Humorkritik | April 2007
April 2007

Hilfe! Herbst! (Online only)
Vergleicht er "Hilfe! Hochzeit! – Die schlimmste Woche meines Lebens" mit der Originalvorlage "The Worst Week of My Life" (BBC, TITANIC 1/2006), fällt dem Humorkritiker zweierlei auf: Die deutsche Produktion hält sich dramaturgisch und bei den Dialogen löblich genau ans Vorbild. Sie ist aber trotzdem viel weniger komisch.
Das liegt leider einmal mehr an Christoph Maria Herbst, der sich seit geraumer Zeit offenbar für einen richtigen Schauspieler hält. Leider ist er nur ein Schauspielerdarsteller, der jede Rolle als Clown anlegt und mit beständigen Grimassen und lustiger Frisur stets so viel Distanz zu der Geschichte seiner Figur mitspielt, daß man weder peinliche Situationen mitfühlen kann noch versteht, warum er für seine Frau und im Grunde auch seine Schwiegermutter im Grunde doch liebenswert sein sollte.
In der Originalserie war das Hochzeitspaar mit einer glaubwürdigen Backstory ausgestattet, die dem Zuschauer erst eine echte Bindung an die Charaktere ermöglichte: Man konnte so gut verstehen, daß er sich von seiner kleinbürgerlich-proletarischen Herkunft ebenso emanzipiert hatte wie sie von ihrer adelig-snobistischen, und daß beide anläßlich der Hochzeit sich wieder mit ihren Eltern und ihrer Familie auseinandersetzen mußten, was zwangsläufig zu komischen Spannungen führte. Erst diese glaubhaften Charaktere, die sich streiten und versöhnen konnten, die verzweifelten und Zuversicht zurückgewannen, ermöglichten eine Screwball-Comedy, in der die abgedroschensten und übertriebensten Gags möglich wurden: O nein, sie werden doch nicht den Hund in den Betonmischer…?
Die deutsche Fassung verzichtet konsequent auf jedes Glaubwürdigkeits-Gegengewicht, gibt Christoph Maria Herbst die Gelegenheit zu einer weiteren One-Man-Show und konzentriert sich einseitig auf die burlesk-derben Witze. Was natürlich prompt schiefgeht. Lustige Frisur und Grimassen alleine machen halt noch keine Comedy.
"Hilfe! Hochzeit!" läuft ab Freitag, dem 13.4., um 21.15 Uhr auf Sat.1, eine etwas ausführlichere Humorkritik finden Sie im kommenden Heft 5/2007.