Humorkritik | April 2007
April 2007
Funzel der Vorstadt
Ob ein Handlungsablauf komisch wirkt oder nicht, hängt oft ganz schlicht vom Erzähltempo ab. Der ödeste Tierfilm, im Zeitraffer abgespielt, hat uns als Kinder zu Lachanfällen hingerissen; umgekehrt verdankt die berühmte Stubenfliegen-Verfolgungsjagd eingangs von »Spiel mir das Lied vom Tod« ihren Witz just der ungeheuren Langsamkeit, mit der sie vorgetragen wird. Wie sich durch einen Tempowechsel Komik vernichten läßt, veranschaulicht Aki Kaurismäkis Film »Lichter der Vorstadt«: Als Auftakt fungiert ein ungemein komischer Dreißigsekunden-Dialog betrunkener Russen, der mit den Worten endet: »Gibt es noch Wodka?« – »Ja und nein. Wer kann das wissen?« Woran sich ein neunzigminütiger Blues um einen kettenrauchenden Antihelden anschließt, der statt der lieben guten Brünetten partout die böse Blonde liebt. Letztlich bietet die Handlung nichts anderes als die Superlangversion jenes Dialogschluß-Orakels vom Anfang.
Ich als schneller Humorkritiker präferierte ja die Kurzversion.