Humorkritik | April 2007
April 2007

HumorCare Deutschland
So heißt die Gesellschaft zur Förderung von Humor in Therapie, Pflege, Pädagogik und Beratung, wie ich einem von der AOK verantworteten Zirkular namens praxis aktuell entnehmen konnte. Darin ein sich selbst »Psychologe und Theologe« nennender stellvertretender Vorsitzender namens Thomas Holtbernd allen Ernstes behauptet: »Leider gilt in unserer Gesellschaft Humor nach wie vor als unseriös.« Gemeint wahrscheinlich: Komik, was aber auch schon wieder Quatsch ist. Entsprechend schief und uninformiert klingen die weiteren Einlassungen des »Humorexperten« (AOK), der es sich zur Aufgabe gemacht hat, »Führungskräften« deutscher Spitzenunternehmen Humor anzutrainieren. »Denn Humor, so Holtbernds Botschaft, ist erlernbar«, referiert die AOK.
Doch »obwohl sich die positiven Erfahrungen solcher Schulungen längst herumgesprochen haben, konnten sich derartige Seminare bislang allerdings noch nicht zum Boom entwickeln. Der Grund: Die ökonomischen Effekte von Humor lassen sich … nur schwer exakt beziffern.« Interesse gebe es vornehmlich bei solchen »Unternehmen, die den Nutzen von Humor als Führungstechnik bereits erkannt« hätten. Nun bringt man es mit Humor als Führungstechnik, meiner bescheidenen Meinung nach, vielleicht zum Kassierer des FDP-Ortsvereins, aber deswegen müssen Holtbernds Behauptungen noch lange keinen Sinn ergeben.
Einen Zacken schärfer sind da schon die Dinge, die »der Experte für Heiterkeit« (AOK) in seinen Seminaren abspult: »Die Teilnehmer absolvieren Rollenspiele mit roter Clownsnase im Gesicht, machen Lachübungen, begeben sich auf die Suche nach ihrem persönlichen Humorvorbild oder müssen einen Lückentext auf witzige Art vervollständigen.« Womit wir endgültig bei der Fastnacht oder dem Orden wider den tierischen Ernst angelangt wären. Mit Humor kann ich das nur insoweit in Verbindung bringen, als ich und hoffentlich auch Sie, verehrte Leser, genügend Humor haben, darüber zu lachen, sollten deutsche Führungskräfte ihre Präsentationen tatsächlich »mit einem Witz oder einer Karikatur« beginnen, weil sie glauben, damit »gute Voraussetzungen für Problemlösungen« zu schaffen. Hahaha.