1938), der Wiener Schriftsteller, Schauspieler und Journalist, war ein Urbild des intelligenten, rücksichtsvollen Herrn von Stand. Gute Manieren in jeder Lebenslage gehörten in seiner Schicht wohlhabender k.u.k.-Bürgerlichkeit einfach dazu … Als er drei Tage (nach dem ›Anschluß‹ Österreichs, H.M.) vom Balkon seiner Wohnung aus schwarz gekleidete SS-Männer auf das Haus zukommen und zwei von ihnen eintreten sah, verlor der jüdische Wiener die Nerven und sprang in den Tod. Er konnte ja nicht wissen, daß die SS nicht zu ihm wollte. Bis zur letzten Sekunde seinem Wesen treu, rief er den Gaffern und Uniformierten auf dem Bürgersteig warnend zu: ›Vorsicht, bitte!‹«